Wenn ich auch bei meiner zweiten Rezension über die Bibelsoftware Logos eine Anspielung an die Pop-Kultur wähle, dann auch, weil Logos mittlerweile ebenfalls ein Teil der Pop-Kultur ist, zumindest für jeden, der „populär“ die Bibel erforschen möchte. Populär meint hier, flexibel auf den unterschiedlichsten Geräten, ob Mobilgerät, Desktop-PC oder Browser-Anwendung und Populär meint auch die dadurch entstehende „zeitliche Flexibilität“. Populär meint auch den Zugriff auf „religiöses Big Data“.
Als nun langjähriger Logos-Nutzer freue ich mich, dass Logos viele Schritte in die richtige Richtung unternommen hat. Den neuen Trend mit dem Abo halte ich aber für mindestens verfrüht. Ich berichte.
Logos spricht deutsch
Logos Deutsch ist nun wirklich vollwertig. Als ich zum Logos-Nutzer wurde, war die Auswahl der deutschsprachigen Module noch so klein, dass es für mich eine eindeutige Entscheidung war, das „amerikanische“ Logos zu verwenden. Würde ich heute Logos-Nutzer werden, würde ich wohl das „deutsche“ Logos wählen. Kaum ein Verlag, kaum ein Werk, dass seine Werke nun nicht auch als Logos-Ressource anbietet, ob der 3L-Verlag, die Bibliothek der Kirchenväter, die Zürcher Bibelkommentare, die RGG oder der Edition-C Bibelkommentare. Man findet nun wirklich ein reifes deutschsprachiges Bibel-Tool.
Eine unfassbar reife App
Für mich ist die Zugänglichkeit auf Logos auf unterschiedlichen Plattformen mindestens ein genauso großes Argument wie die breite Auswahl. Am Notebook erstellte Predigttexte kann ich auf dem iOS-Tablett aufrufen und auf dem Android-Telefon weiterbearbeiten. In der Web-App öffne ich Werke und versehe sie mit Markierungen und Notizen, die ich anschließend am PC weiter verarbeiten kann. Selbst E-Reader unterstützen mittlerweile Logos – darüber habe ich gesondert berichtet.
Dabei fühlt sich die App unfassbar reif, intuitiv und mächtig an (ich benutze fast immer die iOS-App). Man hat die ganze Bibliothek bei sich. Es gibt zwar noch die ein oder andere Schwerfälligkeit: Zum Beispiel gibt es als russische Bibelübersetzung nur die RST-Übersetzung, während „Holy-Bible“ ein ganzes Dutzend russischer Bibelübersetzungen anbietet oder das Abspielen von Audio-Predigt-Sammlungen (By the way sind die Sammlungen teils überragend, so finden sich in meiner Bibliothek die gesammelten Predigten von unter anderem Carson, Piper…) ist immer noch, vor allem offline, etwas schwerfällig, insgesamt ist die App aber ein kostbares Geschenk.
Maßnahmen zur Übersichtlichkeit
Seit Ende 2024 existiert Logos in unterschiedlichen Subscription-Plänen (Dazu weiter unten etwas mehr). Mit der Ausrollung dieser Pläne, kamen auch einige Verbesserungen der Benutzeroberfläche einher, die vor allem die zahlreichen Arbeitsmöglichkeiten zugänglicher machen und Informationen der Bibliothek näher bringen.
In besonderer Weise gefällt mir die „Entdecken“ Funktion, sie dient wie eine Art abgespecktes Faktenbuch nun dazu, dass vorhandene Informationen zur ausgewählten Bibelstelle sehr gut gebündelt geliefert (Parallelstellen, Links zu Kommentaren…)
Mit dem Abo einher kommt eine neue Werkzeugleiste bei einer Werksauswahl, diese erleichtert die Formatierung, gewählte Ansicht und Zugriff auf die Werkzeuge bei einem geöffneten Werk- Das kann ein jegliches sein, ob Bibel oder Kommentar oder einfach ein Werk, diese Werkzeugleiste ist eine zu begrüßende Umstellung, die die Navigation verbessert.
In der Suche ist es nun möglich eine KI-gestützte Suche zu starten, das gibt es nun auch bei KI-gestützten Zusammenfassungen. Vor allem die Suche konnte mich kaum überzeugen, und die Verwendung der üblichen KI-Assistenten lieferte fast immer deutlich bessere Suchergebnisse. Dafür nun ein KI-Kontingent anzuzeigen empfinde ich als beinahe schon lästig
Warum brauche ich nochmal ein Abo?
Mit den Auslieferungen der neusten Logos-Version – Was ist das jetzt Logos 10.1, Logos 11? Eine Nummerierung verschwindet, und das Programm heißt nur noch Logos, und kann in drei (Premium,Pro,Max) Subscription-Plans abonniert werden, wobei Logos 10 Besitzer gegenwärtig deutlich günstige Konditionen bekommen.
Obwohl ich nachvollziehen kann, das Logos den Weg in das Abo-Modell gewählt hat, -schließlich ist das aktuell bei so gut wie jeder Software das Gebot der Stunde – erscheint mir der Schritt als verfrüht. Insgesamt ist es für mich vollständig unübersichtlich, was der Umfang des Abos ist, dass ich abgeschlossen habe. Was für ein Plus (außer der KI-Suche) habe ich durch das Abo im Vergleich zur Lösung, dass ich gar kein Abo habe? Ich weiß es nicht. Ich machte mich auf die Suche, studierte einige Zeit die verschiedensten Übersichtstabellen und war dann schließlich dennoch überrascht durch eine Newsletter-Mail, dass in meinem Abo auch regelmäßig neue Kurse beinhaltet sind. Das alles wirkt mindestens überstürzt.
Auch nach fünf Monaten „Abo“-Praxis (drei Monaten habe ich von Logos für diese Rezension geschenkt bekommen, zwei Monate habe ich mir selbst erworben) kann ich immer noch nicht sagen, was ich vom Abo, und könnte es im Freundeskreis auch kaum erklären, warum jemand, der noch kein Logos hat, sich jetzt ein Abo holen sollte. Während ich bisher im Freundeskreis nun schon einige Menschen zum Erwerb von Logos überzeugen konnte, bin ich seit dem Abo verstummt. Ich weiß einfach nicht, wie man dafür argumentieren sollte. Da ich in Logos vor allem eine gigantische Datenbank christlicher Literatur sehe, im Grunde einen „Extended“-Bibel-Kommentar, der weiterhin super kostbar bleibt, werde ich wohl auch auf ein Abo verzichten, da mir vollständig unklar ist, welcher Mehrwert (außer der angesprochenen kaum zufriedenstellenden KI-Suche) für mich durch ein Abo entsteht.
Trotz dieses ernsthaften Problems lässt sich nicht leugnen, das für mich auch weiterhin Logos für eine seriöse Bibelarbeit ein kostbares Tool bleibt.