Alle Artikel mit dem Schlagwort “Interview

Kommentare 0

Interview mit Philipp Kruse – Leiter von BibleProject Deutsch
Eine Neue Weise, um die Alte Botschaft zu verbreiten

Wir hatten die Möglichkeit für ein interview mit Philipp Kruse, dem Verantwortlichen für die Videos von BibleProject Deutsch, über seine Arbeit und die Ziele von BibleProject zu sprechen. Das BibleProject bietet zahlreiche Erklär-Videos, unter anderem zu den Büchern der Bibel , aktuell aber auch zu zentralen Begriffen der Bibel und zu biblischen Themen  z.B. auf youtube an.

Empfehlenswert ist auch das dazu passende Material, z.B. aus unterschiedlichen Postern im Shop. 


 

S.P. Wie entstand die Idee des Bible Projects? Wie kam es, dass die Videos auch auf Deutsch aufbereitet wurden?

P.K. Als Jugendreferent habe ich mich 2015 nach einem Tool auf die Suche gemacht, um unseren Mitarbeitenden den großen Zusammenhang der Bibel zu erklären. Hintergründe, Zusammenhänge, Bucherklärungen ohne Theologiestudium. Bei der Suche bin ich auf „The Bible Project“ gestoßen und war begeistert. Innerhalb weniger Minuten wird der rote Faden der Bibel, die Einteilung des Buches und Hinweise auf Jesus aufgezeigt. Der Satz „Helping people experience the Bible as a unified story that leads to Jesus” packte mich. Nur leider gab es diese Videos nur auf Englisch. Nicht für alle so leicht zu verstehen. So rief ich kurzer Hand in Portland an und erkundigte mich, ob ich dieses wunderbare Projekt nicht nach Deutschland holen könnte.

 

S.P. Was könnt ihr als Mitarbeiter / Organisator des Projekts persönlich mitnehmen?

P.K. Seit Beginn des Projekts haben wir das Versorgen Gottes erlebt. Er hat sich eindeutig dazu gestellt und immer wieder lässt uns das erstaunt, demütig und dankbar auf das Projekt blicken.

Wir selbst sind ein Team aus verschiedenen Konfessionen, Gemeinden und Kirchen mit dem gleichen Wunsch und Ziel, unseren Glauben zu erklären, zu leben und Menschen einen neuen Zugang zu Gott und der Bibel zu schaffen. Dadurch nehmen wir alle persönlich viel aus diesem Projekt mit. Wir nutzten das Material selbst, privat und in unseren Jugendgruppen, Mitarbeiterschulungen und Predigten.

 

S.P. Wie erleben Sie die Rückmeldungen der Zuschauer? Gibt es auch kritische Rückmeldungen?

P.K.: Zum Großteil sind die Rückmeldungen sehr positiv. Wir erleben immer wieder Ermutigung in dem was wir tun. In Gesprächen und in Rückmeldungen erfahren wir immer wieder die vorherrschende Not und den Bedarf Material an die Hand zu bekommen, um die Bibel greifbar zu machen. Die Menschen lernen mit unseren Videos für Prüfungen, lernen Gott neu kennen und lassen sich auf die Bibel ein, haben wieder Freude am Lesen, weil sie mehr verstehen und einordnen können. Das sind Feedbacks die uns als Team bestärken und unglaublich freuen und berühren.

 

S.P. Das BibleProject hat ursprünglich englischsprachig angefangen. Wie aufwändig ist es, die Videos, die häufig viele Texte enthalten, ins Deutsche zu übersetzen. Wie viel Zeit wird  für ein Video benötigt?

P.K. Jedes Video durchläuft verschiedene Phasen bevor es veröffentlicht werden kann. Die Originaltexte und Sprecherskripte werden übersetzt, theologisch geprüft, neu eingesprochen, neu geschrieben/designt, animiert und erneut nach Qualität und Richtigkeit geprüft. Je nachdem, um welches Video es sich handelt, dauert es zwischen 2-4 Wochen bis zur Veröffentlichung.

 

S.P. Ganz aktuell habt ihr auch angefangen Wortstudien zu veröffentlichen. Welche Ideen habt ihr bei BibleProject noch?

P.K. Wir freuen uns schon sehr auf weitere Serien, die die Amerikaner aktuell ausarbeiten und produzieren. Nach der Wortstudie geht es weiter mit der Serie zum „Wesen Gottes“. Eine absolut geniale Serie – ihr dürft gespannt sein.

 

S.P. Gibt es Überlegungen die Videos auch in weitere Sprachen anzubieten?

P.K: Auf jeden Fall! Die Videos werden bereits 50 Sprachen produziert. Alle weiteren Sprachen findet man auf der Website der Amerikaner. Unter anderem gibt es sie bereits in Arabisch, Portugiesisch, Farsi, Französisch, Finnisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch…. Und viele mehr.

 

S.P. Wie können Christen und Gemeinden das Bibleproject unterstützen? Gibt es auch die Möglichkeit der Mitarbeit am Projekt?

Als das deutsche Bible Project freuen wir uns sehr über Vernetzungspartner. Konkret bedeutet das, dass sich christliche Organisationen und Kirchen zum Projekt stellen und es mitbewerben in Ihren Kreisen und Substitutionen. Darüber hinaus ist und bleibt das Projekt spendenbasiert und wird nur solange existieren bis sich Menschen auch finanziell dazustellen. Als Organisation oder Gemeinde kann man uns sehr gern regelmäßig finanziell unterstützen und das Projekt mittragen.

 

S.P. Vielen Dank für das Gespräch.

(Ein Beispiel für eine graphische Darstellung von Genesis 12-50:)

Kommentare 0

Fragen über das Woher und das Wohin

Woher, wozu und wohin gehören zu den drei großen Fragen des Lebens. Christen geben darauf andere Antworten als Atheisten. Dr. Markus Widenmeyer, Mitarbeiter in der Zentralen Forschung eines Technologiekonzerns und ehrenamtlich für die Studiengemeinschaft Wort und Wissen tätig, ist ein Vertreter des Kreationismus. Trotz seines vollen Terminkalenders hat er sich Zeit genommen, um sich den Fragen der christlichen Literaturblogs NIMM-LIES.de und lesendglauben.de (hier weitere Interviews von lesendglauben) zu stellen. Aber, lesen Sie selbst, welche Antworten der Autor mehrere Bücher zu diesem Themenkomplex gibt.

  1. Vor wenigen Wochen haben Dr. Reinhard Junker und Sie das Buch „Schöpfung ohne Schöpfer“ herausgegeben. Dort schreiben Sie beide, dass die Arbeit eines christlichen Wissenschaftlers mit der eines Kriminalkommissars vergleichbar ist. Was genau möchten Sie damit zum Ausdruck bringen?

MW: Echte Wissenschaft besteht wie die Arbeit eines Kriminalkommissars darin, dass man wirklich die Wahrheit sucht. Das bedeutet Ergebnisoffenheit und daher Ermitteln nach allen Richtungen. In Ursprungsfragen: Man sollte unvoreingenommen zur Kenntnis nehmen, was natürliche Prozesse nachweislich zustande bringen. Man sollte aber genauso unvoreingenommen akzeptieren, wenn es systematische Grenzen gibt und dann Schöpfung die bessere Erklärung für das Leben sein könnte.

  1. Sie sprechen davon, dass die Weltanschauung des Naturalismus den weltanschaulichen Hintergrund der Arbeitsweise der institutionalisierten Wissenschaften dominiert. Können Sie diese Weltanschauung kurz darstellen?

MW: Es ist die Ansicht, dass es nur natürliche, letztlich wissenschaftlich beschreibbare Prozesse gibt. Alles Übernatürliche wird von vornherein abgelehnt. Die Ergebnisoffenheit z.B. bezüglich der Frage nach dem Ursprung des Lebens, des Universums oder auch der Möglichkeit von Wundern oder Prophetie ist dann nicht mehr gegeben.

  1. Inwieweit unterscheidet sich die Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen von diesem Forschungsansatz?

Weiterlesen

Kommentare 0

„Der Gott des Alten Testaments ist der gleiche wie der Gott des Neuen Testaments“

Dr. T. Desmond Alexander ist wohl der Experte für das Alte Testament schlechthin. Er ist Author und Herausgeber von Enzyklopädien zum Pentateuch und zur Biblischen Theologie, schrieb Kommentare zum Buch Jona und zum zweiten Buch Mose (Wissenschaftlich und Pastoral). Neben thematischen Studien zum Neuen und Alten Testament ist vor allem seine Einführung zum Pentateuch besonders  (zur Buchbesprechung) hervorzuheben.

S.P.: Dr. Alexander, vielen Dank dafür, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen nehmen.    Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Alte Testament?

T.D.A.: Meine Leidenschaft für das Alte Testament fing an, als ich im Grundstudium semitische Sprachen an der Queens University in Belfast studiert habe. Ich sollte dabei erwähnen, dass ich als Teenager zum persönlichen Glauben an Jesus Christus gekommen bin. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich eine Berufung zum christlichen Dienst. Durch eine ungewöhnliche Reihe an Ereignissen brachte mich Gott in Kontakt mit einer Gruppe von christlichen Universitätsdozenten: David Payne, Gordon Wenham und David Gooding. Alle stammten aus England, unterrichteten jedoch in Nord-Irland. Damals waren wir gerade mal drei Studierende im Kurs und so besaß ich beinahe eine persönliche eins zu eins Ausbildung. Es mag seltsam klingen, doch Gordon Wenhams Kommentar zum dritten Buch Mose öffnete meine Augen dafür, das Alte Testament auf neue Weise zu lesen. Ich bekam dann die Möglichkeit meine Doktorarbeit bei Gordon Wenham und später bei David Payne zu schreiben. Die Vorsehung führte dahin, dass ich Semitistik an der Queens University unterrichtete. Das gab mir weitere Möglichkeiten mich auf das Alte Testament zu konzentrieren, obwohl ich immer wieder auch die Möglichkeit besaß, das Neue Testament zu lehren. Rückblickend kann ich erkennen, dass Gott den Weg für mich öffnete, Theologie zu unterrichten und mir so Möglichkeiten eröffnete das Alte Testament zu erforschen und darüber zu schreiben.

S.P: Warum ist das Alte Testament in unserer Gesellschaft derart irrelevant? Wie könnte man das ändern?

T.D.A.: Unglücklicherweise wird der erste Teil der Bibel als das Alte Testament bezeichnet. Unsere menschliche Tendenz ist es, sich an dem zu orientieren was neu ist und es in irgendeiner Weise als überlegen zu betrachten. Innerhalb der modernen Kirche betrachten die meisten Gläubigen das Neue Testament für wichtiger und relevanter als das Alte Testament. Das führte zu einer Vernachlässigung des Alten Testaments und zu einem Mangel des Verständnisses dafür, wie es zu einem größeren Verständnis von Gottes Anliegen für die Welt und für unser individuelles Leben dient. Es lohnt sich darüber nachzudenken, dass die Gläubigen zur Zeit des Neuen Testaments die Schriften der hebräischen Bibel als autoritativ betrachteten. Sie blickten in sie hinein, um zu verstehen, wer Jesus Christus ist und wie Gott mit seinem Volk handelt. Weder Jesus noch einer seiner Jünger verwarf das Alte Testament als unbedeutend. Im Gegenteil, sie betrachteten es als unausgesprochen wichtig. Es ist unmöglich das Neue Testament mit all seinen Zitaten, Anspielungen und Echos an das Alte Testament zu verstehen, ohne ein Verständnis der Hebräischen Bibel zu besitzen. Leider sind wir durch die Vernachlässigung des Alten Testaments in einem Teufelskreis geraten. Christen orientieren sich zum Neuen Testament hin und verpassen so die Reichtümer, die sich im Alten Testament finden lassen. Die einzige Lösung besteht im soliden Lehren, dass das Alte Testament beleuchtet und seine Relevanz für das Leben der Christen heute erörtert. Wir müssen die Bibel als Ganzes annehmen, und erkennen, wie die Story des Alten Testaments in die Story des Neuen Testaments hineinfließt und so ein volleres Bild Gottes und seiner Handlungen in unserer Welt gibt.

Weiterlesen
Kommentare 0

„Bedenken Sie, dass Orthodoxie nicht das gleiche ist, wie fähige und weise Fürsorge“

Edward T. Welch ist Theologe und Dozent am CCEF (Christian Counseling & Educational Foundation). Er promovierte im Bereich der Neuropsychologie an der University of Utah. Er ist seit bereits mehr als 30 Jahren als Seelsorger tätig und ist Autor zahlreicher Werke über biblische Seelsorge, von denen viele auch ins Deutsche übersetzt wurden. Ed Welch stand unseren freundlicherweise Fragen Rede und Antwort.

S.P.: Sehr geehrter Herr Welch, vielen Dank für die Möglichkeit eines Interviews mit Ihnen.

E.W.: Auch von meiner Seite Danke für die Möglichkeit. Sie bewirken, dass ich meine deutschen Freunde vermisse und mich an die angenehme und erbauende Zeit erinnere, die ich in Ihrem Land verbracht habe.

S.P.: Welche Gründe bewegten Sie, Seelsorger zu werden?

E.W.: Ich glaube jeder Christ würde biblische Seelsorge lieben, wenn er sie kennen würde. Beharrlich mehr von der Schrift zu lernen und die Gelegenheit zu haben, sich um andere Menschen zu kümmern und für sie zu beten – was kann es Besseres geben? Ich selbst wuchs in einem christlichen Heim auf. Ich glaubte, dass Jesus das war, was er von sich behauptete, doch ich wollte ihm nicht folgen. Doch der Geist Gottes hielt mich gnädiglich fest, als ich gerade mein Studium beendet hatte. Ich wurde durch das Lesen der Bibel bekehrt und entschloss mich, meine anderen Studienpläne zur Seite zu legen und ein theologisches Seminar zu besuchen. Dort war es auch (1976 – man, ich werde alt!) als ich pastorale Seelsorge-Kurse belegte. Es war für mich faszinierend wie die Schrift in die Details des täglichen Lebens sprechen konnte. Ich fing damals an, die biblische Seelsorgearbeit am CCEF zu beobachten, die damals gerade erst anfing. Damals dachte ich, dass ich Biblische Seelsorge praktizieren würde, wenn ich die Gelegenheit dazu bekommen sollte. Nach meiner Promotion kam ich an das CCEF und verließ es nicht mehr.

S.P.: Was waren die Personen, die ihr Verständnis als Seelsorger, Lehrer und Autor geprägt haben?

E.W.: John Grauley war mein Mentor am Seminar – ein freundlicher und weiser Mensch. John Bettler war der Direktor am CCEF, als ich dort anfing. Er war immer geduldig mit mir und ich lernte viel von seinen Predigten und Lehren. Er hat den Ton der biblischen Seelsorge bedeutend geprägt. Sie wurde weniger konfrontativ und verwies beharrlich darauf, dass die Bibel mehr ist und tiefer reicht. Jack Miller war mein Pastor und konnte in einer Weise von Jesus sprechen, die überwältigend war. Er förderte mein Interesse an biblischer Theologie. Daher kommt es, dass biblische Seelsorge persönlicher und beziehungsorientierter wurde. Ich habe großartige Kollegen gehabt, insbesondere David Powlison, mit dem ich beinahe 40 Jahre, bis zu seinem Tod letztes Jahr, zusammengearbeitet habe. Weiterlesen

Robert Letham
Kommentare 2

Interview mit Robert Letham

Robert Letham

Robert Letham ist Professer für systematische und historische Theologie an der Union School of Theology in Wales. Er doziert zudem regelmäßig am Westminster Theological Seminary. Er ist Autor von  The Work of Christ (in der Reihe: Contours of Christian Theology), Union with Christ, The Holy Trinity. 2019 erschien seine Systematische Theologie. Letham hat sich für ein Interview mit uns bereit erklärt.

S.P.: Sehr geehrter Prof. Letham. Vielen Dank für die Zeit, die sie sich für unsere Fragen nehmen! Können Sie darüber berichten, wie Sie Christ wurden?

R.L.: Ich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf, wurde jedoch erst im Alter von 19 Jahren getauft. Es gab keine ungewöhnliche oder dramatische Erfahrung dabei.

S.P.: Ihr letztes Werk war eine Systematische Theologie (Erschienen Ende 2019). Aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche systematische Theologien verfügbar sind, was ist das Besondere an Ihrem Werk?

Es hat das Ziel katholisch zu sein und bindet Figuren der Kirchenväter, des Mittelalters, der Reformation und der Moderne unterschiedlichen Spektrums in die Betrachtung mit ein. Gleichzeitig versuche ich die Soteriologie (Die Lehre vom Heil) mit der Ekklesiologie (Die Lehre von der Kirche) zu verknüpfen, um dem Wort und den Sakramenten ihre Zentralität zu gewähren. Ich habe dabei explizit auf eine trinitarische Struktur geachtet und beginne mit einem langen Abschnitt über die Dreieinigkeit. Daraufhin betrachte ich jeden Abschnitt mit Bezug auf Gott und seine Werke in der Schöpfung, Vorsehung und Gnade. Ich habe die Dogmatik auf eine Weise verfasst, die sie für zahlreiche Menschen zugänglich macht: Mit einem umfangreichen Glossar, Fragen zum Selbststudium und weiterführenden Literaturempfehlungen. Auf diese Weise kann jeder Leser die Themen weiter erforschen.

Weiterlesen
Kommentare 2

„Es gibt zahlreiche Probleme mit der zeitgenössischen Literatur“

Leland Ryken ist Professor Emiritus am Wheaton College. Er ist Experte für Milton, Puritaner und britische Literatur. Er ist Autor zahlreicher Werke über das Studium klassischer Literatur aus christlicher Perspektive und arbeitete an der English Standard Version, einer englischen Bibelübersetzung mit. Bekannt ist er zudem als Liebhaber von Lewis, wie auch als Biograph von J.I.Packer. Professor Ryken hat sich freundlicherweise bereit erklärt, unsere Fragen ausführlich zu beantworten.

  1. Wann begann Ihre Leidenschaft für Literatur?

Meine Leidenschaft für Literatur begann in der Kindheit. Ich komme aus einer sehr einfachen Bauernfamilie mit niederländischem Migrationshintergrund. Keiner meiner Eltern hat die Grundschule beenden können, weil sie auf dem Hof arbeiten mussten. In meinen ersten Lebensjahren waren Fernseher noch nicht üblich. Lesen war das einzige Vergnügen und meine Eltern und meine ältere Schwester waren leidenschaftliche Leser, so dass ich einfach ihrem Beispiel folgte. Bezüglich meiner nun fünfzigjährigen Laufbahn als Literaturdozent wurde ich einfach in diese Richtung gezogen, weil meine Schwester geplant hat, Englischlehrerin an einer High School zu werden. Ich kann mich nicht erinnern, mich bewusst für eine Berufung entschieden zu haben; es entwickelte sich einfach so, wie die göttliche Vorsehung mein Leben gestaltete.

  1. Wie kann ein Christ von Literatur profitieren?

Ich unterteile dieses Thema üblicherweise in drei Teile, basierend auf der dreifachen Aufgabe eines Schriftstellers. Die erste Aufgabe ist die Aufzeichnung oder Darstellung menschlicher Erfahrung. Das Thema der Literatur ist menschliche Erfahrung und die Wahrheit, die Literatur auf dieser Ebene vermittelt, ist Lebenswirklichkeit. Literatur als Ganzes ist das Zeugnis der Menschheit über ihre eigene Erfahrung. Ein praktischer Vorteil, Literatur zu lesen, ist, dass wir dazu geführt werden, menschliche Erfahrung zu betrachten. Während wir diese Erfahrung auf diese Weise betrachten, fangen wir an, sie klarer zu erkennen. Ich bezeichne es als Wissen in Form von richtigem Erkennen.

Zweitens zeichnen Schriftsteller menschliche Erfahrung nicht nur auf, sondern bieten auch Interpretationen derselben an. Das Ergebnis ist, dass Literatur Ideen oder Themen plastisch werden lässt. Diese Ideen können entweder richtig oder falsch sein, somit müssen wir uns mit den Wahrheitsansprüchen in einem Literaturwerk auseinandersetzen. Selbst wenn ein bestimmtes literarisches Werk der Wahrheit, wie sie der christliche Glaube vertritt, nicht gerecht wird, ist der Prozess der Abwägung des Wahrheitsanspruchs eines Werkes selbst ein Antrieb für unser eigenes Nachdenken über die Ideen, die uns vorgelegt werden.

Die dritte Aufgabe des Autors ist die Erschaffung von literarischer Form, Schönheit und Technik zu unserer Freude und Bewunderung zu kreieren. Gott will, dass wir Schönheit in unserem Leben haben. Wir müssen gute Verwalter sowohl unserer Freizeit als auch unserer Arbeit sein.  Die Freizeit kann eine Wachstumszeit für den menschlichen Geist sein und das Lesen von Literatur bietet dafür gute Möglichkeiten.

  1. Sie sind in besonderer Weise von den Puritanern eingenommen. Warum?

Ich wurde durch meine literarische Laufbahn zu einem Kenner der Puritaner. Mein Spezialgebiet in meinem Beruf als Literaturprofessor ist die Lyrik von John Milton, dem Autor des Epos „Paradise Lost“. Milton war Puritaner. Damit war der Grundstein für meine schriftstellerische Karriere gelegt. Eine Veröffentlichung über die Puritaner führte zur nächsten. Dann veranlasste mich Gott, in großen Dimensionen zu denken und so schrieb ich ein ganzes Buch über die Puritaner.  Es wurde unter dem Titel Worldly Saints: The Puritans as They Really Were[1] veröffentlicht. Als sich der Kreis schloss, wandte ich mein Wissen über die Puritaner wieder auf Milton an und wurde zu einem Spezialisten der puritanischen Aspekte seiner Poesie, insbesondere der Sonette.

  1. Wie haben Sie von C.S. Lewis profitiert?

A Reader's Guide to Caspian: A Journey into C. S. Lewis's Narnia (English Edition) von [Leland Ryken, Marjorie Lamp Mead]Ich möchte meine Antwort mit der Bemerkung einleiten, dass ich bei der Zusammenstellung der Verzeichnisse meiner Bücher über Literatur aus christlicher Perspektive feststelle, dass es für C. S. Lewis mehr Einträge gibt als für jeden anderen Autor.  Manchmal, wenn ich vor einer Klasse stehe und im Begriff bin, C. S. Lewis zu zitieren, frage ich: „Wer sagte das?“. Die Standardantwort lautet dann: „C. S. Lewis“.  C. S. Lewis hat einfach so viele gute Dinge über Literatur und das christliche Leben gesagt und er hat sie so gut gesagt, dass es nur natürlich ist, sich ständig auf ihn zu berufen.  Es war in meinem Leben eine Fügung der Vorsehung, dass mir genau die richtigen Lewis-Bücher und -Essays genau zur richtigen Zeit vorlagen.

  1. Sie haben eine Biographie über J.I. Packer geschrieben. (1) Warum haben Sie gerade ihn gewählt? (2) Was kann die heutige Kirche von ihm lernen?

Die Antwort auf Ihre zweite Frage, was Christen von Packer lernen können, ist die gleiche wie die, die ich gerade über C. S. Lewis gesagt habe, nämlich, dass er in vielen christlichen Fragen das Richtige gesagt hat und zwar mit ungewöhnlicher Klarheit.

Meine erste Begegnung mit J. I. Packer kam zustande, als ich als Teenager in einen christlichen Buchladen in meiner Heimatstadt ging (ich lebte tatsächlich auf einem Bauernhof fünf Meilen von der Stadt entfernt) und durch Gottes Vorsehung veranlasst wurde, ein Taschenbuchexemplar von dem zu kaufen, was, wie ich später erfuhr, Packers erstes veröffentlichtes Buch war.  Es trug den Titel Fundamentalism and the Word of God[2]. Bis zum heutigen Tag halte ich es für eines der fünf einflussreichsten Bücher in meinem Leben. Jahre später, als ich mit meinem Buch über die Puritaner zum Abschluss kam, schrieb The ESV and the English Bible Legacy (English Edition) von [Leland Ryken]ich an Packer und bat ihn, ein Vorwort dafür zu schreiben.  Zu meinem Erstaunen stimmte er zu. Viel später arbeitete ich mit Packer im Übersetzungskomitee der Englisch Standard Version (ESV) mit. Als ich mit Packer zwei Tage damit verbrachte, die Notizen durchzugehen, die er zur Manuskriptversion meiner Biografie über ihn geschrieben hatte, kannte ich ihn bereits persönlich und durch seine Schriften.

  1. Was ist in Ihren Augen der Hauptmangel zeitgenössischer Literatur?

Es gibt zahlreiche Probleme mit der zeitgenössischen Literatur. Vieles davon ist zu verwirrend, als dass sie gelingen könnte. Gleichzeitig ist vieles davon propagandistisch und ermangelt an künstlerischem Können. Fast alle gegenwärtige Literatur ist ein anhaltender Angriff auf die christliche Moral und den christlichen Glauben. Wenn wir Filme, visuelle Medien und die Kategorie der Popkultur darunter einschließen, werde ich nicht zögern zu sagen, dass ich die meisten gegenwärtigen Werke für billig und geschmacklos halte.

  1. Warum gibt es heutzutage so wenig kreative Literatur von Evangelikalen?

Es gibt keinen Mangel an Literatur, die von Evangelikalen verfasst wird, aber die Verlagslandschaft ist so breit gefächert und vielfältig, dass es für einzelne Werke schwierig ist, eine Position der Sichtbarkeit und Akzeptanz zu erreichen. Es ist auch wahr, dass wenig aktuelle christliche Literatur mit den großen Werken der Vergangenheit mithalten kann. Das ist ein guter Anlass, Literatur der Vergangenheit nach Herzenslust zu lesen.


Download der Antworten im Englischen.

[1] Zu deutsch etwa: Weltliche Heilige – Wie die Puritaner wirklich waren.

[2] Zu deutsche etwa: Fundamentalismus und das Wort Gottes

Kommentare 0

E. Janzen: Wir setzen auf hohe Tonqualität, abwechslungsreiche Arrangements und vor allem gute Textverständlichkeit

NIMM UND LIES: Lieber Herr Janzen, seit wann gibt es den Verlag Janzenmedien und wie kommt man dazu, einen neuen Verlag zu gründen?

Eduard Janzen: Das Ganze hat ursprünglich unter dem Namen Janzenmusik begonnen und war ein kleines Tonstudio meines Bruders Rudolf Janzen, bzw eher ein Musiklabel. Es sind in den Jahren 2001/2002 die ersten CDs mit christlicher Musik aus Eigenproduktion veröffentlicht worden, damals noch über den Verlag VCLM, weil Janzenmusik kein eigenständiger Verlag war. Dann im Jahr 2013 ist Janzenmusik als eigenständiger Verlag mit einem Onlineshop gestartet und mit den Jahren gewachsen. Erst im März diesen Jahres wurde Janzenmusik zur Janzenmedien GbR, aus zwei Gründen: Zum einen sollte das Verlagsprogramm nicht nur auf Musik beschränkt sein, so war der Name passender, zum anderen bin ich dann offiziell dazu gestoßen. Vorher war ich nur häufiger im Studio, bzw bei Aufnahmen und Mixings aktiv. Das Plattenlabel Janzenmusik ist jedoch bestehen geblieben und erscheint weiter auf künftigen Eigenproduktionen.

NIMM UND LIES: Wie sieht Ihr Verlagsprogramm aus? Wo liegen die Schwerpunkte?

Eduard Janzen: Der große Schwerpunkt unseres Verlagsprogramms liegt auf christlichen Hörmedien.

Wie eben bereits angerissen, besteht unser Verlagsprogramm zum Großteil aus Musik-CDs mit christlicher Musik, den Schwerpunkt bilden hierbei in Eigenproduktion entstandene Tonträger mit Männergesang, ob mit kleinerer Besetzung im Ensemble und Doppelquartett, oder auch größere Chorproduktionen. Wir haben aber auch gemischte Gesangsaufnahmen sowie Instrumentalmusik im Programm. Uns war und ist immer wichtig, dass der Name Jesus bei den Liedern im Vordergrund steht und der Text passend, d. h. unterstützend, musikalisch umrahmt wird.

Mit Hörbüchern sind wir erst in diesem Jahr gestartet, zwei Hörspiele für Kinder hatten wir jedoch vor einigen Jahren auch schon produziert. Hier bieten wir auch einige Produkte von anderen Verlagen an.

Zusätzlich dazu haben wir auch Printmedien anderer konservativ-evangelikaler Verlage aufgenommen, wie z. B. Kurse des Verlags rigatio oder geistliche Bücher des CMD und andere.

Als weiteren (noch) kleinen Bereich bieten wir kleine Geschenkartikel und Musikzubehör an.

Weiterlesen

Kommentare 0

10 + 1 Fragen an Markus Till

Markus Till organisiert das Projekt „Aufatmen in Gottes Gegenwart„, bloggt regelmäßig und scheut sich nicht vor Kontroversen, so z. B. im idea Streitgespräch oder auch mit HossaTalk. Ein beachtenswerter Beitrag ist: „6 Gründe für die Flucht aus Evangelikalien“.

  1. Wie wurden Sie Christ?

Ich habe mich mit 11 Jahren auf einer evangelistischen Kinderfreizeit bekehrt.

  1. Was ist der Schlüssel zum geistlichen Wachstum?

Entscheidend ist für mich: Nah am Herrn bleiben! Möglichst regelmäßig Zeit im Gebet und in Gottes Wort verbringen. Dazu kommt: Mit der Kraft des Heiligen Geistes rechnen. Teil einer lebendigen christlichen Gemeinschaft sein. Und meine Berufung entdecken und darin anderen Menschen dienen. Weiterlesen

Kommentare 0

10 + 1 Fragen an Reinhard Junker

Reinhard Junker dürfte vor allem für sein aufsehenerregendes Werk „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ bekannt sein, welches er gemeinsam mit Siegfried Scherer veröffentlicht hat. Das Werk ist bereits in der 7. Auflage vorhanden und hat viele Evolutionsbiologen aufgebracht, offensichtlich sprechen die Thesen also an. Ausgezeichnet ist auch das Journal „Studium Integrale“, unbedingt empfehlenswert, geradezu Pflichtlektüre für Menschen, die den Schöpfungsbericht ernst nehmen.

  1. Wie kamen Sie dazu Bücher zu schreiben?

e-Mail an Reinhard JunkerDas ist eine längere Geschichte. Sie beginnt eigentlich damit, dass ich während meines Studiums ein entschiedener Christ wurde (vorher war ich eine Art Traditionschrist). Ich studierte neben Mathematik auch Biologie und wurde mit der Evolutionslehre konfrontiert. Durch das Bibellesen merkte ich, dass es schwierig ist, Bibel und Evolution zusammenzubringen. Das hat mich motiviert, Evolution kritisch zu hinterfragen (ohne dass ich Evolution gleich abgelehnt hätte). Das wiederum erforderte eine gründlichere Beschäftigung mit der Materie, als man es normalerweise als Biologiestudent täte. Damals war das nicht einfach, denn es gab kaum kritische Literatur. Um die Sache abzukürzen: Nach Studium, Referendariat und kurzer Zeit des Lehramts kam ich als vollzeitlicher Mitarbeiter zur Studiengemeinschaft Wort und Wissen mit dem Auftrag, die Herausgabe eines evolutionskritischen Schulbuches zu koordinieren und selber mit eigenen Texten dazu beizutragen. Dieses Lehrbuch – damals unter dem Titel „Entstehung und Geschichte der Lebewesen“ – war mein erstes Buch, zu dem aber noch viele weitere Autoren beigetragen haben. Weiterlesen

Kommentare 0

10 + 1 Fragen an Karl Heinz Vanheiden

Karl Heinz Vanheiden dürfte vor allem für seine Arbeit an der Neuen evangelistischen Übersetzung bekannt sein. Daneben veröffentlichte er weitere Eigene Werke, wie das gemeinsam  mit Werner Gitt entstandene evangelistische und evolutionskritische Buch „Wenn Tiere reden könnten.“

  1. Wie kamen Sie dazu Bücher zu schreiben?

Als Beauftragter für Jugendarbeit in den Brüder-Gemeinden musste ich Material für Mitarbeiter in Jugendfreizeiten erarbeiten, das dann vervielfältigt wurde. So kam ich in der Zeit der DDR zum Schreiben. Dann gab es einen Versuch, ein evangelistisches „Traktat“ zu verfassen, das allerdings zuerst „im Westen“ gedruckt wurde, bevor es in der DDR erscheinen konnte. Durch kurze Artikel in der Gemeindezeitschrift der Baptisten „Wort und Werk“, deren Innenteil die Brüder-Gemeinden gestalten durften, war ich gezwungen sorgfältig zu formulieren.

Unter Christen aus Freikirchen und der Gemeinschaftsbewegung in der DDR wurde eine von mir verfasste Stellungnahme zum Biologielehrbuch der 10. Klasse (gegen die dortige Evolutionslehre) häufig kopiert. Kurz vor der „Wende“ schrieb ich eine Geschichte über ein Tier – ich weiß nicht mehr welches – vielleicht war es der Spatz oder der Regenwurm oder der Maulwurf, die von dem Wunderwerk ihrer Schöpfung erzählten und die Evolutionstheorie auf die Schippe nahmen. Daraus entstand später zusammen mit Werner Gitt das Buch „Wenn Tiere reden könnten“, das viele Auflagen erlebte und in viele Sprachen übersetzt wurde. Weiterlesen