Gemäß der Lehre der Bibel ist nur eine Sache von Wichtigkeit, und das ist die Wahrheit. Der Heilige Geist wird nichts anderes ehren als die Wahrheit, seine Wahrheit.1
Martyn Lloyd-Jones
Gemeinde Jesu: Die Herausgerufene aus der Welt
Katholische Autoren haben den Protestantismus und damit die protestantische Bewegung als Ganzes mit seinen unzähligen Strömungen oft als Spaltpilz beschrieben. Während Katholiken argumentieren, alleine die Protestanten seien für die konfessionelle Aufspaltung verantwortlich, entgegnen Protestanten, dass es um der Wahrheit willen zwingend notwendig war, das religiöse Denken von katholischem Aber- und Unglauben zu befreien. Sola Scriptura, allein die Schrift, diesen Wahlspruch hatten sich alle Reformatoren auf ihre Fahnen geschrieben. Wer allein der Schrift folgt, kann im konfessionellen Miteinander gerade nicht in jenem Punkt Kompromisse machen, die zum ureigentlichen protestantischen Kernanliegen zählt. Mit anderen Worten, die Autorität der Heiligen Schrift ist ein höheres Gut als die ökumenische Gemeinschaft.
Ein weiteres Motto der Reformatoren, das man fälschlicherweise Martin Luther zuschreibt, lautete: Ecclesia semper reformanda est – die Kirche muss sich ständig reformieren. Tatsächlich handelt es sich bei diesem grundlegenden Anliegen, dass die Kirche sich in Leben, Handeln und Verkündigung ständig erneuern müsse, um einen Fingerzeig der calvinistischen Theologie des 17. Jahrhunderts. Bedauerlicherweise war dies der wunde Punkt des Protestantismus. Sehr schnell nach dem Tod Luthers wurde der Protestantismus in Form der beiden großen Hauptströme, der evangelischen und reformierten Kirche, institutionalisiert. Statt konsequent weiterzureformieren, setzte schnell ein Ermüdungsprozess des reformatorischen Eifers sowie ein Konsolidierungsprozess, und damit verbunden ein Erstarrungsprozess, ein. Weiterlesen