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Robert Letham
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Interview mit Robert Letham

Robert Letham

Robert Letham ist Professer für systematische und historische Theologie an der Union School of Theology in Wales. Er doziert zudem regelmäßig am Westminster Theological Seminary. Er ist Autor von  The Work of Christ (in der Reihe: Contours of Christian Theology), Union with Christ, The Holy Trinity. 2019 erschien seine Systematische Theologie. Letham hat sich für ein Interview mit uns bereit erklärt.

S.P.: Sehr geehrter Prof. Letham. Vielen Dank für die Zeit, die sie sich für unsere Fragen nehmen! Können Sie darüber berichten, wie Sie Christ wurden?

R.L.: Ich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf, wurde jedoch erst im Alter von 19 Jahren getauft. Es gab keine ungewöhnliche oder dramatische Erfahrung dabei.

S.P.: Ihr letztes Werk war eine Systematische Theologie (Erschienen Ende 2019). Aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche systematische Theologien verfügbar sind, was ist das Besondere an Ihrem Werk?

Es hat das Ziel katholisch zu sein und bindet Figuren der Kirchenväter, des Mittelalters, der Reformation und der Moderne unterschiedlichen Spektrums in die Betrachtung mit ein. Gleichzeitig versuche ich die Soteriologie (Die Lehre vom Heil) mit der Ekklesiologie (Die Lehre von der Kirche) zu verknüpfen, um dem Wort und den Sakramenten ihre Zentralität zu gewähren. Ich habe dabei explizit auf eine trinitarische Struktur geachtet und beginne mit einem langen Abschnitt über die Dreieinigkeit. Daraufhin betrachte ich jeden Abschnitt mit Bezug auf Gott und seine Werke in der Schöpfung, Vorsehung und Gnade. Ich habe die Dogmatik auf eine Weise verfasst, die sie für zahlreiche Menschen zugänglich macht: Mit einem umfangreichen Glossar, Fragen zum Selbststudium und weiterführenden Literaturempfehlungen. Auf diese Weise kann jeder Leser die Themen weiter erforschen.

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Die Heilige Dreieinigkeit

Ich glaube in der letzten Zeit hat mich kaum ein Thema mehr beschäftigt als die Dreieinigkeit. Es gab hier so viel Unklarheit, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen konnte. Einige Beispiele. Im Grunde genommen wäre das Model das ich aus der Dreieinigkeit zeichnen würde in etwa so etwas wie eine „Zweieinigkeit“ von Vater und Sohn + einem in irgendeiner Weise untergeordneten Heiligen Geist. Ehrlich gesagt kenne ich auch kaum einen aus dem konservativen Milieu, der nicht in irgendeiner Weise die Subordination des Sohnes lehren würde. Der Sohn weiß ja schließlich nicht, wann das Ende der Zeiten anbrechen soll (Mt. 24,36). So ein Model endet schließlich im Tritheismus: Die Lehre von drei göttlichen Wesen, die sich zudem im Umfang ihrer Göttlichkeit unterscheiden würden. Ein klarer Verstoß gegen die Einheit Gottes, die an so vielen Stellen der Schrift gelehrt wird. Zudem muss man eingestehen, dass die Dreieinigkeit so gut wie keine Rolle im Evangelikalismus spielt. Man wird zwar im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft, aber das die Dreieinigkeit das typisch christliche Element unserer Gotteslehre ist (z.B. im Vergleich zum Judentum, nicht nur zum Islam) wird in der Anbetung viel zu selten ausgearbeitet. Mir ist es geradezu peinlich, wie viele Jahre ich die alten Damen in der Gemeinde, die ihre Gebete mit „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ beendeten, mit schrägen Blicken anblickte, im Verdacht, es wäre noch ein Restkatholizismus in ihrer Pietät enthalten. Zunehmend musste ich eingestehen, wie Analogien in der Erklärung der Dreieinigkeit im besten Fall als kindlich misslungen zu gelten sind. Man denke an das Model des Wassers: So wie Wasser drei Formen besitzt (Eis, Dampf, Flüssig) und doch immer Wasser bleibt, wäre es auch mit Gott. Doch dieses Model hat mehr Ähnlichkeit mit etwas, das die Kirche als Irrlehre des Modalismus (von Modus, Modi) zur Seite getan hat: Die verschiedenen Personen der Dreieinigkeit sind dann nur „Modi“ oder Erscheinungsformen der einen Person. Die Unterschiede der Personen verschwimmen und verschwinden so. Gleichzeitig wuchs zunehmend die Herausforderung an die Kinder ein biblisches Gottesbild zu vermitteln. Wer ist der Gott, auf dessen Wort wir hören, dem wir folgen, den wir anbeten? Ein zu großes Vermeiden über das Thema Dreieinigkeit nachzudenken, kann man auch kaum gut heißen. Es klingt zu sehr nach: „Was redest du da über Gott, ich will einfach wissen wie ich in den Himmel komme“. Können wir dann als gleichgültige Götzenanbeter die Rechtfertigung aus Gnaden überhaupt beanspruchen? Vielleicht spielt die Dreieinigkeit in unserem Leben deswegen eine solch geringe Rolle, weil wir so wenig Zeit im Gebet verbringen oder unsere Gebete eher dem Vortragen von Wunschlisten ähneln.

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