Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls hier der Versuch eines Gedenkens aus anderer Sicht.
Ich bin 39 Jahre alt, war also zur Wende 14, und hatte die DDR bis dahin als Hort einer wohlbehüteten, sehr erfüllten Kindheit und Schulzeit (in der es auch Probleme gab) erlebt, ohne mit dem Bekanntschaft gemacht zu haben, was für so viele Ältere traumatisch gewirkt hatte: die DDR als Unterdrückungsstaat. Von daher stehe ich diesem Land ambivalent gegenüber. Meine direkten, realen Erfahrungen sind überwiegend und überaus positiv, mit dem Verstand erkenne ich aber die Existenz des Bösen an, ohne diesem in seiner vollen Ausformung je selbst begegnet zu sein. Es ist also ein theoretisches Wissen um jenes Unrecht, welches für meine Eltern wiederum sehr real war.
Nun mache ich leider folgende Beobachtung: sehr viele, für die das Schlimme am DDR-System real war, erlebten den Wende-Moment als einen sie euphorisierenden Kollaps des Ihnen Verhassten. Die Eindrücke von damals scheinen sich allerdings derartig „positiv traumatisch“ in die Psyche der Älteren eingebrannt zu haben, dass sie quasi in jenem Moment gefangen sind wie in einer Zeitblase und nicht wieder heraus können. Weiterlesen