
Der Fürst und der Fährmann, eine Erzählung in zwölf Kapiteln von Eckart zur Nieden. Für 8,90EUR bei CLV.de erhältlich, die dieses Werk von zur Nieden neu aufgelegt haben. Das Werk wird auch gewohnt ausgezeichnet von Hanno Herzler vorgelesen.
Es gibt so viele Gründe, warum Der Fürst und der Fährmann eine gelungene Erzählung ist. Da ist zum Beispiel die Schilderung einer tiefen Freundschaft, die zwischen zwei Männern entsteht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da beide schon etwa 50 Jahre alt sind und somit ihre Midlife-Krise hinter sich haben, ist das Werk eine Ermutigung dafür, wie gut es ist, wenn man einen guten Freund hat.
Durch die Begegnung mit dem Fährmann erfährt der Fürst zum ersten Mal, was es bedeutet, wenn ein Mensch nach dem Wort Gottes lebt. Der Fährmann hat einen Stapel Bibelverse liegen, deren obersten er wieder nach unten legt, wenn sich dieser in seinem Leben erfüllt. Dadurch schildert dieses, auch für jüngere Kinder gut geeignete, Werk sehr geschickt, wie ein gottesfürchtiges Leben aussehen kann, das vom Wort Gottes geprägt ist. Es verfällt dabei nicht in Formalitäten oder christliche Traditionen. Hans, der Fährmann, ist ein Mann, der mit Gott lebt, ohne dass es verkünstelt wirkt. Das beeindruckt den Fürsten, der ein „formelles“ Leben allzu gewohnt ist.
Der Fürst erweist sich dabei als ein Mensch, der bereit ist, zu lernen und sich zu verändern. Dabei gelingt es Zur Nieden, diese Veränderungen so zu schildern, dass sie wirklich realistisch und „erreichbar“ sind. Die Geschichte wirkt an keiner Stelle verkünstelt – so ungewöhnlich eine Freundschaft zwischen einem Fürsten und einem Fährmann auch sein mag.
Die Geschichte gliedert sich in zwölf Kapitel, die uns in das Jahr „11 nach der Sonnenfinsternis“ führen und jeweils eine Situation aus einem Monat dieses Jahres schildern. Entsprechend sind die Kapitel mit Monatsangaben überschrieben. Was mit einer spektakulären Lebensrettung des Fürsten im Januar beginnt, endet mit einer geselligen Weihnachtsfeier in einer kleinen Hütte im Dezember. Dazwischen finden sich Erlebnisse aus Frühling, Sommer und Herbst. Durch diese Gliederung ergeben sich zwölf in sich abgeschlossene Kapitel von jeweils etwa 25–30 Minuten Länge.
Zur Nieden erweist sich dabei als ein geschickter Autor, der kleine Running Gags (Stichwort: Brennnesseltee) ebenso in die Geschichte einbaut wie gründlich ausgearbeitete Details aus dem Leben des Fährmanns, z. B. sein Verhalten, wenn ein Flößer oder ein Köhler an der Fähre vorbeiziehen. Im Werk finden sich auch metaphorische Elemente: Einmal steckt der Fährmann in Not und muss unbedingt den Fürsten sprechen. Der Weg zum Fürsten führt jedoch nur über dessen Sohn. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, im Anschluss an die Erzählung mit den Zuhörenden darüber ins Gespräch zu kommen.
Meine Kinder haben dieses Werk bereits gekannt, und ich bin froh, dass ich mich diesem gelungenen Erzählwerk ebenfalls gestellt habe. Wir haben es gemeinsam auf einer längeren Fahrt als Hörbuch angehört.
CLV hat dieses Buch neu aufgelegt in der Reihe „Jung und Jünger“. Nach diesem Buch haben wir uns weitere Werke dieser Reihe geholt, wobei etwas schade ist, dass bisher nach meinem Wissen nur „Der Fürst und der Fährmann“ als Audio-Buch vorhanden sind.