(Sprachliche Anpassung vom 19.05.2025)
Langsam klingt der Hype um die Real Life Guys sicher ab, und wie so oft, bin ich ein paar Jahre hinterher. Dennoch finde ich, enthält die Geschichte Philipps – neben einigen kritischen Elementen, sehr viel Gutes Material. Zu Gute kommt, dass die Dokumentation „Philipp Mickenbecker – Real Life“ nahezu eine nahtlose Ergänzung des Hörbuchs /Buchs „Meine Real Life Story – Und die Sache mit Gott“ ist(Wir haben dieses Werk bereits einmal besprochen). Diese Biographie, – gelesen vom Autor selbst- , erschien noch in einer Zeit, in der Philipp den Krebs nun endgültig für überwunden hielt. Im Hörbuch schildert der Autor seine Kindheit, seine Bekehrung, seine erste (und zweite Krebsdiagnose) und auch den Unglücksfall seiner Schwester. Immer wieder war bewegt, wie differenziert Philipp in diesem jungen Alter über Themen wie „Willen Gottes erkennen“, „individuelle Freiheit“, „Gebrauch und Umgang medizinischer Hilfe“, „Tod“, „Zweifel“ schreiben konnte. Die apologetische Stärke der Biographie ist mir erst langsam aufgegangen, was die Geschichte zu einem wertvollen missionarischen Instrument macht.
Die Dokumentation beschreibt in gewisser Weise die Geschichte Philipps weiter. Sie fängt mit dem Flugzeug-Absturz der Schwester an und wie dieses Ereignis Philipps geistliches Leben verändert hat. Grob lässt sich die Dokumentation (Achtung Spoiler) wohl in drei Teile teilen. Das erste drittel zeigt einige mediale Auswirkungen vom Schicksal Philipps auf, die ihm durch die große Reichweite seiner Channels ermöglichten in den unterschiedlichsten Sendungen seinen Glauben zu bekennen. Auch herausfordernden Fragen begegnete Philipp mit sowohl Verständnis wie Klarheit – Beides für das Alter sehr unerwartet und überraschend reif.
Das zweite Drittel beschreibt den Aufenthalt der Real Life Guys in der dominikanischen Republik, es ist Philipps letzte Unternehmung. Sein Krebs entwickelte sich hier bereits zu einer offenen Wunde, in die sich nun während dem Inselaufenthalt Maden einnisten.
Das letzte Drittel der Doku zeigt den Kampf gegen den Krebs, der langsam verloren wird. Man erlebt ein langsames Dahinsiechen, ja auch die letzten Tage und Stunden ,und dass inmitten von Corona! Schon einige Male konnte ich diese „gelbe alte“ Haut von Krebskranken persönlich miterleben, und hier sah ich sie am Leib des ansonsten sportlichen jungen Mannes wieder. Auch die Ärzte geben ihm keine Hoffnung mehr – äußerst loyal hält die Freundesgruppe in dieser Zeit zusammen und sie verbringen viel Zeit im Singen, Bibellesen und Gebet. Besonders eindrücklich ist das Gespräch zwischen Samuel Koch und Philipp wenige Stunden vor seinem Tod. Aber auch als Philipp Freunden und Eltern bekennen kann, dass er seinen Frieden mit Gott hat und seine Mutter erwidern kann, „wir auch“ das fand ich wirklich tröstlich. Kaum ist Philipp verstorben bewegt das einen seiner Guys das Christentum anzunehmen.
Eindrucksvoll endet die Dokumentation mit den in den Himmel aufsteigenden Ballons auf der Beerdigung Philipps (der natürlich, wie auch anders, in einer Badewanne beerdigt wurde) und während die Kamera langsam in den Himmel blickt, erscheint der Schriftzug „Real Life“.
Obwohl ich verstehe, dass der Lebensstil der Real Life Guys nicht jedermanns Sache ist, und einiges im Verhalten der Guys gelegentlich irritierend ist, lässt sich das klare Zeugnis von Philipp dadurch keinesfalls schmälern. Sein Zeugnis nur deswegen abzulehnen weil er in einer Friedensstimme oder einer mennonitischen Gemeinde ist, ist wirklich ein Armutszeugnis. Es ist auch ungerecht an einen, der schon mit 23 Jahren verstirbt, die gleichen Erwartungen zu stellen wie an einen 40-Jährigen. Diese Nachsicht mit der Jugend vermisse ich nahezu vollständig an allen Kritiken, die so durch den „Buschfunk“ gehen. Das schreibe ich nicht, weil ich Hoffnung hege, irgendwelche Kritiker zu irgendwas überzeugen, sondern weil ich die Wahrheit liebe.
Als Familie empfanden wir sowohl Hörbuch wie auch Dokumentation als eine große Ermutigung. Gerade in der letzten Zeit, in der das Leben unserer jüngsten immer wieder am seidenen Faden hing und das Thema „Medizin“ so unfassbar nah an einen trat, war diese Ausrichtung auf „das Real Life“ im Himmel ein großer Trost.