Alle Artikel mit dem Schlagwort “Lieder

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Ein Lied aus der Internatszeit des Grafs von Zinzendorf

Aktuell lese ich den 1957 erschienen ersten Bund der Zinzendorf-Trilogie vom Historiker Erich Beyreuther: „Der junge Zinzendorf“. Ehrlich gesagt finde ich die Mischung aus kühler Distanz und harscher Bewunderung, die Beyreuther zu Zinzendorf aufzeichnet, irritierend, aber das Leben Zinzendorfs fasziniert von frühester Kindheit an.

Bereits in jüngsten Jahren lernt er den Heiland lieben. Kurz nachdem er lesen und schreiben lernt, schreibt er an seinen Heiland Briefe und redet mit Jesus, in dem er im Zimmer auf und ab geht. Diese Heilandliebe fängt bei ihm bereits in seinem dritten Lebensjahr an. Zinzendorf schreibt später selbst über sich: „1703 fing ich an, Gott mit Ernst zu suchen, soviel es meine kindlichen Ideen an die Hand gaben, sonderlich aber ist von der Zeit an mein beständiger Vorsatz gewesen, ein rechter, treuer Diener Jesu zu werden.“

Dabei sollten ihm schon früh heftige Prüfungen wiederfahren. Die Großtante, die im gleichen Haus wohnt und überzeugte Lutheranerin ist, kann den Pietismus und die Pietisten nicht ertragen und verpasst dem jungen Zinzendorf Prügel, wenn er „vom lieben Heiland spricht“.

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„Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“
Der vollständige Text eines Lied-Klassikers

Heute morgen bin ich mit den Klängen dieses Liedes aufgewacht. Diese Zeile einer Strophe blieb sitzen: „Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“ Wie viele unserer Probleme, unserer Sorgen sind auf unsere Selbstversessenheit zurückzuführen!

Der Wikipedia-Artikel zu diesem Lied zeigt alle ursprünglichen Strophen, die Gerhard Tersteegen 1757 zum heute als  „Ich bete an die Macht der Liebe“- Lied veröffentlicht hat. Die Originalfassung wurde nach der Melodie „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ gesungen. Da jedes Liederbuch das dieses Lied enthält, heute unterschiedlich gekürzte Fassungen führt, fand ich es interessant, die vollständige Fassung zu beleuchten.

„Für dich sei ganz mein Herz und Leben,
mein süßer Gott, und all mein Gut,
für dich hast du mir’s nur gegeben,
in dir es nur und selig ruht.
Hersteller meines schweren Falles,
für dich sei ewig Herz und alles.

Ich liebt und lebte recht im Zwange
Wie ich mir lebte, ohne dich;
Ich wollte dich nicht, ach so lange!
Doch liebtest du, und suchtest mich,
Mich böses Kind aus bösem Samen
Im hohen, holden Jesus-Namen

Dein Vaters Herzens Eingeweide
In diesem Namen öffnen sich;
Ein Brunn der Liebe, Fried und Freude,
Quillt nun so nah, so mildiglich;
Mein Gott, wenn’s doch der Sünder wüsste!
Sein Herz alsbald dich lieben müsste.

Ich bete an die Macht der Liebe,
die sich in Jesus offenbart;
ich geb‘ mich hin dem freien Triebe,
wodurch ich Wurm geliebet ward;
ich will, anstatt an mich zu denken,
ins Meer der Liebe mich versenken.

Wie bist du mir so zart gewogen.
Und wie verlangt dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und tief gezogen
neigt sich mein Alles auch zu dir.
Du traute Liebe, gutes Wesen,
du hast mich und ich dich erlesen.

Ich fühls‘, du bist’s; dich muss ich haben:
Ich fühls‘, ich muss für dich nur sein:
Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben;
Mein Plätzchen ist in dir allein:
Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen;
Drom folg ich deinen selgen Zügen

Ehr sei dem hohen Jesus-Namen!
In dem der Liebe Quell entspringt,
von dem hier alle Bächlein kamen,
aus dem der Selgen Schar dort trinkt:
Wie beugen sie sich ohne Ende! (2 Stimme: Wir beugen uns mit ohne Ende)
Wie falten sie die frohen Hände (2 Stimme: Wir falten mit die frohen Hände)

O Jesu, dass dein Name bliebe
im Herzen tief gedrücket ein;
möcht deine süße Jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein.
Im Wort, im Werk und allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.“

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Sing mit!

Besonders in konservativ-evangelikalen Kreisen ist Musik oft ein Zankapfel. Höchste Zeit für ein Buch von leidenschaftlichen Musikern, die die Stärken unterschiedlicher Traditionen wertschätzen und dabei auf theologischen Tiefgang achten.

Spätestens seit der Übersetzung von „In Christ alone“ sind Keith und Kristyn Getty auch im deutschsprachigen evangelikalen Bereich bekannt. Seit Jahren höre ich ihre CDs immer wieder gerne an. Sie sind musikalisch sehr schön und haben geistlichen Tiefgang. 2017 veröffentlichten sie das Buch „Sing!“, das vom 3L-Verlag jetzt ins deutsche übersetzt wurde. Ihr Buch ist nicht nur an christliche Musiker gerichtet. Die Autoren zeigen den Stellenwert der Musik in der Bibel auf und machen deutlich: Alle Christen sind aufgefordert, zu Gottes Ehre zu singen – ob sie nun besonders gute Sänger sind oder nicht…. weiterlesen

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Tipp: Trost und Freud zu jeder Zeit (Jost Müller-Bohn)

Segensreich ist es, sich mit Lebensbildern von Gottesmännern zu beschäftigen, die uns noch heute durch ihre gedruckten Predigten oder Lieder zum Segen sind. Wir erfahren dabei, wie unsere geistlichen Vorfahren neben Siegen auch manche Anfechtungen und sogar Niederlagen hinnehmen mussten.

Die Verse Paul Gerhardts sind als Lieder erschienen, nicht als Gedichte. Die Bücher, in denen sie zum ersten Mal gedruckt worden sind, waren Gesangbücher. Interessanterweise wurden diese Liederbücher nicht in der Kirche zu Gottesdiensten verwandt, sondern in kleinen Hausgemeinden zur andächtigen Erbauung am Abend und am Morgen. Es hat sehr lange gedauert, bis die evangelische Christenheit von der geistlichen Tiefe und dem Reichtum der Paul Gerhardtschen Lieder etwas verstanden hat.

Meines Wissens gibt es nach Dr. Martin Luther keinen größeren evangelischen Kirchenliederdichter, der uns im geistlichen Liede Glaubenszuversicht und Trost vermitteln könnte, als eben Paul Gerhardt. Wenn bei Martin Luther die versammelte Gemeinde ihren Schöpfer und Erlöser jubelnd preist, so betet bei Paul Gerhardt der einzelne geführte und geprüfte Christ seinen Schöpfer an. Jeder Jünger des Herrn, der aus vollem Herzen in seine Lieder einstimmt, freut sich darüber, dass ein anderer dafür Worte gefunden hat, weil er selbst nicht imstande war, in Worte von dieser Schönheit zu kleiden, was er in seinem Innersten empfand.

Deshalb haben Paul Gerhardts Lieder in ihrer Aussagekraft nichts verloren, sie müssen nicht in unsere Sprache übersetzt werden. Paul Gerhardt redet die Muttersprache der glaubenden Seele, die jeder versteht, der an Jesus Christus glaubt und den Schöpfer verherrlichen möchte.

Seine Lieder bleiben hilfreicher Trost, gelebte Christenfreude und praktische Erbauung. Deshalb haben sich seine Lieder bis in das 20. Jahrhundert in aller Jugendfrische erhalten. Das Wunder des Schöpfergeistes, aber auch die Einmaligkeit seiner Glaubenssprache lässt sich nicht analysieren.

In diesem Buch kommen historische Persönlichkeiten zu Wort, die unter verschiedensten Umständen ihres Lebens in allen Jahrhunderten den Liedschatz Paul Gerhardts zu Heil und Trost verwandt haben. Johann Sebastian Bach, Husarengeneral Joachim von Zieten, Königin Luise von Preußen, Kunstmaler und Illustrator Ludwig Richter und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer sind Menschen, die Trost und Hoffnung aus dem »Hohen Lied der Treue Gottes« schöpfen konnten. Bekannte und unbekannte Christen haben die Güte Gottes mit den bekannten christlichen Volksweisen gepriesen: »Nun ruhen alle Wälder«, »Geh aus, mein Herz, und suche Freud« oder auch weihnachtliche Andacht gehabt, wenn sie zur Adventszeit sangen: »Wie soll ich dich empfangen«, »Ich steh an deiner Krippen hier«.

Wir wollen mit ihnen neue Lebens- und Glaubenkraft an Paul Gerhardts ewig jungen Liedern gewinnen. Jost Müller-Bohn

Folgen Verlag, als eBook 3,99 EUR, ePub/Mobi, erhältlich bei: ceBooks.de

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Reformiertes Liedgut

Liederbuch ohne Noten (1311 Lieder)Heute habe ich eine reformierte Gemeinde besucht und ich musste doch sehr schmunzeln, als ich feststellte, dass diese Gemeinde ein Liederbuch besitzt, welches insgesamt 38 Lieder beinhaltet. Doch etwas wenig. Gibt es denn in der Tat nur so wenige Lieder mit guter Lehre? Da lobe ich mir das Liederbuch meiner Gemeinde, welches hier bestellt werden kann. Übrigens,  finden sich hier 1311 Lieder.

Nur mal einige Beispiele:

Heilsgewissheit

Über hundert Lieder thematisieren die Heilsgewissheit, so der bekannte Klassiker: „Keiner wird zuschanden„. Wie jubelt meine Seele, wenn wir dieses Lied als Gemeinde singen und es heißt:

Keiner wird zuschanden, welcher Gottes harrt
sollt ich sein der erste, der zuschanden ward?
Nein, das ist unmöglich, du getreuer Hort
Eher fällt der Himmel, eh mich täuscht dein Wort

Du hast zugesaget: Wer da bittet, nimmt
wer da sucht, soll finden, was ihm Gott bestimmt
wer im festen Glauben mutig klopfet an
dem wird ohne Zweifel endlich aufgetan

Hier findet sich auch einiges von Gustav Knak, so das Lied „Wer sich dem Heiland mit brennendem Herzen ergeben“, dort heißt es

3. Wollte der Teufel mit trüglichen Ehren ihm winken,
lässt der Herr Jesus die Krone des Lebens ihm blinken;
beut ihm die Welt
irdische Freuden und Geld,
bringt sie ihn doch nicht zum Sinke

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