Martin Luther King – Vorkämpfer für Frieden und Menschenwürde

Mit zwei Freunden versuchen wir gelegentlich historische Texte zu lesen und haben uns den Brief von Martin Luther King aus dem Gefängnis in Birmingham vorgenommen. Dafür das King den Brief auf Zeitungsresten und Papierfetzen mitten aus seiner unwürdigen Zelle geschrieben hat, entstand ein wirklich mächtiges und hilfreiches Dokument. Auf der Suche nach einer deutschen Übersetzung dieses Briefes bin ich auf ein Band aus der Reihe „Zeugen des gegenwärtigen Gottes“ gestoßen (Und dabei entdeckt, das Sermon-Online eine ganze Menge Bände dieser super Reihe zum Download anbietet)

Die Beschäftigung mit dem Gewaltlosen Widerstand, den Martin Luther King mit den Gemeinden der Schwarzen praktiziert hat, ist eine Ermutigung in vielerlei Hinsicht. Da kommt ein junger Pfarrer von dem Theologiestudium und ist gewappnet das Gelernte, mit dem er sich intensiv auseinandergesetzt hat, ziemlich schnell in die Praxis umzusetzen. 1955 weigert sich die farbige Näherin Rosa Parks beim Busfahren sich weiterhin der Rassentrennung (Segregation) zu fügen und hinten Platz zu nehmen. Nun folgt ein ganzes Jahr harter Kampf gegen die Segregation, der vor allem von den Kirchen getragen wird. Die Schwarzen währenddessen nutzen keine Omnibusfahrten mehr und unterstützen sich entweder gegenseitig mit Fahrdiensten oder gehen zu Fuß. Nun versucht die Stadt alles mögliche, um die Menschen zum Busfahren zu bewegen, oder wohl eher zu zwingen. Privater Fahrten werden als Steuerhinterziehung gebrandmarkt, Fahrende werden für „Geschwindigkeitsüberschreitung“ verhaftet. Dabei stehen gerade die Pastoren gewaltig unter Druck, und in Kings Haus wird regelmäßig eine Bombe (!) platziert. Als man die Verursacher der Terroranschläge fängt, werden sie von den Geschworenen freigesprochen!

Vielen dürfte der Song „Pride (In the Name of Love)“ von U2 bekannt sein. Zunächst habe ich ja einen LGBT-Zusammenhang im Titel vermutet, aber tatsächlich verfasste Bono dieses Lied um Martin Luther King zu würdigen. Kam King nun wirklich im Namen der Liebe? Der Text des Liedes irritierte mich und klang doch all zu huldigend. Die Biographie von K-D Härtel zeigt aber auf, wie wichtig der Aspekt der Liebe für die jahrelangen Demonstrationszüge, Sit-Ins, Sitzstreiks, Knienden Gebeten in Weißen Kirchen usw. war. Kind hielt seiner Gemeinde regelmäßig vor, dass es gerade die Weißen sind, die zu beklagen sind, weil die Segregation sie nicht mehr fähig macht die Schwarzen zu lieben. Und wer nicht mehr lieben kann, ist wirklich ein armer Mensch! Bei der Planungen der sog. „Direktaktionen“ prüften sich die Teilnehmenden regelmäßig, ob sie in der Lage sein werden, auf Gewalt nicht mit Gewalt zu reagieren. Nicht zurückzuschlagen, wenn sie geschlagen werden, nicht zu schreien, wenn sie angebrüllt werden, die Ungerechtigkeit (von Haft und anderen Benachteiligungen) zu ertragen.

Dieser Aspekt der Liebe fehlte mir persönlich (bei mir selbst) bisher bei allen Dingen, wo ich Widerstand , wenn auch in bescheidenem Maße, zu leisten hatte – ob nun bei verrückten Coronaregeln oder ungewöhnlichen Gemeinde-Konventionen. In dieser Liebe kann man wirklich Kraft schöpfen, sowohl gelassener, wie auch mutiger für die Gerechtigkeit zu kämpfen! Das Mutig für die Gerechtigkeit sein, ist sowieso ein zentrales Element in Kings Wirken. Dabei haben Sie wirklich gravierende Ungerechtigkeiten erleben müssen. Gelegentlich vergisst man, wie tiefe Graben die Rassentrennung in Amerika geschlagen hat. Nicht nur, dass man in ärmeren Vierteln zu leben und sich mit schlechteren Löhnen abzufinden hatte. Schwimmbäder und Vergnüngungsparks gab es genauso nur für weisse, wie Kaffee an der Imbissbude oder eine Nacht im Motel.

Als das oberste Gericht in den 60ern die Segregation für verfassungswidrig erklärte, ging es Ortschaften, wie Birmingham, die fanatisch an der Segregation festhielten derart gegen den Stricht, dass man gerade entgegengesetzte Maßnahmen wählte: Statt die Parks auch für die Schwarzen zu öffnen, wurden sie für jedermann gesperrt, so auch der Golfplatz und auch die Trinkwasserbrunnen: Ehe man den Schwarzen das Trinken erlaubte, sollte niemand mehr in den Genuss des Trinkwassers kommen (S. 42). Genau in dieser Stadt organisierte King ab dem 3. April 1963 Proteste, wenige Tage später war er verhaftet und schrieb aus dem Gefängnis seinen bekannten Brief. Mit einigen Worten aus diesem Brief möchte ich diesen Artikel beenden(S. 58):

„Derjenige, der sich gegen ein ungerechtes Gesetz vergeht, muss dies offen, mit Hingabe an die gute Sache und in der Bereitschaft, die Strafe auf sich zu nehmen, tun. Ich bin davon überzeugt, dass derjenige, der ein Gesetz bricht, von dem ihm sein Gewissen sagt, dass es Unrecht ist, und der gewillt ist, dafür ins Gefängnis zu gehen und das Gewissen der Gemeinschaft über das Unrecht zu wecken, fürwahr den höchsten Respekt für Gesetz, Recht und Gerechtigkeit unter Beweis stellt.
Natürlich ist diese Art bürgerlicher Gehorsamsverweigerung in keiner Weise eine neue Erfindung. In höchster Vollendung wurde sie bewiesen, als sich Meschach und Abednego weigerten, den Gesetzen des Nebukadnezar zu gehorchen, mit der Begründung, dass ein höheres moralisches Gesetz auf dem Spiel stand. In gleicher Vollendung praktizierten diese Gehorsamsverweigerung jene frühen Christen, die gewillt waren, eher hungrigen Löwen vorgeworfen zu werden und furchtbare Qualen in Steinbrüchen zu ertragen, als sich bestimmten ungerechten Gesetzen des Römischen Reiches zu unterwerfen.“

4 Kommentare zu „Martin Luther King – Vorkämpfer für Frieden und Menschenwürde“

  1. Ich habe ein Problem mit christlicher Glorifizierung von „Christen“, die sich mit hehren Grundsätzen feiern lassen, aber nicht mal ihrer Ehefrau treu bleiben konnten – was für eine krasse Heuchelei. Einer der damals bekanntesten schwarzen Pastoren, der King unterstützt hat, stand ihm im Rumhuren nicht nach. Er besteht der Verdacht, zusätzlich die eigene Tochter missbraucht zu haben. Friede und Menschenwürde? Echt jetzt?

  2. Hallo H. Junker, vielen Dank für Ihren Kommentar, ich empfinde gerade kritische Kommentare als große Bereicherung! Ich habe das mit der Untreue Kings zu seiner Frau nicht gewusst, in dieser Schrift stand dazu auch nichts. Haben Sie da eine Quelle für mich? Mir wird auch nicht ganz klar, wer unter Verdacht des Missbrauchs steht, King oder der Mitarbeiter?

  3. Danke für den Hinweis auf Kings Untreue, das war mir so nicht bekannt.
    Ich bin mir nicht sicher, ob man King für das Verhalten der Fam. Franklin verantwortlich machen kann, eine kurze Recherche zeigt mir, dass es nicht klar ist, ob der Missbrauch vom Vater kommt, (https://taz.de/Biopic-ueber-Aretha-Franklin-in-Kinos/!5813955/) Wiki klingt auch eher so, als hätte Aretha eher eine gute Beziehung zu ihrem Vater…aber tragisch bleibt das ganze in jedem Fall

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