Neulich bin ich ziemlich mutlos aufgewacht. „Wenn ich aufwache, so rede ich von dir“? – Nichts wäre wohl ferner. Lustlos setzte ich mich an den Tisch, das Handy meiner Frau war mit der Bibelapp offen, genau bei Psalm 42. Es war wie das lebendige Wasser. „Was betrübst du dich meine Seele“, diese dreifache Selbstfrage aus Psalm 42 (und 43) ist wohl vielen bekannt. Hoffnung für Alle (HFA) übersetzt mit: „Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer?“ Die Selbstzweifel, Selbstreflexion bleibt weiterhin, ist aber deutlich „näher“, nahbar formuliert.
Eigentlich ging ich bisher davon aus, dass gerade die Psalmen in der Lutherübersetzung nicht überboten werden können. Doch Psalm 42 in der HFA ist wirklich eine gelungene Übersetzung, die ich hier auch vollständig wiedergeben möchte.
In den letzten Wochen habe ich wiederholt die Erfahrung gemacht, wie bereichernd es ist, die Verse in den unterschiedlichsten Übersetzungen zu betrachten, vor wenigen Wochen schrieb ich bereits darüber.
Natürlich wird so dem linguistischen Laien eine Frage nur dringender: Was genau steht dann in dem eigentlichen biblischen Text. Welche Übertragung und Übersetzung trifft diese oder eine andere Phrase besser? Was sagt der Text wirklich. Klar, einerseits spricht mich diese oder jene Übertragung an, aber was ist es, was Gott mit diesem Text sagt? Obwohl es nicht einfach ist, diese Fragen zu beantworten, können wir den Reichtum, denn die vielen deutschsprachigen Bibelübersetzungen bieten, wirklich genießen:
„1 Von den Nachkommen Korachs, zum Nachdenken. 2 Wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so sehne ich mich nach dir, o Gott! 3 Ja, ich dürste nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich in seinen Tempel kommen? Wann darf ich wieder vor ihn treten? 4 Tag und Nacht weine ich, Tränen sind meine einzige Speise, denn ständig verspottet man mich und fragt: »Wo bleibt er denn, dein Gott?« 5 Es bricht mir das Herz, wenn ich an früher denke: Da ging ich dem großen Festzug voran und führte ihn zum Haus Gottes. Da konnte ich Gott zujubeln und ihm danken inmitten der Menge! 6 Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer? Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß: Ich werde ihm wieder danken. Er ist mein Gott, er wird mir beistehen! 7 Mein Gott, ich bin völlig verzweifelt! Aus der Ferne des Jordanlandes denke ich voll Trauer an dich. Während ich auf dem Berg Misar im Hermongebirge stehe, gehen meine Gedanken zu dir. 8 Von den Bergen stürzen Wildbäche tosend in die Tiefe. Mir ist zumute, als würden die Fluten mich mitreißen und fortspülen. 9 Tagsüber seufze ich: »HERR, schenke mir deine Gnade!« Und nachts singe und bete ich zu Gott, in dessen Hand mein Leben liegt. 10 Gott, du bist doch mein einziger Halt! Warum hast du mich vergessen? Warum lässt du mich leiden unter der Gewalt meiner Feinde? 11 Ihr Hohn dringt mir ins Herz, wenn sie Tag für Tag fragen: »Wo bleibt er denn, dein Gott?« 12 Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer? Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß: Ich werde ihm wieder danken. Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!„