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Kierkegaards Sprung

Heute berichtet Udo Schmitt darüber, wie er durch das Werk Kierkegaards zur Schrift und zum Glauben geführt wurde:

Ein undatiertes Gemälde des dänischen Theologen, Schriftstellers und Philosophen Sören Kierkegaard. (picture alliance / dpa)

Durch die Rezension einer neuen Biographie über den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard (Buchhinweis: Der alte Freund Kierkegaard – Hanniel bloggt.) wurde ich daran erinnert, welche bedeutende Rolle dieser Mann in meinem Leben gespielt hat. Viele kluge Köpfe haben schon wissenschaftliche, theologische oder philosophische Abhandlungen über ihn geschrieben. Mein kurzer Beitrag ist dagegen lediglich eine Beschreibung meines persönlichen Erlebens eines kleinen Aspekts seiner Gedanken über den Glauben.

Gleich im ersten Semester meines Philosophie-Studiums begegnete ich dem Werk Kierkegaards. Da er in seinen Veröffentlichungen immer wieder auf die Bibel Bezug nahm, musste ich mich wohl oder übel mit diesem Buch beschäftigen. Also las ich die Bibel innerhalb weniger Tage vom Anfang bis zum Ende.  Als ich nach den letzten Zeilen der Offenbarung das Buch zuschlug, war ich sicher, dass dies das Wort Gottes ist. Nur wenig später wurde ich durch das Wunder der Wiedergeburt gerettet.

Aussagen Kierkegaards wie „Der Glaube beginnt gerade da, wo das Denken aufhört“ erwecken den Eindruck, dass sich Glaube und Vernunft nichts zu sagen haben.  Da es zwischen Glaube und Verstehen keine Verbindung gibt, wird das Christwerden somit zum Sprung ins Ungewisse. Dieser „Sprung des Glaubens“ wird vor allem von konservativen Theologen teilweise scharf kritisiert wird. Für den von mir sehr geschätzten Theologen Francis Schaeffer handelt es sich hierbei um einen Sprung ohne jede Rationalität. Vielen gilt Kierkegaard gar als ein Vordenker des säkularen und religiösen Existenzialismus sowie als Wegbereiter der historisch-kritischen Denkweise.

Doch dieser „Sprung des Glaubens“ war für mich zum Zeitpunkt meiner Bekehrung ganz subjektiv tatsächlich ein solcher. Ein Sprung hinweg über einen Graben, der mich zu etwas bringen sollte, von dem ich trotz angelesenem Wissen eigentlich nicht viel wusste, aber dennoch alles erhoffte.

Natürlich handelte ich einerseits rational, also vernunftgeleitet, indem ich die Bibel systematisch studierte, doch schon bald kam ich an einen Punkt, an dem mir klar wurde, dass das was mich im Moment noch von Gott trennt, nicht durch weiteres Nachdenken überwunden werden kann. Erforderlich war ein Sprung. Ein Sprung ins Ungewisse, denn was auf der anderen Seite des Grabens auf mich wartete, war für mich zuvor undenkbar. Auf der anderen Seite angekommen, konnte ich dann wie Hiob zu Gott sagen: „Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, jetzt aber habe ich dich mit eigenen Augen gesehen!“ (Hiob 42:5).

Meines Erachtens ist Kierkegaard nicht nur Zeit seines Lebens, sondern auch bis in die heutige Zeit hinein in vielerlei Hinsicht missverstanden worden, was unter anderem an der teilweise überzogenen Kritik am „Sprung des Glaubens“ zum Ausdruck kommt, den ich persönlich aber genauso wie von Kierkegaard beschrieben, erlebt habe.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Christen auch heute noch großen Nutzen aus dem Studium von Kierkegaards Schriften ziehen können, da sie in ihrer Radikalität ein Weckruf für ein eingeschlafenes Christentum sind. Eine kleine und empfehlenswerte Auswahl seines Werks findet sich hier: Tatort Christenheit (clv.de)

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Buchvorstellung: Tatort Christenheit

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Gott schafft Alles aus Nichts – und Alles, was Gott gebrauchen will, macht er zuerst zu Nichts.

Dieses tiefsinnige Zitat stammt von Søren Kierkegaard, (* 5. Mai 1813 in Kopenhagen †  11. November 1855 ebenda), dem bekannten dänischen Theologen und Philosoph. Bis heute wird Kierkegaard unter den Evangelikalen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Gar mancher sieht in ihm sogar den „Vater der modernen Theologie und Philosophie“. Tatsächlich hat Kierkegaard zeitlebens für das reine Christentum gekämpft. Er selber drückte das so aus: 

Will einer zu mir sprechen: „Was du sagst, ist unwahr, du hast eine verwirrte fehlerhafte Vorstellung vom Christsein“, so antworte ich: „Mach mir das klar, so werde ich meine Auffassung ändern; wo nicht, natürlich keinen Tüttel.“ (…) Um ein Wort über mich selbst zu sagen: Ich bin nicht, was die Zeit vielleicht fordert, ein Reformator, auf keine Weise, auch nicht ein spekulativer, tiefsinniger Geist, ein Seher, ein Prophet, nein, ich bin – mit Verlaub – ich bin ein in seltenem Maße ausgeprägtes Polizeitalent.

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