Alle Artikel mit dem Schlagwort “Heiligung

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Johannes Calvin über das Streben nach Heiligung

Schon länger arbeite ich mich Kapitel für Kapitel durch Calvins Institutio durch. In Buch III bespricht Calvin das „Leben eines Christenmenschen“ in Kapitel 6ff (Man findet die Institutio a.k. Unterricht in der christlichen Religion vollständig kostenfrei auf der Webseite calvinismus.ch). Übrigens ist es überraschend, wie Calvin das Thema Heiligung platziert. Nach Glaube und Buße aber noch vor Rechtfertigung und Erwählung. Über Gründe für diese ungewöhnliche und unerwartete Reihenfolge hat David Gibson einen großartigen Artikel geschrieben, den zwei Brüder freundlicherweise für glaubend.de übersetzt haben. Calvin macht sehr schnell aus, dass der Kern echter Heiligkeit darin besteht, dass man nicht sich selbst, sondern Gott gehört. Das ist Selbstverleugnung. In Kapitel 7 schreibt er sehr eloquent:

Sind wir nun aber nicht unsere eigenen Herren, sondern gehören wir dem Herrn – so wird sofort klar, welchen Irrtum wir zu meiden haben und worauf alle unsere Werke in unserem ganzen Leben zu richten sind.

Wir sind nicht unsere eigenen Herren – also darf bei unseren Plänen und Taten weder unsere Vernunft noch unser Wille die Herrschaft führen. Wir sind nicht unsere eigenen Herren – also dürfen wir uns nicht das Ziel setzen, danach zu suchen, was uns nach dem Fleische nütze! Wir sind nicht unsere eigenen Herren – also sollen wir uns und alles, was wir haben, soweit irgend möglich, vergessen!

Auf der anderen Seite: Wir sind Gottes Eigentum – also sollen wir ihm leben und ihm sterben! Wir sind Gottes Eigentum – also muß seine Weisheit und sein Wille bei all unserem Tun die Führung haben! Wir sind Gottes Eigentum – also muß unser Leben in allen seinen Stücken allein zu ihm als dem einzigen rechtmäßigen Ziel hinstreben! (Röm. 14, 8). Wie weit ist der schon fortgeschritten, der erkannt hat, daß er nicht sein eigener Herr ist – und der deshalb seiner eigenen Vernunft Herrschaft und Regiment entzogen hat, um sie Gott allein zu überantworten! Denn die schädlichste Pestilenz, die die Menschen nur zugrunderichten kann, herrscht da, wo der Mensch sich selber gehorcht – und der einzige Hafen des Heils liegt dementsprechend darin, daß wir von uns aus nichts denken, von uns aus nichts wollen, sondern einzig dem Herrn folgen, wie er uns vorangeht!

Der erste Schritt soll also darin bestehen, daß der Mensch von sich selber abscheidet, um alle Kraft seines Geistes daran zu setzen, dem Herrn zu Willen zu sein.

Calvin, Institutio. III, 7,1

Wie so oft trifft Calvin das Mittelgewicht sehr gut. Hier spricht er von Heiligung als echte Tatsache in der Willensentscheidung des Christen ohne Heiligung mit chirstlichem Perfektionismus einerseits oder einer „sich an der Rechtfertigung genügen lassen-Haltung“ andererseits gleichzusetzen. Das macht vor allem das sechste Kapitel deutlich:

Indessen verlange ich nicht, daß die Lebensführung eines Christenmenschen nichts als das vollkommene Evangelium atme – obwohl das zu wünschen ist und wir uns notwendig darum mühen müssen. Ich stelle die Forderung nach der „evangelischen Vollkommenheit“ (Evangelica perfectio) nicht mit solcher Härte, daß ich einen Menschen, der sie noch nicht erreicht hat, deshalb nicht als Christen anerkennen würde. Denn in solchem Falle würden ja alle Menschen von der Kirche ausgeschlossen; ist doch kein einziger zu finden, der von jenem Ziel nicht noch gar weit entfernt wäre; viele aber sind noch recht wenig vorwärtsgekommen, und doch hätten sie es nicht verdient, daß man sie ausschlösse.

Was soll nun aber geschehen? Wir sollen uns jenes Ziel vor Augen stellen und nach ihm allein unser Trachten richten. Es soll uns jenes Zielzeichen gesetzt sein, nach dem all unsere Anspannung, all unser Rennen sich ausrichten soll! Es gebührt sich nämlich nicht, zwischen Gott und dem Menschen in der Weise zu teilen, daß man von dem, was er uns in seinem Worte vorschreibt, einen Teil annimmt, einen anderen aber nach eigenem Ermessen beiseiteläßt. Denn er befiehlt uns überall an erster Stelle die Rechtschaffenheit als das vornehmste Stück seiner Verehrung; darunter versteht er die aufrichtige Einfalt des Herzens, der aller falsche Schein und alle Heuchelei fern ist; der Gegensatz dazu ist das geteilte Herz. Er will also sagen: der geistliche Anfang rechten Lebens liegt darin, daß wir uns ohne Heuchelei mit der inneren Regung unseres Herzens Gott hingeben, um der Heiligkeit und Gerechtigkeit zu dienen.

Es hat aber kein Mensch in diesem irdischen Kerker des Leibes Kraft genug, um mit rechter Freudigkeit seinen Lauf dahinzueilen, ja, die meisten leiden unter solcher Schwachheit, daß sie nur wankend und hinkend, ja auf dem Boden kriechend, bescheiden vorankommen. So sollen wir denn alle nach dem Maß unserer kleinen Kraft unseren Gang tun und den angefangenen Weg fortsetzen! Niemandes Weg wird so unglücklich sein, daß er nicht alle Tage ein Stücklein hinter sich bringen könnte. Wir wollen aber nicht aufhören, danach zu streben, daß wir auf dem Wege des Herrn beständig etwas weiterkommen, wollen auch bei der Geringfügigkeit des Fortschrittes nicht den Mut sinken lassen. Mag auch das Weiterschreiten unseren Wünschen nicht entsprechen, so ist doch die Mühe nicht verloren, wenn nur der heutige Tag über den gestrigen Sieger bleibt. Wir wollen nur in aufrichtiger Einfalt auf unser Ziel schauen und nach dem Zielzeichen uns ausstrecken, wir wollen nicht schmeichlerisch an uns selber Gefallen haben, auch unserer bösen Art nicht nachgeben, sondern in unablässiger Mühe danach ringen, besser zu werden, als wir waren, bis wir dann endlich zur Güte selber hindurchgedrungen sind: sie suchen wir, ihr jagen wir nach durch die ganze Zeit unseres Lebens – dann aber werden wir sie erreichen, wenn wir die Schwachheit unseres Fleisches von uns getan haben und in die vollkommene Gemeinschaft mit Gott aufgenommen sind!

Calvin, Institutio, III,6,5
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Zitate aus De Dono Perseverantiae
Augustinus über die Gabe des Ausharrens bis zum Schluss

Lesezeit: 31 Minuten

Ein Tag im Zeichen des Augustinus - einBLICK - Online-Magazin der Universität Würzburg

Das Werk Augustins De Dono Perservantiae“ ist eigentlich ein Brief Augustins an Hillarius, und kann als zweites Buch über die Vorherbestimmung verstanden werden, denn es baut in weiten Teilen darauf an. Inhaltlich lassen sich beide Werke dennoch gut unabhängig von einander lesen. Tatsächlich war dieses Werk, eines der ersten von mir, dass ich von Augustinus gelesen habe. Die praktischen Implikationen aus der Überlegung, dass die Errettung eine Gnadengabe Gottes sind, sind bei Augustinus an der Frage nach dem Ausharren bis zum Schluss ausgerichtet. Eine Anwendung, wie man sie in der Reformation vor allem für die Glaubensgewissheit gezogen hat, wird man aber nur angedeutet finden. Auch die Frage nach der Identität ist hier weniger vorhanden, wenn auch Augustinus darauf in anderen Werken eingeht.

Das Werk ist im Mittelalter auch unter dem Titel “Die Vorzüge  des Geschenkes der Beharrlichkeit” bekannt gewesen. Mir war es nicht möglich eine deutsche Version des Buches zu finden, so dass ich es auf Englisch gelesen habe. Eine doppelte Übersetzung will ich meiden, und habe deswegen diesmal die Zitate auf Englisch belassen. Ich verweise gerne auf deepl.

Im Grunde genommen habe ich beim Lesen immer wieder ein Deja-Vu erlebt: „Ach Augustinus hat ja dieses Beispiel auch schon erwähnt“, deswegen bespreche ich dieses Werk sehr ausführlich mit sehr vielen Zitaten direkt und ungekürzt aus dem Werk. Entsprechend versuche ich im Folgenden über alle 69 Kapitel des Werkes einen Überblick zu geben. Die englische Übersetzung des Werkes findet sich übrigens auch kostenfrei im Web.

Zu Anfang seines Werkes definiert Augustinus, dass er “nicht über Worte streiten möchte”, aber er Ausharren  als die Gabe definiert, im Glauben bis zum Schluß auszuharren: “And the believer of one year, or of a period as much shorter as may be conceived of, if he has lived faithfully until he died, has rather had this perseverance than the believer of many years’ standing, if a little time before his death he has fallen away from the stedfastness of his faith.” Weiterlesen

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Das ausgetauschte Leben
Ein Brief von Hudson Taylor an seine Schwester

In einem sehr persönlichen Brief schildert Hudson Taylor, wie er im Kampf um die Heiligung Christus neu als Erretter erlebt hat (Vollständig hier zu finden):

„Ich fühlte, dass ich für mich persönlich wie für die ganze Mission mehr Heiligkeit, mehr Leben,
mehr Kraft bedürfe. Ich empfand, welche Undankbarkeit, Gefahr und Sünde darin lag, dass ich nicht ganz nahe bei Gott lebte. Ich betete, fastete, rang, fasste Entschlüsse, las das Wort Gottes fleißiger, suchte mir mehr Stille zu nehmen, um über die göttlichen Dinge nachzudenken? alles war wirkungslos. Jeden Tag, ja jede Stunde stand ich unter dem Druck der Sünde. Ich wusste, dass alles gut sein würde, wenn ich nur in Jesus bliebe; aber ich konnte nicht. Ich begann den Tag mit Gebet und war entschlossen, meine Augen nicht einen Augenblick von ihm abzuwenden.“

Taylor fühlt sich als Versager, weil das nicht gelingt: Weiterlesen

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Ihr seid das Salz der Welt – Die Gemeinde getrennt von der Welt erhalten

Matth. 5,13: Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man’s salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn das man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten.

Mit diesen Worten begründete unser HERR die Auszeichnung und Getrenntheit der Gemeinde. Immer dann, wenn wenn diese Trennung zwischen der Gemeinde und der Welt ruiniert wurde, verlor sich auch die Kraft der Kirche. Die Kirche wurde dann wie das Salz, dass seinen Geschmack verloren hat, und dass nur noch weggeworfen werden kann, damit die Leute es zertreten.

Dies ist ein großes Prinzip, und es gab noch nie eine Zeit in all den Jahrhunderten der christlichen Geschichte, wenn es nicht berücksichtigt hätte werden sollen. Die wirklich ernsten Attacken auf die Christenheit waren nicht die, die mit Feuer und Schwert ausgeführt wurden, oder durch die Androhung von Strafe und Tod. Es war viel mehr die raffinierte Attacke, die sich mit freundlichen Worten maskiert hat. Nicht die Attacke von außen, sondern die von innen.

Der Feind hat seine tödlichste Arbeit getan, wen er mit Worten von Liebe, Friede und Kompromissbereitschaft gekommen ist. Und wie ausdauernd diese Attacke war! In all den Jahrhunderten des Gemeindelebens hat sie nie ganz nachgelassen; immer hat es den tötlichen chemischen Prozess gegeben durch den, wenn Kontrolle ausblieb, das reine Salz mit der Flachheit (Fadheit) der Welt vermischt wurde. Weiterlesen

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Streben nach Heiligung

Bild­quelle: cbuch.de

Bild­quelle: cbuch.de

Auf dem Einband des Buches ist ein Bild, welches eine alte Steintreppe darstellt, die geradlinig nach oben führt. Damit soll wohl angedeutet werden, dass ein Streben nach Heiligung gleichzeitig ein Streben nach oben ist – zum Höchsten, zu dem, der sich selbst „der Heilige“ nennt und der alleine wirklich heilig ist.

In diesem Buch erläutert der Autor die Notwendigkeit und die Voraussetzungen für die persönliche Heiligung. Nach einer kurzen Worterklärung über Heiligung, beschreibt Jerry Bridges die Heiligkeit Gottes und die seines Sohnes und unseres Erlösers Jesus Christus. Um also ein Teil dieser göttlichen Familie zu sein und zu bleiben, müssen wir ebenfalls Heilige sein:

Denn ich bin der HERR, euer Gott; darum sollt ihr euch heiligen und sollt heilig sein, denn ich bin heilig; (3Mo 11,44).

Damit sind die Voraussetzungen und die Dringlichkeit der Sache eindeutig geklärt und Jerry Bridges geht in seiner Ausführung über von dem „warum“ und „wer“, zu dem „wie“. Der Geheiligte steht in dieser Welt in einem andauernden und erbitterten Kampf, seine Reinheit zu bewahren. Der Widersacher, der Teufel, wird seine ganze Kraft und Weisheit daran legen, diese Reinheit zu zerstören und damit den Menschen wieder in seinen Herrschaftsbereich zu ziehen. Es gilt für das Kind Gottes also Gehorsam zu lernen, um durch ein Leben im Gehorsam dem Vater und Schöpfer gegenüber auch siegreich hervorzugehen. Weiterlesen

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Fliehet die Sex-Falle

FDSFVersuchungen im geschlechtlichen Bereich ist ein Thema, das jeden angeht. Wer von uns kann sagen, dass er damit nichts zu tun hat? Haben nicht schon zu viele Christen durch diese Sünde „Schiffbruch erlitten“?

Es ist schon bezeichnend, wie stark sich unser Umgang mit bestimmten Themen ändert. Früher durfte „darüber“ gar nicht erst gesprochen werden. Heute bemühen sich manche christlichen Autoren möglichst offen über Sexualität zu schreiben. Ich war auf das Buch gespannt…

Versuchungen überwinden in einer Welt der Unmoral. So lautet der Untertitel. Das Buch besteht aus sechs kurzen Kapiteln.

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