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Von der ewigen Vorherbestimmung Gottes

Calvin widmete diese Schrifte, deren Teile später auch in die 1559- Auflage der Institutio bildeten, der Stadt Genf. Die Schrift wurde Anfang 1552 als gemeinsame Erklärung der Genfer Pastoren. Calvin setzt sich mit dieser Schrift mit zwei katholischen Widersachern, Pighius und Siculus auseinander, aber er stellt sich auch der Ablehnung der doppelten Prädestination im protestantischen Lager. Die Schrift, ist in 47 kleinere Abschnitte eingeteilt, die immer wieder für ein „Deja-Vu“ gesorgt haben. Immer wieder ernüchternd festzustellen, wie uralt „moderne“ Einwände gegen die Prädestinationslehre sind.

Das Buch ist sicherlich eines der anspruchsvollsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, das aber weniger durch das gewählte Thema zurückzuführen ist, als darauf, dass Calvin ständig Bezug auf die Thesen seiner Kritiker Pighius und Siculus nimmt. Man müsste eigentlich ihre Werke ebenfalls zur Hand haben. Aus diesem Grunde musste ich regelmäßig Abschnitte wiederholt durchlesen und kam relativ langsam durch das Werk voran.

Dennoch empfinde ich das Buch in mehrfacher Hinsicht als Bereicherung:

1.Wenn Calvin davon spricht, dass „Augustinus totus noster“ (Augustinus völlig unser) sei, dann ist das weniger ein Schmücken mit Federn der Kichenvätern sondern tatsächlich sattelfeste Kenntnis der unterschiedlichsten Werke von Augustinus. Bestimmt nimmt er etwa hundert Mal Bezug zu den Werken Augustins. Das spiegelt auch Calvins Absicht wieder, keine originellen theologischen Konzepte entwickeln zu wollen, sondern „klassisches Christentum“ zu vermitteln. Eine Köstlichkeit aus Augustinus´Enchiridion, dass ich durch Calvins Werk entdeckt habe:

„Es geschieht also nichts, wenn nicht der Allmächtige will, dass es geschieht, sei es, indem er zulässt, dass es geschieht, oder indem er es selbst tut (…) Und man darf nicht zweifeln, dass Gott gut tut, indem er geschehen lässt, was Böses geschieht. Denn er lässt es nur nach gerechtem Gerichte zu… Obgleich also nun das Böse, insofern es böse ist, nicht gut ist, so ist es dennoch gut, dass es nicht nur Gutes, sondern auch Böses gibt. Denn wenn es nicht gut wäre, dass auch Böses ist, so würde auf keine Weise von dem guten Allmächtigen zugelassen werden, dass Böses wäre. Ihm ist es ohne Zweifel ebenso leicht, zu tun, was er will, wie nicht zuzulassen, was er nicht will. wenn wir dies nicht glauben, so ist der Anfang unseres Glaubens selbst in Gefahr, mit dem wir an den allmächtigen Gott zu glauben bekennen.“

Nach der Lektüre habe ich unterschiedliche Werke von Augustinus auf meine Leseliste genommen. Weiterlesen

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„Denn ohne Leiden, Kreuz und Todesnöte kann man die Vorherbestimmung nicht ohne Schaden und heimlichen Zorn wider Gott behandeln.“

Luther in Erfurt, von J.N. Paton, 1861, (c) gemeinfrei

Martin Luther ist ein Theologe des Kreuzes. Auch Fragen nach der Prädestination verband er mit dem Kreuz Christi. In seiner Vorrede zum Brief des Paulus an die Römer (1522) schreibt er:

„Im neunten, zehnten und elften Kapitel lehret er von der ewigen Vorherbestimmung Gottes, woher es ursprünglich fließt, wer glauben oder nicht glauben soll, wer von Sünden los oder nicht loswerden kann, womit es ja ganz aus unsern Händen genommen und allein in Gottes Hand gegeben sei, daß wir fromm werden. Und das ist auch aufs allerhöchste not. Denn wir sind so schwach und ungewiß, daß, wenns bei uns stünde, freilich nicht ein Mensch selig würde, der Teufel würde sie gewißlich alle überwältigen. Aber nun Gott gewiß ist, daß ihm das, was er vorherbestimmt, nicht fehlgehet, noch jemand ihm wehren kann, haben wir noch Hoffnung wider die Sünde. Aber hier ist den frevelhaften und hochfahrenden Geistern eine Grenze zu stecken, die ihren Verstand zuerst hierher führen und damit anfangen, zuvor den Abgrund göttlicher Vorherbestimmung zu erforschen und sich damit vergeblich bekümmern, ob sie vorherbestimmt sind. Die müssen sich denn selbst stürzen, daß sie entweder verzagen oder alles aufs Spiel setzen. Du aber folge diesem Brief seiner Ordnung entsprechend, beschäftige dich zuvor mit Christus und dem Evangelium, daß du deine Sünde und seine Gnade erkennest, danach mit der Sünde streitest, wie hier das 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8. Kapitel gelehret haben. Danach, wenn du zum 8. (Kapitel) gekommen bist, unter das Kreuz und Leiden, wird dich das die Vorherbestimmung im 9., 10. und 11. Kapitel recht (verstehen) lehren, wie tröstlich sie sei. Denn ohne Leiden, Kreuz und Todesnöte kann man die Vorherbestimmung nicht ohne Schaden und heimlichen Zorn wider Gott behandeln. Darum muß (der alte) Adam zuvor richtig tot sein, ehe er dies Ding leide und den starken Wein trinke. Darum sieh dich vor, daß du nicht Wein trinkest, wenn du noch ein Säugling bist. Eine jegliche Lehre hat ihr Maß, Zeit und Alter.“
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