Alle Artikel in der Kategorie “Zeitgeschehen/Apologetik

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Wieso Verantwortung in der Sexualaufklärung wichtig ist
Ein Interview von Sergej Pauli mit Dr. med. Ute Buth, Frauenärztin und Sexualberaterin

S.P: Sehr geehrte Frau Dr. med. Buth, Sie haben bereits mehrere Bücher zur Sexualaufklärung aus christlicher Sicht verfasst. Wie sind Sie überhaupt zur schriftstellerischen Tätigkeit gekommen?

U.B.: Als Frauenärztin und Sexualberaterin arbeite ich schon seit 14 Jahren für das Weiße Kreuz Deutschland e.V.. Für das Werk bin ich als Fachreferentin und Fachberaterin für Frauenheilkundliche Fragen tätig und arbeite u.a. im Redaktionsteam unserer Zeitschrift mit, verfasse Artikel zu meinen Spezialthemen. Darüber kam ich in Kontakt mit einem Verlag, der zum Thema unerfüllter Kinderwunsch ein Buch veröffentlichen wollte. Insgesamt empfinde ich das Schreiben als sehr hilfreiche Möglichkeit der Multiplikation. Auf diesem Weg kann man sehr viele Menschen mit speziellen Themen, die sie interessieren, erreichen.

S.P.: An welchem Thema arbeiten Sie gegenwärtig?

U.B.: 2019 ist mein Bilderaufklärungsbuch „Erklärt mir mal, wo komm ich her?“ erschienen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass als Nächstes Softcoverversionen dieses Buches in englischer und russischer Sprache erscheinen werden. Die englische Ausgabe ist für Ende dieses Jahres geplant, Russisch dann für 2022. Weitere Sprachen könnten folgen. Außerdem arbeite ich an einem Aufklärungsbuch, das die Lücke zwischen dem Bilderbuch „Erklärt mir mal, wo komm ich her?“ und dem Teenageraufklärungsbuch „Mädelskram“ schließen wird, sich ca. an die Altersgruppe 8-12 Jahre richtet.

S.P.: Wann war es leichter (eigene) Kinder aufzuklären? Heute oder vor hundert Jahren? Weiterlesen

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Not a Fan!

Ich habe mir schon länger überlegt über dieses Thema einen Artikel zu schreiben. Der Skandal um Ravi Zacharias macht mir deutlich, dass ich eher unnötig lang gezögert habe:

Und sollt niemand Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. (Mt. 23,9)

Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen? (Joh. 1,46)

Manchmal frage ich mich, ob gerade die Abwesenheit eines formellen Papsttums uns Evangelikale derart anfällig für den Personenkult macht? Bevor ich hier überhaupt wage, auf jemand anderen mit dem Finger zu zeigen, wird mir mein götzendienerisches Herz auf beschämende Weise bewusst.

Mir ist es neulich beim Lesen von„Schmeckt und Seht“ aufgefallen, dass John Piper völlig überflüssige und unnötige Hinweise auf C.S. Lewis gibt. Auf S. 76 und 78 z.B. findet sich zuerst ein Verweis darüber, wie wichtig es ist über die „gewöhnliche alltägliche Schöpfung“, wie Bäume zu staunen, und im zweiten Fall, wie wichtig es ist, gute Bücher zu lesen. In beiden Fällen hielt Piper einen Verweis auf Lewis für notwendig, obwohl der Artikel explizit über das Leben eines völlig anderen Theologen handelte (Clyde Kilby). Ist das Staunen über Bäume deswegen so wichtig, weil Lewis es tat? Ist das Lesen alter Bücher vor allem deswegen so nützlich, weil Lewis das nahelegt? Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass die besseren Argumente dafür, warum man beides (also Bäume bestaunen und alte Bücher lesen) tun sollte, dadurch nicht erwähnt wurden, weil man sich auf einen Verweis auf eine Autorität beschränkte. Beim Lesen aufgefallen?! Eigentlich ist mir das nur bewusst geworden, weil ich an dem Abend zu viele Nüsse gegessen habe, schlecht schlafen konnte und mir nachts der gelesene Artikel immer wieder vor Augen kam. Beim Lesen selbst war mein dominierender Gedanke: Ich muss unbedingt mehr von Lewis lesen, immerhin schwärmt ja Piper von diesem Autor! Weiterlesen

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Christus ist das Haupt der Kirche, nicht Cäsar

Wilfried Plock hat mich auf diese legendäre Aktion von John F. MacArthur aufmerksam gemacht. Danke dafür!

Die Reaktion der GCC (Grace Community Church) ist angesichts der aktuell veranlassten unbefristeten und vollständigen Versammlungsverbote in Kalifornien nachvollziehbar:

Das erste Versammlungsverbot für Großveranstaltungen (eingeschlossen Gottesdienste) galt, ähnlich wie in Deutschland, für April/Mai diesen Jahres. Dabei wurde vorausgesetzt, dass die neu erlassenen Regelungen zeitlich befristet sind und schrittweise gelockert werden. Im Juni und zu Beginn des Juli konnten Gottesdienste unter besonderen Maßnahmen wieder stattfinden. Das nachfolgende Statement bezieht sich auf eine erneute, zweite Sperre, die im Juli erlassen wurde und nun speziell und unbefristet jegliche Ausübung von Religions-veranstaltungen, einschließlich Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen, in Kalifornien verbietet.

Die GCC stellt in ihrer Stellungsnahme klar:

„Die biblische Verpflichtung für unsere Kirchen offen zu bleiben Christus ist Herr über alles. Er ist das einzige wahre Haupt der Kirche (Epheser 1,22; 5,23; Kolosser 1,18). Er ist der König der Könige – Herrscher über jede irdische Autorität (1.Timotheus 6,15; Offenbarung 17,14; 19,16). Die Grace Community Church steht seit jeher unerschütterlich auf diesen biblischen Prinzipien. Als sein Volk sind wir seinem Willen und seinen Geboten unterworfen, wie sie in der Heiligen Schrift offenbart werden. Deshalb können und wollen wir eine von der Regierung auferlegte Sperre unserer wöchentlichen Gemeindegottesdienste oder anderen regelmäßigen gemeinsamen Versammlungen nicht hinnehmen. Eine Einwilligung wäre Ungehorsam gegenüber den klaren Geboten unseres Herrn.

Vielleicht denkt mancher, dass eine solch konkrete Aussage in direkten Widerspruch zu dem in Römer 13 und 1. Petrus 2 dargelegten Gebot steht, sich regierenden Autoritäten zu unterwerfen. Die Heilige Schrift gebietet einen sorgfältigen, gewissenhaften Gehorsam gegenüber allen regierenden Autoritäten, einschließlich Königen, Präsidenten, Arbeitgebern und ihren Bevollmächtigten (d.h., um es mit den Worten des Petrus zu sagen: „nicht allein den guten und gelinden, sondern auch den verkehrten“ [1. Petrus 2,18, Elbefelder 1905]). Soweit die Regierungsbehörden nicht versuchen, kirchliche Autorität auszuüben, oder Befehle zu erteilen, die unseren Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen verbieten, ist ihrer Autorität zu gehorchen, ob wir nun mit ihren Entscheidungen einverstanden sind oder nicht. Mit anderen Worten: Römer 13 und 1. Petrus 2 binden immer noch das Gewissen des einzelnen Christen. Wir sollen unseren irdischen Autoritäten gehorchen, da diese von Gott selbst eingesetzt sind.

Doch obwohl die zivile Regierung mit göttlicher Autorität ausgestattet ist um den Staat zu regieren, gewährt keiner der oben zitierten Texte (und auch kein anderer) den irdischen Machthabern die Rechtshoheit über die Kirche. Gott hat drei Institutionen innerhalb der menschlichen Gesellschaft geschaffen: die Familie, den Staat und die Kirche. Jede Institution hat ihren eigenen Autoritätsbereich mit Zuständigkeitsgrenzen, die respektiert werden müssen. Die Autorität eines Vaters ist auf seine eigene Familie beschränkt. Die Autorität der Kirchenführer (die ihnen von Christus übertragen wurde) ist auf kirchliche Angelegenheiten beschränkt. Und die Regierung ist speziell mit der Aufsicht und dem Schutz des bürgerlichen Friedens und Wohlergehens innerhalb der Grenzen einer Nation oder Gesellschaft betraut. Gott hat den irdischen Machthabern keine Autorität über die Lehre, die Praxis oder die Gestalt der Gemeinschaft in der Kirche verliehen. Der biblische Ordnungsrahmen beschränkt die Autorität jeder Institution auf ihre spezifische Zuständigkeit. Die Kirche hat nicht das Recht, sich in die Angelegenheiten einzelner Familien einzumischen und die elterliche Autorität zu ignorieren. Eltern haben nicht das Recht, öffentliche Angelegenheiten unter Umgehung der zuständigen staatlichen Beamten zu regeln. Und ebenso wenig haben Regierungsbeamte das Recht, sich in kirchliche Angelegenheiten in einer Weise einzumischen, welche die von Gott verliehene Autorität von Pastoren und Ältesten untergräbt oder missachtet…“ Weiterlesen hier.

Hier findet sich die Stellungnahme auf der Homepage der Gemeinde. Es ist möglich, diese mit seiner Unterschrift zu unterstützen.

In der Zwischenzeit hat man der GCC  übrigens angedroht den Strom abzuschalten, und bald danach das Wasser, um kirchliche Versammlungen unmöglich zu machen, falls sich die Kirche nicht den Sperren beugt. (siehe twitter posts bei GCC’s Pastor Phil Johnson)

 

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Tipp: Der Untergang des christlichen Abendlandes

Ouweneel scheint in den Kreisen der „Brüder“ durchaus umstritten zu sein. Aber selbst die größten seiner Kritiker finden noch Anerkennendes über sein Frühwerk.

Eines davon trägt den durchaus provozierenden Titel: „Der Untergang des Christlichen Abendlandes“ und ich würde das Buch als leichten Einstieg zu Schaeffers ausführlich gestalteter Analyse „Wie können wir denn Leben?“ sehen.  Ich fand das Buch neulich in meinem Bücherregal und habe die 60 Seiten sehr schnell durchgelesen.

Der Autor arbeitet heraus, dass der Existenzialismus für die Popkultur am Ende des zwanzigsten Jahrhundertes die Leitidee war. Der Existenzialismus kennt nur Relative Aussagen und ist hoffnungslos. Diese Hoffnungslosigkeit geht zunächst in die Kunst über und erreicht schnell junge Menschen und irgendwann die ganze Gesellschaft. Die Früchte dieser Entwicklung seit den 60 Jahren können wir heute überall ernten:

Das hat ganz einschneidende Konsequenzen. Früher war es absolut verboten zu morden, zum Beispiel auch, gesunde Kinder zu töten. Heute gibt es aber Fälle, in denen das Leben von Mutter und Kind nicht gefährdet ist und kein wirklich unlösbares Problem vorliegt, und doch erwogen wird, die Tötung des Kindes im Mutterleib zu legalisieren. Früher war es Personen desselben Geschlechts verboten, miteinander geschlechtlichen Umgang zu haben. Heutzutage ist es denkbar, das zu tolerieren oder sogar zu propagieren. Wir leben nicht mehr mit Gegensätzen zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Gutem und Bösem. Früher wurden die Kinder mit absoluten moralischen Maßstäben erzogen. Das ist nicht mehr so. Und darum gibt es keine echten Antworten mehr auf die drängenden Fragen der Jugend. (S. 33)

Wem Schaeffer zu kompliziert sein sollte, der sollte zu diesem Buch greifen. Jedoch wird man schnell sehen, eine genauere Analyse bräuchte sicher mehr Platz.  Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich. Mein Exemplar würde ich für 5 EUR inklusive Versand verkaufen. Wer zuerst kommt mahlt zuerst.

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Tipp: Orthodoxie

Je komplexer ein Thema ist, desto schwieriger wird es in Kürze einen roten Faden aufzuzeigen, ohne den Inhalt des Besprochenen zu korrumpieren. Zu Chestertons Werk „Ketzer“ gibt es zahlreiche Rezensionen, ich habe mich aber lieber für „Orthodoxie“ entschieden. Chesterton ist immer dann stark, wenn er das Christentum verteidigt, und immer dann schwach wenn er den Katholizismus verteidigt. So habe ich auch dieses Werk empfunden. Chesterton argumentiert offen und emotional von seiner Erfahrung und verweist von verschiedenen Argumenten her auf die Vollständigkeit und Fülle eines christlichen Denkens, welches er Dogma nennt. Das uralte Dogma wusste bereits alles, was die Denker mühselig entdecken mussten. Das Dogma ist auch ein Segen und einer Bereicherung, denn der Glaube schenkt den Menschen Freude, Zufriedenheit und … Demokratie! Für Chesterton auch eine Frucht des Glaubens.

Dieser Freude (und gleichzeitiger Leidensbereitschaft) des Glaubens steht entweder ein blinder Optimismus von Idealisten oder ein fataler Pessimismus von Materialisten entgegen. Chesterton beschreibt letzteren folgendermaßen:

Menschen, die die Kirche zunächst im Namen von Freiheit und Menschlichkeit bekämpften, schleudern am Ende Freiheit und Menschlichkeit von sich, nur um die Kirche zu bekämpfen. Das ist keine Übertreibung; ich könnte ein ganzes Buch mit Beispielen füllen. Als zielstrebiger Bibelkritiker zog Mr. Blatchford aus, um zu beweisen, dass Adam sich nicht gegen Gott versündigt hat; während er sich noch trickreich mühte, diese These zu untermauern, bekannte er ganz nebenbei, kein einziger Tyrann, von Nero bis König Leopold, habe sich gegen die Menschheit versündigt. Ich kenne einen Mann, der fanatisch zu beweisen sucht, dass es für ihn kein persönliches Leben nach dem Tod geben wird, und der bei der Ansicht landet, für ihn gebe es auch jetzt kein persönliches Leben. (…) Sie verbrannten ihr eigenes Getreide, nur um die Kirche in Brand zu stecken, sie zerschlugen ihr eigenes Werkzeug , nur um sie damit zu zerschlagen.; jeder Stock war gut genug, um auf sie einzuprügeln, auch wenn er das letzte Stück ihres eigenen zerbrochenen Mobiliars war. Den Fanatiker, der das Diesseits aus Liebe zum Jenseits zugrunde richtet, bewundern wir ganz und gar nicht und würden ihn kaum entschuldigen. Aber was halten wir von dem Fanatiker, der das Diesseits aus Hass gegen das Jenseits zugrunde richtet?

Was mich überrascht hat war, wie leicht das Buch zu lesen war. Chesterton arbeitet die Stärken eines Denkens aus, dass Supernaturalismus berücksichtigt. Hier sieht er generell das reichere Leben, das freiere Denken, die bessere Kunst. Diese Ansicht teile ich mit dem Autor. Die vor allem zum Schluss des Werkes stärker werdende Verteidigung des Katholizismus muss ich aber verwerfen.

Das Buch ist für 9,95EUR zu erwerben.

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Tipp: Die letzte Nacht der Welt

Vor einigen Jahren stand ich eines Morgens mit der Absicht auf, mir als Vorbereitung auf einen Besuch in London die Haare schneiden zu lassen, und der erste Brief, den ich öffnete, machte mir klar, dass ich nicht nach London zu fahren brauche. Also beschloss ich auch das Haareschneiden aufzuschieben. Aber da begann in mir ein ganz unerklärliches leises Quengeln, fast als sage eine Stimme: „Lass sie dir trotzdem schneiden. Geh und lass sie schneiden.“ Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich ging. Nun war zu jener Zeit mein Friseur ein Mitchrist und ein Mann mit vielen Schwierigkeiten, dem mein Bruder und ich hin und wieder hatten helfen können. Sobald ich seine Ladentür öffnete, sagte er: „Ach, ich habe darum gebetet, Sie möchten heute kommen.“ Und in der Tat: Wäre ich einen oder zwei Tage später gekommen – ich hätte ihm nichts genutzt ( Zitat S.5)

Wenn ich zu Büchern von C.S. Lewis greife, tue ich das ungerne; er war eine Persönlichkeit, die polarisiert (auf sermon audio findet man eine Masse Beiträge, die ihn verurteilen, und eine ebenso große Masse an Beiträgen die ihn in besten Tönen ehren), und so ganz schlau bin ich aus ihm nicht geworden. Aber immer wenn ich mich überwand, ihn zu lesen, wurde ich nicht enttäuscht. So auch bei dieser Auswahl an Essays von Lewis. Weiterlesen

Brief an einen Dauerzocker
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Brief an einen Dauerzocker

Lieber Zocker

Vielleicht wird dich dieser Brief ärgern. Das wünsche ich mir eigentlich. Weil mir Unwille und Widerstand lieber sind als passives Hinnehmen. Passivität deutet nämlich auf Enttäuschung hin. Könnte es sein, dass du zu einem bestimmten Zeitpunkt resigniert hast? Für Jungs ist die Schule ein Ort für solche Enttäuschungen. Sie ist öde. Die Inhalte gefallen nur Mädchen, die brav Vokabeln büffeln.

Dabei hättest du es wahrscheinlich faustdick hinter den Ohren, ich meine damit (auch) im Kopf. Nur ist dein Kopf nicht gleichermassen trainiert wie deine Finger. Ich frage mich, was wohl geschehen würde, wenn du konsequent dein Hirn trainieren würdest! Zugegeben, das braucht einige Jährchen. Doch jetzt sitzt du die beste Zeit deines Lebens ab, als ob es nichts Spannenderes geben würde als auf eine kleine Glastafel zu gucken (oder auf das Tablet bzw. den PC). Und ich befürchte, dass es tatsächlich nichts Spannenderes gibt. Sonst würdest du es nicht ständig tun.

Ein gescheiter Mann hat gesagt: Wer ein Wozu hat, erträgt fast jedes Wie. Und ich füge hinzu: Wer kein Wozu hat, testet fast jedes Wie aus. Die Stimulation des Hirns durch das Zocken ist nicht zu verachten. Die Ausschüttungen sind beträchtlich. Nur muss der Stoff – wie beim Süchtigen – immer höher dosiert werden. Online-Spiele sind Betäubung und Ablenkung. Die Kräfte, Ideen und Erwartungen werden umgelenkt.

Steil vorgelegt: Ein erfülltes Leben und (übermässiges) Zocken schliessen sich gegenseitig aus. Du suchst das, was alle Menschen suchen. Glück. Aber du suchst es am falschen Ort (im virtuellen Raum) und in einer falschen Form (unmittelbarer Kick-back in Form von positiven Gefühlen). Ich vermute, dass du es dir nicht eingestehen willst, dass du suchst. Ich denke mir auch, dass du es gar nicht wissen willst. Also begibst du dich lieber in freiwillige Gefangenschaft: Am selben Ort, alleine (physisch, meine ich), gedanklich absorbiert, körperlich immer in derselben (oft verkrampften) Körperhaltung.

Weiterlesen auf www.hanniel.ch

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Tipp: Bibel und Wissenschaft

Dr. Roger Liebi hat Aussagen aus der Bibel mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verglichen und dabei festgestellt, dass eine bedeutende Zahl biblischer Aussagen erst in den letzten Jahrhunderten durch die Wissenschaft bestätigt wurden.

Die Bibel ist kein wissenschaftliches Buch sondern Gottes schriftliche Offenbarung an uns Menschen. Daher beschreibt die Bibel naturwissenschaftliche Fakten ganz nebenbei und ohne viel Aufhebens. Eben darum, weil es Gott nicht um die Vermittlung von wissenschaftlichen Kenntnissen ging.

Dr. Liebi nennt Beispiele aus sehr unterschiedlichen Gebieten wie den Geowissenschaften, der Biologie oder der Hygiene. Zum Beispiel, dass die jüdische Beschneidung von Jungen exakt am 8. Tag erfolgen sollte, heute weiß man, warum. Oder dass das Licht sich bewegt, eine Erkenntnis, die erst durch Isaac Newton nachgewiesen wurde.

Manche der 30 aus der Bibel abgeleiteten wissenschaftlichen Aussagen werden Skeptiker nicht überzeugen. Dafür sind andere umso verblüffender. Gottesferne Leser, die mit Offenheit für Gottes Offenbarung an die Lektüre dieses optisch ansprechenden Buches herangehen, werden sich kaum der Erkenntnis verschließen können, dass die Bibel ein Buch übernatürlicher Quelle sein muss.

Das Buch hat 80 Seiten und ist bei CLV für sehr günstige 2,50 EUR erhältlich.

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J. Gresham Machen

Mein Herz jubelte, als ich im Buch „Christentum und Liberalismus“ diese Zeilen fand. Ich bewundere Machens Fähigkeit komplexe Zusammenhänge zu erkennen und einfach zusammenzufassen:

Eine zweite Meinungsverschiedenheit, die inmitten der christlichen Gemeinschaft existieren kann, betrifft die Wirksamkeit der Sakramente. Die hier bestehenden Unterschiede sind tatsächlich von ernster Natur, und die Wichtigkeit dieses Problems zu leugnen, wäre weit schlimmer, als die falsche Seite in dieser Debatte einzunehmen. Es wird oft gesagt, dass der geteilte Zustand der Christenheit ein Übel darstellt, und das stimmt auch. Das Übel besteht jedoch in der Existenz der Irrtümer, die diese Trennung hervorrufen, nicht etwa in der Wahrnehmung dieser Irrtümer. Es war tragisch, dass Luther während des Marburger Religionsgesprächs zwischen ihm und dem Schweizer Zweig der Reformation im Zusammenhang mit dem Abendmahl auf einen Tisch „Das ist mein Leib“ schrieb und zu Zwingli und Oekolampad sagte: „Ihr habt einen anderen Geist.“ Diese Differenz führte zur endgültigen Trennung zwischen dem lutherischen und dem reformierten Zweig der Kirche und war dafür verantwortlich, dass der Protestantismus viel an Boden verlor, den er sonst hätte halten können. Es war in der Tat ein großes Unglück, zu verdanken dem Fakt, dass Luther (wie wir glauben) sich bezüglich des Abendmahls geirrt hat. Es wäre aber noch viel schlimmer gewesen, wenn er diese Streitfrage als trivial abgetan hätte. Luther lag falsch, was das Abendmahl anging, aber noch falscher hätte er gelegen, wenn er seinen Gegnern gesagt hätte: „Diese Sache ist unwichtig, es macht im Grunde keinen Unterschied, was man vom Tisch des Herrn hält. “ Eine solche Gleichgültigkeit wäre noch viel verderblicher gewesen als sämtliche Spaltungen innerhalb der Kirche. Ein Luther, der in Bezug auf das Abendmahl einen Kompromiss eingegangen wäre, hätte niemals auf dem Reichstag in Worms stehen und sagen können: „Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir. Amen!“ Gleichgültigkeit der Lehre gegenüber bringt keine Helden des Glaubens hervor

J. Gresham Machen in seinem Buch „Christentum und Liberalismus“ (S. 65 f.), erschienen im 3L-Verlag 2013. Hervorhebung nicht im Text.

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Das Problem mit dem Kanon…

Die Problemstellung ist einfach: Offensichtlich schrieb der Bischof Athanasius 367 einen Osterbrief, in welchem er die 27 Bücher des NT definierte. Die Fragen liegen auf der Hand.

War also fast 350 Jahre Unklarheit darüber, welche Bücher inspiriert waren und welche nicht?

Konnte, als die Kirche bereits verstaatlicht wurde (313 wurde Konstantin der Große Oberhaupt der Kirche), mehrere arianische Kaiser geherrscht haben, und die Urkirche am Abklingen war, festgestellt werden, welche Schriften inspiriert sind? Wer gibt dann Gewähr, dass Athanasius in diesem Punkt recht hatte. Selbst wenn man auf den Konzil von Nizäa verweisen möchte, wird die Angelegenheit nicht besser. Und im Ernst, schon der Titel „Bischof“ macht einen skeptisch. Im Übrigen nutzt die katholische Kirche genau diese These, um zu untermauern, dass kirchliche Autorität und Schrift gemeinsam Hand in Hand gehen. Die Größere Hand hat dabei natürlich die Kirche. Siehe hier einen zugegebenermaßen wirren Artikel der Piusbrüder.

Lange blieb es für mich ein Rätsel, wie man diesen Knoten löst. Nicht das Zweifel an der Autorität des Wortes aufkamen, aber ein seltsames Gefühl, seine ganze Hoffnung doch nicht auf das Wort Gottes setzen zu dürfen, sondern auf Beschlüsse einiger frommer Bischöfe. Die Lösung war denkbar einfach. Hier muss ich eine Begebenheit erzählen. Manchmal höre ich Predigten eines englischen Pastors Namens Chris Buss. (Hier ist ein Link zu seiner Gemeinde.) Es sieht zwar komisch aus, wenn man mit Kopfhörern in der Garage aufräumt, aber es scheint mir eine sinnvoller Zeitvertreib zu sein. Nun hörte ich das Thema „The Canon of the Bible“. Eigentlich wollte mir das gar nicht zu sagen, da ich Vorträge zu diesem Thema schon oftmals gehört habe und mich bereits mit meiner oben beschriebenen Unklarheit abgefunden hatte. Doch beim Hören wurde genau auf diesen Punkt eingegangen und nun konnte ich klar sehen.

Die Lösung ist derart: Athanasius hielt nur fest, was üblich ist. Die Notwendigkeit, eine Definition zu verfassen, wurde erst nötig, als Arianer und andere Irrlehrer aktiv Abweichungen von den in den Gemeinden üblichen Büchern vornahmen. Manche Gruppen wollten z.B. nur noch die Paulusbriefe und die Evangelien dulden, einige sogar nicht einmal alle der vier Evangelium. Andere wiederum fügten weitere pseudochristliche Schriften hinzu. Athanasius reagierte, wie jeder gute Hirte reagieren würde: Er stellte sich hinter den klar bekannten und üblichen Kanon. Im Grunde bekannte er nur das, was schon seit Jahrhunderten jedem klar war. Vielleicht darf ich parallele Beispiele einfügen. Bei der Recherche verschiedener Mittelalterlicher Bräuche stieß ich immer wieder darauf, dass die üblichsten Bräuche am wenigsten beschrieben sind, da jeder von diesen wusste. Als bekanntes Beispiel sei das Beilager genannt, eine für uns skurril anmutender Brauch während der Eheschließung. Details hierzu lassen sich Wikipedia entnehmen. Hier heißt es interessanterweise:

Das rituelle Beilager ist im Hochmittelalter sehr selten bezeugt, da kaum Hochzeitsbeschreibungen überliefert sind. Man vermutet, dass es so alltäglich war, dass man es nicht beschreiben musste.

Alltäglich war auch der Gebrauch der Neutestamentlichen Schriften in den Gottesdiensten der ersten Christen. Hier war kein Machtwort von Bischof oder Konzil nötig. Welch Trost in solch einfachen Wahrheit verborgen ist.

Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit… (2. Tim. 3,16)

Der Tendenz liberaler Theologen, alles möglichst spät anzusetzen, so dass die Petrusbriefe fast schon ein Produkt des Frühmittelalters werden, trat sogar einer ihrer eigenen und gelehrtesten Vertreter entgegen. So schrieb Kurt Aland:

„Die erste sichere Bezeugung bei den Kirchenvätern bedeutet gleichzeitig ein Indiz für die Entstehungszeit der Schrift, die zwei bis drei Jahrzehnte vorher angesetzt werden muß, jedenfalls nach den Durchschnittswerten, mit denen der Historiker rechnet.“ (Aus: Methodische Bemerkungen zum Corpus Paulinum)

Doch die Datierung der Heiligen Schrift ist ein Thema, dem ich mich bei einer anderen Gelegenheit intensiver widmen werde.