(c) lizenzfrei: Luther bei den Pestkranken
Die Pest grassierte noch regelmäßig zur Zeit Luthers. Im April 1517 lockt der neue Ablaß von Papst Leo X. die von der Pest heimgesuchten Bürger von Wittenberg über die Grenze, was eine Verbreitung befeuert [1]. 1527 und 1528 ging in Wittenberg erneut die Pest umher. Diesmal war die Stadt durch ausländische Studenten deutlich gewachsen. Diesmal kostete die Pest auch Luthers Tochter Elisabeth das Leben [2]. In Wittenberg kommt das öffentliche Leben zum Erliegen. Die Universität z.B. wird kurzerhand verlegt. Luthers Erfahrungen mit dieser Zeit prägten selbt seine Ausführungen im großen Katechismus, der 1529 erscheint. Zum zweiten Gebot führt er aus:
„Darum haben wir auch zu Lohn, was wir suchen und verdienen: Pestilenz, Krieg, Teurung, Feuer, Wasser, ungeraten Weib, Kinder, Gesinde und allerlei Unrat. Wo sollte sonst des Jammers so viel herkommen? Es ist noch große Gnade, daß uns die Erde trägt und nähret.„
1527, als die Pest am anschwellen ist, besteht für viele Pfarrer und sonstige Bürger aus der sozialen Oberschicht die Möglichkeit in eher sichere Quarantäne-Zustände zu fliehen. Da Luther hier mehrfach um Rat gefragt wird, entsteht die interessante Schrift: Ob man vor dem Sterben fliehen möge (ausführlicher besprochen: hier). Luther hält die Waage ziemlich ausgewogen: Er bestätigt das Recht zum Fliehen, unterstreicht aber auch die Pflicht zum Bleiben. Obwohl auch für ihn die Möglichkeit besteht, zum Kurfürsten zu fliehen, bleibt er in Wittenberg. Hier wird das von ihm bewohnte Kloster schnell zu einem Lazarett. Viele sterben, darunter, wie schon erwähnt seine Tochter. Die erste Tote im Ort ist die Frau des Stadtrats Tilo Dehn. Luther tröstet sie am Sterbebett. Einmal muss er einer Pestkranken Frau (wahrscheinlich der Schwester seines Beichtvaters Johannes Bugenhagen [3]) bei der Geburt ihres bereits toten Kindes helfen. Keine Hebamme ist da, Luther greift ein, und das Kind kommt unter furchtbaren Schmerzen zur Welt. Kurz darauf stirbt auch die Frau in seinen Armen. Und auch die Frau stirbt kurz darauf in seinen Armen [4].