Alle Artikel in der Kategorie “Sachbücher

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Wegweiser aus dem Transgenderkult – Elternbroschüre von „Lasst Frauen sprechen“

Es ist für morgen den 21.06.2023 geplant, dass das Bundeskabinett zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz tagt. Mit diesem soll es nun möglich werden, einmal im Jahr Name und Geschlecht durch Selbsterklärung zu ändern. Ein weiterer Schritt in der von vielen Fördergeldern getragenen LGBTQI*-Agenda und letztlich eine weitere Manifestation staatlicher Macht. Ging es bei der Ehe für Alle, dass nun der Staat frei definiert und vorgibt was eine Ehe ist (z.B. für homosexuelle möglich, für polygame Beziehungen oder für Menschen unter 18 Jahren nicht), legt nun der Staat für den Bürger fest, in wie weit er „über sich selbst bestimmen darf“. Fühlt sich ein Mann als Frau, kann er nun eine sein. Wie viel Biologie man aber aushebeln darf, darüber zu urteilen, behält sich der Staat das Recht vor. So kann man sich als Mann zwar eine Frau fühlen (und jeder der den ursprünglichen Bernd nicht mit Ulla anspricht, muss mit 10.000 EUR Strafe rechnen), aber eine weiße Person nicht als schwarze, ein Ausländer nicht als Deutscher usw…

Um sich zu veranschaulichen welche (vor allem) antifeministischen Züge die ganze Entwicklung genommen hat, muss sich nur diesen Artikel über eine Demonstration mit dem Titel „Let Women speak“ durchlesen. (https://www.bazonline.ch/wo-sie-auftaucht-gibt-es-aerger-742123132336).  Dort kann man über P. Parker, eine bekannte feministische Aktivistin aus GB lesen: „2018 mietete Parker eine Plakatfläche, auf der geschrieben stand: «Frau: erwachsener weiblicher Mensch». Kurz darauf wurde das Plakat wegen aufrührerischen Inhalts wieder entfernt. „ (Zitat Ende). Die Aussage „Frau, erwachsener weiblicher Mensch“ ist nun schon aufrührerischer Inhalt, dabei wäre diese Formulierung ja sogar noch trans-inklusiv formuliert gewesen. Nun ja, Sven Lehman, den Queer-Beauftragten der Ampel dürfte es freuen.

Das wir als Christen ausgerechnet bei den Feministen starke Verbündete gegen den Trans-Kult finden ist überraschend, aber eigentlich naheliegend. Der Elternratgeber „Wegweiser aus dem Transgenderkult“ führt auf, dass „8 von 10 „Transkindern“ Mädchen sind.“  Ich denke diese Broschüre deckt zu recht und notwendig die „Auslöschung“ der Frau als Folge des Trans-Kultes auf. Ein Thema, dass in den Medien sofort totgeschwiegen wird, wenn man z.B. darauf blickt, welcher Shitstorm J.K. Rowling begegnete, als sie von „Frauen“ und nicht „menstruierenden Personen“ sprach.

Die Broschüre, die nun von Lasst-Frauen-sprechen.de auf Grundlage eines Buches von Maria Keffler erstellt und übersetzt wurde, ist auf vielen Ebenen hilfreich. Mich hat z.B. der deutliche Ton überrascht. Das erste Kapitel lautet „Gender ist bedeutungslos, Geschlecht ist unveränderbar“. Die Broschüre deckt im nächsten Schritt auf, warum der Trans-Kult besonders auf vulnerable Kinder und Jugendliche abzielt und wie er ihnen noch mehr schadet. In besonderer Weise sind die Tipps für das Gespräch mit betroffenen Kindern und den diese Kinder prägenden Personen hilfreich und machen einen Großteil der Broschüre aus.

Aus christlicher oder aus, wenn man so noch sagen darf, konservativer Sicht, sind an der Broschüre eigentlich nur die radikal-feministischen Darstellungen problematisch, so wenn z.B. der Narrativ des Patriarchats hergezogen wird. Der Aufruf zur lesbischen Liebe „um sich nicht dem System anzupassen“ ist dann in meinen Augen doch zu kurz gezogen. Insgesamt aber ist diese Broschüre eine hilfreiche Handreichung, da sich bisher auch wenig nicht-affirmatives Material finden lässt.

Es mag sein, dass feministische Gruppen zu lange weggeschaut haben, als die LGBTQ-Ideologie von allen Seiten in so viele Lebensbereiche eindrang. Es lässt sich z.B. kaum leugnen, dass gerade EMMA diese Bewegung einst mit Kusshand empfing. Gleichzeitig müssen wir uns als Christen an die Nase packen, warum wir uns all die Jahre so wenig für Frauenrechte eingesetzt haben. Wenn uns heute der Trans-Kult entsetzt, bleibt die Frage, warum es nicht die Frauenversklavung in der Prostitution und Pornographie getan hat.

Übrigens: Die Herausgeber der Broschüre wurden von der „Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz“ vorgeladen. Es kann durchaus sein, dass die Broschüre auf dem Index landet. Also schnell noch laden und sichern! Laut Herausgeber ist Kopie und Nachdruck ausdrücklich erlaubt und die Seite bietet auch eine Druckvorlage an. Da kommt ein ordentlicher kultureller Sturm auf uns zu, aber lasst uns nicht den Mut verlieren, sondern immer für das

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Novellen – 10 Meisterwerke der Weltliteratur – Gelbe Edition

Ich hörte dieses Hörbuch bei audible

In den letzten Monaten widmete ich alle freien Minuten klassischer Literatur. Da lesen nicht immer drin ist, greife ich regelmäßig zu audible zurück (Hier eine Übersicht). Neulich kam diese Auswahl von 10 Novellen in meine Sammlung, die ich zunächst wegen G.Kellers und C.F. Meyers Beiträgen erwarb. Sowohl „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, wie auch „Der Schuss von der Kanzel“ waren mir bisher unbekannt. Während Meyers Werk eine berauschende Komödie ist, ist Kellers Werk eine der grandiosesten Charakterstudien, die ich je in einer kurzen Novelle zu Gesicht bekam. Eine Geschichte von hohem Lehrgehalt, die aufzeigt, zu was moralische Kompromisse führen, wenn „Gott wirklich beschließt, zu züchtigen“. Ich habe mir fest vorgenommen, die Sammlungen Kellers über „die Bürger von Seldwyla“ vollständig durchzulesen/durchzuhören. Mindestens acht der Novellen haben das Thema der Liebe im Vordergrund und thematisieren die Beziehung von Mann und Frau aus unterschiedlichen Perspektiven. Nicht jedes Werk erreicht das Niveau von Keller und Storm, die Auswahl blieb aber dennoch gelungen. So Denke ich an „eine teure Liebesnacht“ von Balzac, der mit dieser grotesten Romanze einen interessanten Einblick in die Rezeption der Hugenotten gibt. Mit der Undeutlichkeit von E.T.A Hoffmann (hier mit „Ritter Gluck“) tat ich mich wie immer schwer. „Brief einer Unbekannten“ hätte ich nicht in diese Sammlung gewählt, da es mir erscheint, dass Zweig viele andere Novellen verfasst hat, die den Titel „Meisterwerk“ eher verdienen. – Insgesamt eine Bereicherung für meine Hörbibliothek.

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Letters of Note – Briefe, die die Welt bedeuten

Da läuft man nach Jahren mal wieder in eine Tschibo-Filiale und stolpert über ein Buch, das man gleich einpackt – und völlig zurecht, wie sich herausstellen stellte.

Der Band enthält ein Sammelsurium von 112 Briefen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Menschheitsgeschichte. So findet sich der vermeintliche Brief von Jack the Ripper an eine Bürgerwehr (der Sendung war eine menschliche Niere beigelegt), wie der Brief, den Charles Dickens an die Times schrieb, als er der Hinrichtung eines Paars beiwohnte.

Was das Buch besonders anschaulich macht ist, dass bei den meisten Briefen die Originale als farbliche Abbildungen beigefügt sind.

So kann man z.B. die Kokosnuss bestaunen, die John F. Kennedy während des zweiten Weltkriegs mit einer Hilfsbitte nach einer Strandung einem neugeborenen übergab oder das Rezepte des Eierkuchens, dass Queen Elizabeth II an US-Präsiden Eisenower sandte.

Handschriftliche Briefe! Ah, wie wundervoll und herrlich! Da kriegt man Lust, selber ein paar Briefe zu schreiben.

Einige Briefe sind herrlich ironisch, so wie die Bitte eines 14 Jährigen Fidel Castros beim US-amerikanischen Präsidenten um „einen grünen zehn Dollar Schein“ oder das Schreiben einer Elfjährigen an den damals noch bartlosen Abraham Lincoln mit dem Hinweis, dass ein Bart ihm sicher viel mehr Wählerstimmen einbringen würde („Alle Damen lieben Bärte“). Immer wieder findet man aber auch erschütternde Schreiben, wie z.B. ein Brief vom FBI an Martin Luther King, in dem sie ihn aktiv erpressen und ihm nahelegen Suzid zu begehen (!) oder das SChreiben vom Mark Chapman an einen Memorabilia-Experten, der frägt, was ein signiertes Album von John Lennon für einen Wert besitzt (Chapman hat wenige Stunden nachdem er sein Album von Lennon signieren lassen hat, diesen erschossen).

Obwohl jeder Brief seine Geschichte beschreibt, finden sich auch Briefe mit historischer Bedeutung, wie z.B. eine Schrift aus der ägyptischen Antike, die den Dienst eines „Pharao-angestellten schildert“ oder das Schreiben, in dem Maria Stuart ihre bevorstehende Hinrichtung schildert.

In einigen Fällen bekommt man auch die Antwort mit, so auch in dem Fall, als Phyllis, am 19.01.1936 Einstein fragte, ob Wissenschaftler beten, die Einstein, wenn auch sehr freundlich formuliert letztlich verneint, auch wenn er eingesteht, dass „Doch auch jeder, der sich ernsthaft mit der Wissenschaft beschäftigt, ist irgendwann davon überzeugt, dass ein Geist den Gesetzen des Universums innewohnt, der dem des Menschen bei weitem überlegen ist.“ Auf diese Art führt die Beschäftigung mit der Wissenschaft zu einem ganz besonderen religiösen Gefühl, das sich natürlich sehr von der Religiosität einer unbefangeneren Person unterscheidet“

Die Briefe sind auch mit ihren Fehlern übersetzt worden, was auch in der Übersetzung (der meist ursprünglich englischen Briefe) lebensnah werden lässt. Das Buch kann ein guter Startpunkt für weitere historische Studien werden. Auf Englisch kann man die im Buch enthaltenen Briefe mit vielen weiteren auch auf der gleichnamigen Seite lesen: lettersofnote.com.

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Christus in der ganzen Schrift erkennen und verkündigen
Literaturhinweise für ein Bibelstudium mit Christus im Zentrum

Preaching Christ in All of Scripture (English Edition) by [Edmund P. Clowney]Meine Reise in ein Bibellesen mit Christus im Zentrum fing mit Edmund Clowney an. Zuerst bin ich auf die von Clowney mit Tim Keller gemeinsam gehaltene Vorlesung „Preaching Christ in a Postmodern World gestoßen“.  Diese war ein gewisser Startpunkt und später griff ich zur Vorlesung zur biblischen Theology von Clowney, die ebenfalls kostenfrei zugänglich ist.

Seine Strategie stellt Clowney in Kürze auch in einem Essay vor, der das Einleitungskapitel zu einem Predigtsammelband von ihm darstellt: Preaching Christ in All of Scripture – Christus aus der ganzen Schrift predigen.

Durch Clowney habe ich auch unerwartete Fährten der Schrift entdeckt, die zu Christus führen. In seiner Vorlesung führt Clowney aus, wie z.B. das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ auf Christus zeigt: Gott nimmt nicht eine bereits vorhandene Institution der Ehe, um diese als Metapher für die Liebe Christi zu seiner Gemeinde zu verwenden, sondern die Ehe ist ein Abbild einer längst, ja vor Grundlegung der Welt vorhandenen Realität, der dienenden Liebe Christi. Unsere Ehen werden an diesem Anspruch, der im Sohn Gottes zu sehen ist, gemessen. Deswegen ist Ehebruch und Hurerei auch so tragisch, da wir dem nicht nachkommen, zu dem wir als Abbilder/Bilder Gottes berufen sind. Apropos Bilder Gottes. Sollen wir uns nicht auch deswegen keinerlei Bilder von Gott machen, da Gott selbst „den Abganz seiner Herrlichkeit“ (Heb. 1.1-2) in seinem Sohn zeigen will und wir eben nur einen Antichristen produzieren würden, wenn wir selber ein Bild von Gott machen würden?

In dieser Weise entdeckt und beschreibt Clowney, wie alle Spuren, Bilder, Gedanken, Gebote, Traditionen und Praktiken der Bibel zu Christus führen. Ist Christus in den Gesetzen der Thora zu finden, verstehen wir plötzlich, warum sich die Psalmsänger an den Geboten, ob nun den Zeremonialgesetzen oder den juristischen, derart erfreuen: „HERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet. (…) Deine Gebote sind mir ein Lied geworden“ (Ps. 119,52.54) Weiterlesen

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Vom Passa von Melito von Sardes
Die älteste christliche Osterpredigt

St. Melito of Sardis - Saints & Angels - Catholic OnlineIm Rahmen meiner Vorbereitung einer Predigt zu Christus im Alten Testament habe ich relativ ausführliche Recherchen gemacht. Dabei bin ich auch auf diese Osterpredigt von Melito von Sardes gestoßen. Das Werk selbst wurde erst vor etwas mehr als 150 Jahren entdeckt und ist überraschend gut erhalten. Dabei handelt es sich um ein sehr frühes Werk der Kirchengeschichte. Ja, dieser Melito kam tatsächlich aus dem Sardes, dass wir aus der Offenbarung kennen. Sehr lesenswerte Hinweise zum Hintergrund der Schrift finden sich in der Einleitung von Blank zu diesem Werk. Auch die notierten Parallelstellen  rechts neben dem Predigttext sind eine Hilfe für den Hintergrund dieser Predigt.

Das Werk ist  relevant für das Verständnis der Beziehung von Altem und Neuen Testament, dass in der Alten Kirche spätestens durch den Einfluss von Marcion, der das Alte Testament als nicht kanonisch ablehnte, relevant wurde.

Dabei ist das Werk von Melito auch homiletisch bzgl. der verwendeten Sprachfiguren interessant, so arbeitet Melito häufig mit Aufzählungen oder Gegenüberstellungen. Zwei Beispiele:

Diese Anwendung sieht Melito in den bitteren Kräutern, die zum Passahlamm gereicht wurden:

„Daher ist bitter geworden
dir das Fest der ungesäuerten Brote,
wie von dir geschrieben steht:
Ihr werdet Ungesäuertes mit Bitterkräutern essen.
Bitter sind dir die Nägel, die du zugespitzt hast;
bitter die Zunge, die du geschärft hast;
bitter die falschen Zeugen, die du aufgestellt hast;
bitter die Stricke, die du bereitgelegt hast;
bitter die Geiseln, die du geflochten hast;
bitter Judas, den du gekauft hast;“

oder an einer anderen Stelle, an dem die Symbolik des AT mit der Präsenz des Neuen Testaments verglichen wird:

Denn wertvoll war einst die Schlachtung des Schafes,
nun ist sie wertlos wegen des Lebens des Herrn.
Wertvoll war der Tod des Schafes,
nun ist er wertlos wegen des Heiles des Herrn.
Wertvoll war einst das Blut des Schafes,
nun ist es wertlos wegen des Geistes des Herrn.
Wertvoll war einst das stumme Lamm,
nun ist es wertlos wegen des schuldlosen Sohnes.
Wertvoll war der Tempel unten,
nun ist er wertlos wegen des Christus droben.
Wertvoll war das untere Jerusalem,
nun ist es wertlos wegen des
oberen Jerusalem

Die Osterpredigt ist deswegen interessant, weil es ein sehr frühes Zeugnis dafür ist, wie die Kirchenväter das Evangelium in der Botschaft des Alten Testaments erkannten und anwendeten. Melito geht von der Beziehung von Vorbild (Typos) und Wahrheit (Aletheia) aus. Dabei hat aber schon das Typos das Mysterium der eigentlichen Botschaft in sich. Das Beispiel, dass Melito wählt, um diese Beziehung zu illustrieren fand ich dabei besonders stark. Melito geht der Frage nach, was den Engel davon abhielt, die Erstgeburt derer, die ihre Hauspforte mit Lammes Blut strichen, zu schlagen. Seine Antwort: es ist die Wahrheit hinter dem Symbol, die wirkt:

O unsägliches Mysterium!
Die Schlachtung des Schafes
wurde als die Rettung des Volkes erfunden,
und der Tod des Schafes
wurde des Volkes Leben
und das Blut
schreckte den Würgengel ab.
Sage mir, Engel,
wovor schrakst du zurück?
Vor der Schlachtung des Schafes,
oder vor dem Leben des Herrn?
Vor dem Tod des Schafes,
oder vor dem Vorbild des Herrn?
Vor dem Blut des Schafes,
oder vor dem Geist des Herrn?
Offensichtlich warst du erschrocken,
weil du das Mysterium des Herrn
in dem Schaf geschehen sahst,
das Leben des Herrn
in der Schlachtung des Schafes,
das Vorbild des Herrn
in dem Tod des Schafes;
darum schlugst du Israel nicht,
sondern machtest nur Ägypten kinderlos.
Was ist das für ein neues Mysterium?
Ägypten wird geschlagen zum Verderben,
Israel wird behütet zum Heil!

Insgesamt ein gelungenes Werk. Als radikaler Protestant freue ich mich jedes mal über so viel Kongruenz mit den Kirchenvätern. Christus als hermeneutischer Schlüssel zum Alten Testament wird von Melito hilfreich und wegweisend angewandt. Die Frage wie nun aber die Beziehung von Israel und Gemeinde gegenwärtig sind, bleibt aber etwas unbeantwortet, was aber offensichtlich auch nicht die Absicht dieses Predigers war.

Wer ausführlicher in das Thema „Christus aus dem alten Testament predigen“ einsteigen möchte, wird sicherlich in Sidney Greydanus Buch „Preaching Christ from the Old Testament“ einen guten Begleiter finden.

 

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Der jüdisch-amerikanische Radio-Moderator Dennis Prager über Evangelikale
Das Leseverhalten der Evangelikalen aus jüdischer Sicht

Dennis Prager ist in Amerika schon jahrzehntelang als konservativer und ungewöhnlicher Radiomoderator bekannt. Seine Analyse des Leseverhaltens evangelikaler Christen dürfte global ins Schwarze treffen. Entdeckt, via Monergism:

„Eine Sache, die mir bei Evangelikalen aufgefallen ist, ist, dass sie nicht lesen. Sie lesen die Bibel nicht, sie lesen die großen christlichen Denker nicht, sie haben noch nie von Aquin gehört. Wenn sie Presbyterianer sind, haben sie noch nie die Begründer des Presbyterianismus gelesen. Das kann ich nicht verstehen. Als Jude ist das für mich verwirrend. Das Gebot des Studiums ist im Judentum so tief verwurzelt, dass wir uns in das Studium vertiefen. Gott hat uns ein Gehirn gegeben, sollen wir es nicht in seinem Dienst einsetzen? Wenn ich das Haus eines evangelikalen Christen betrete und insgesamt 30 Bücher sehe, die meisten davon Bestseller, verstehe ich das nicht. Ich habe Bücherregale mit christlichen Büchern, und ich bin Jude. Warum habe ich mehr christliche Bücher als 98 % der Christen in Amerika? Das ist so seltsam für mich.“

O-Ton: Weiterlesen

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Zwölf Perlenketten meiner Lektüre

Der Artikel „Meine persönliche „Top-Ten“ Auswahl christlicher Werke“ benötigt dringend eine Aktualisierung. Heute kann ich sie endlich liefern:

Zunächst möchte ich aufzeigen, wo die Grenzen meines bisherigen Artikels liegen.  Anschließend erläutere ich das Konzept, dass ich als „Perlenketten“ bezeichne: Das Konzept ermöglicht mir, sich mit zentralen Themen ausführlich zu befassen und doch unterschiedliche Perspektiven einzubinden. Die Frage, die ich dabei bespreche, ist, wie man eine hilfreiche Kette mit einem passenden „Anfangsknoten“ knüpft. Schließlich gewähre ich einen Blick in eine größere Auswahl an Perlenketten.

Was an meiner bisherigen Liste problematisch ist

Im Wesentlichen drei Dinge:

1) Es fehlte Struktur: Vor allem „heilige fromme“ Titel prägten mich, häufig ohne Folgen für das alltägliche Leben.

2) Fehlt Substanz: Vor 9 Jahren war ich einfach kein erfahrener Leser: So kannte ich außer Calvins Bibelkommentaren kaum einen anderen Kommentar. Und obwohl ich diese weiterhin für exzellent halte, denke ich, dass man weiser mit Kommentaren umgehen kann.

3) Ich konzentriere mich ausschließlich auf christliche Werke. Ein Schwerpunkt, der mein Leben auch weiterhin prägt, aber ich habe immer auch gerne Klassiker gelesen, die ich nun mit aufnehme.

Wie Perlenketten entstehen

Am Anfang einiger meiner Perlenketten steht der Predigtdienst von Tim Keller:  Immer wieder finden sich dann Beiträge, in denen er davon spricht, welche Autoren ihn geprägt haben. Er sagt, dass er sich in jungen Jahren mit der Frage konfrontiert sah, wie er Nicht-Christen erreichen kann. In Amerika könne man in vielen Bereichen immer noch die Kirchen voll mit Besuchern bekommen, weil viele noch über das christliche Vokabular verfügen. Er sah sich mit der Frage konfrontiert, wie er das Evangelium auch denen erzählen kann, die mit dem christlichen Konzept von Gott, Schöpfung und Erlösung nicht viel anfangen können und fand dabei viel Hilfe in den anglikanischen Evangelikalen Stott, Packer, Motyer, Lucas und weitere. Schon war mein erster Knoten geknüpft: Ich sehe in meinem Umfeld die gleiche Herausforderung, und ein Abgleichen meines Denkens an einer doch anderen Kultur der Briten der 50er bis 90er klingt verlockend. Weiterlesen

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Tipp: The Rise and Triumph of the Modern Self

Eine Gastrezension von David Tissen:

„So many Christian books seek to explain the church to the modern world. But in these pages, Carl Trueman explains modernity to the church, with depth, clarity, and force. The significance of The Rise and Triumph of the Modern Self, arriving at this late hour, is hard to overstate.“ (Rod Dreher)

Was ist die Welt, in der wir leben? Was ist die Welt, in der Christen heute aufgerufen werden das Wort Gottes zu verkündigen?

Carl Trueman, von seiner Überzeugung Protestant und Dozent am Grove City College (Pennsylvania, USA), geht dieser Frage nach. Um die Notwendigkeit dieser Aufgabe zu erklären, verweise ich auf eine Begebenheit, die Carl Trueman häufig seinen Studenten erzählt.

Carl Trueman fragt seine Studenten oft nach der Ursache des Zusammenstürzens der beiden World Trade Center Türme. Nachdem einige Studenten Antworten geben, gibt Trueman selbst folgende Antwort: „Sie sind aufgrund der Thermodynamik eingestürzt. Die Stahlträger konnten aufgrund der Hitze die Belastung nicht mehr halten und sind eingestürzt.“ (In eigenen Worten wiedergegeben)

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Als der Apostel Johannes zweimal eine Dummheit beging…

Die vier apokalyptischen Reiter

Offenbarung 22,8–9:Und ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat. Und als ich’s gehört und gesehen hatte, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir dies zeigte. Und er spricht zu mir: Tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der Mitknecht deiner Brüder, der Propheten, und derer, die bewahren die Worte dieses Buches. Bete Gott an!“

Diese Stelle fasziniert mich in der Offenbarung in besonderer Weise.

  • Zunächst einmal ist hier die Transparenz des Johannes nicht hoch genug zu schätzen. Bei seinen Offenbarungen, die alle anderen Apostel überbieten, steigen ihm diese nicht zu Kopf: Nein er berichtet nach den größten Visionen der Neuschöpfung Gottes auch über sein Versagen. Er hat Gott auf den Thron erblickt, dem Lamm Gottes, dem Löwen aus Zion zugeschaut, die Gerichte Gottes gesehen und ist doch noch anfällig für Götzendienst. In einer anderen Weise zeigt es auch, wie anfällig wir für Götzendienst sind.
  • Dann fällt auf, dass ihm das ganze zwei Mal passiert. In Offb. 19,10 ist ihm das schon einmal passiert, dass ein Engel ihn zurechtwies, nicht in Götzendienst zu verfallen. In einer gewissen Weise ist es den besonders erhebenden Visionen geschuldet. In Offb. 19 ist es der Jubel über den Endgültigen Untergang Babylons, die völlige Einnahme der Herrschaft durch Gott. In Offb. 22 ist sein Verhalten die Folge des Erblickens des Neuen Jerusalems
  • In besonderer Weise fasziniert aber, „wer sich nicht von Engeln beeindrucken lassen hat“. Viele erschraken zutiefst vor Engeln und erwarteten ihr Ende. Eine Ausnahme berichtet uns ausgerechnet auch Johannes, aber in seinem Evangelium: Maria Magdalena. Achtet darauf in Joh 20,11-14: Ihr begegnen Engel, haben eindrucksvolle Gewänder, sprechen in Herrlichkeit. Aber Maria hat dafür nichts übrig. Ja wir lesen das so explizit als Reaktion (V.14): „sie wandte sich um“. Sie sucht ausschließlich Jesus.
  • Schließlich aber beeindruckt die obige Stelle über die Herrlichkeit, die wir wie unsere Mitbrüder im Neuen Jerusalem haben werden. Die mögliche zukünftige Verherrlichkung kann man nicht genug würdigen.  Die langweiligste Person kann eines Tages zu einer Person werden, von der man sehr versucht wäre, diese anzubeten. Ich glaube, niemand hat diese These besser auf den Punkt gebracht als C.S.Lewis, in dieser häufig zitierten Feststellung (Eigene Übersetzung aus seiner Predigt The Weight of Glory):

„Es ist eine  recht ernste Sache, in einer Gesellschaft potentieller Götter und Göttinnen zu leben, sich daran zu erinnern, dass die langweiligste und uninteressanteste Person, mit der man spricht, eines Tages ein Geschöpf sein könnte, das man, wenn man es jetzt sähe, stark versucht wäre anzubeten. oder aber ein Schrecken und eine Verderbnis, wie man sie heute, wenn überhaupt, nur in einem Alptraum antrifft. Den ganzen Tag über helfen wir einander in gewissem Maße, das eine oder andere Ziel zu erreichen. Im Lichte dieser überwältigenden Möglichkeiten sollten wir alle unsere Beziehungen zueinander, alle Freundschaften, alle Liebschaften, alle Spiele, alle Politik mit der ihnen eigenen Ehrfurcht und Umsicht betreiben. Es gibt keine gewöhnlichen Menschen. Sie haben noch nie mit einem einfachen Sterblichen gesprochen. Nationen, Kulturen, Künste, Zivilisationen – sie sind sterblich, und ihr Leben ist für uns wie das Leben einer Mücke. Aber es sind die Unsterblichen, mit denen wir scherzen, mit denen wir arbeiten, die wir heiraten, die wir brüskieren und ausnutzen – unsterbliche Schrecknisse oder ewige Pracht. (…) Und unsere Nächstenliebe muss eine echte und teure Liebe sein, mit tiefem Gefühl für die Sünden, trotz derer wir den Sünder lieben – keine bloße Toleranz oder Nachsicht die die Liebe parodiert wie der Leichtsinn die Fröhlichkeit. Neben dem Allerheiligsten Sakrament selbst ist der Nächste das heiligste Objekt, das sich unseren Sinnen darbietet.“

 

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Sharon James: „Der, die, was?“

Eine Gastrezension von Carolin Schmitt:

Der, die, was?Mittlerweile ist es kaum zu vermeiden, dass man mit der gendergerechten Sprache konfrontiert wird und in immer mehr Texten Schreibweisen wie Kund:innen oder Verkäufer:innen liest. Ich vermute, dass vielen Eltern – egal ob Christen oder Nicht-Christen – überhaupt nicht bewusst ist, wie gezielt wir und vor allem die nächste Generation mit dieser Ideologie indoktriniert werden.

Sharon James gibt auf den 172 Seiten einen sehr guten Überblick über die Ursprünge und Hintergründe sowie die Inhalte der Gender-Ideologie. Sie argumentiert klar und fundiert, dass es beim Gender-Mainstreaming um eine Ideologie geht, da die Theorie mit wissenschaftlichen Argumenten nicht belegbar ist. Die Theorie, die besagt, dass es zwischen dem biologischen Geschlecht (englisch sex) und einem gesellschaftlichen bzw. anerzogenen Geschlecht (englisch gender) einen Unterschied gibt, lässt sich in keiner Weise durch eine wissenschaftliche Grundlage beweisen, schreibt die Autorin. Darüber hinaus sprechen für den ideologischen Charakter zahlreiche Beispiele, die in dem Buch aufgeführt werden. Immer wieder werden Fakten in der Öffentlichkeit und in den Medien geleugnet. Berichte von Menschen, die nach Jahren eines Lebens im anderen Geschlecht den Irrtum der Ideologie erkennen, wurden oder werden bagatellisiert und ausgeblendet. Auch gibt es kaum Veröffentlichungen darüber, dass Betroffene keinerlei langfristige Besserung ihrer Gesamtsituation erlebt haben, sondern am Ende mit einem durch Hormone und Operationen verstümmelten Körper dastehen und ihre Not oftmals danach schlimmer ist als vorher. Auch werden wissenschaftliche Untersuchungen und Fachmeinungen von medizinischen und psychologischen Experten konsequent aus der öffentlichen Diskussion verbannt. Schlagworte wie „transphob“ ersticken solche Äußerungen bereits im Keim und Experten werden dadurch einfach mundtot gemacht. Fakten, die nicht ins eigene Bild passen, werden somit einfach ignoriert. Wie auch bei manchen anderen Themen wird hier durch Medien und Meinungsmache eine einseitige Ideologie etabliert. Weiterlesen