Alle Artikel von “Sergej Pauli

Kommentare 0

Bibenta – Das Stickeralbum vom BLB

Heute habe ich in einer Kirchengemeinde das Stickeralbum Bibenta vom Bibellesebund entdeckt.

Einige Werke des Bibellesebundes habe ich bereits vor einiger Zeit auf diesem Blog vorgestellt und es ist dem Verlag erneut ein gelungenes Konzept gelungen, um Kinder zur Beschäftigung mit dem Wort Gottes zu ermutigen.

Dabei handelt es sich um ein Sticker-Album, das viele Fussballiebhaber bestimmt so auch von den bekannten Panini-Sammelalben kennen. Das Album selbst kommt bereits mit 4 Päckchen Sammelkarten,wobei jedes Päckchen jeweils 4 Sticker enthält.

Es ist möglich einen „Stickerdispenser“ zu erwerben, dadurch eignen sich die Sets auch als „Mini-Geschenke“ z.B. für die Kinderarbeit. Die Sticker selbst sind sehr dekorativ gestaltet (manche gibt es auch mit Hologramm-Effekt) und haben die Informationen zu den vorgestellten Personen. Wobei nicht nur Personen der Bibel vorgestellt werden, sondern auch wichtige Gegenstände, Tiere, Pflanzen und Schlüssel-Verse der Bibel. Das Album selbst ist eher wie eine Kinderbibel aufgebaut und erzählt von Schöpfung, den Personen des Alten und Neuen Testaments, von Christus und der Entstehung der Christlichen Gemeinde.

Auch wenn die Illustrationen gelegentlich etwas poppig wirken ist das Stickeralbum ingesamt eine gelungene und kreative Idee der Auseinandersetzung mit Gottes Wort.

Kommentare 0

„Ein Unterricht, wie sich die Christen in Mose schicken sollen“

1525, ganz unter dem Eindruck der Bauernkriege und schwärmerischer Bewegungen, hielt Luther eine Predigt allgemeiner Art über den Umgang der Christen mit den Gesetzestexten und letztlich auch mit dem Umgang des Alten Testaments im Ganzen.

Letztlich ist seine Strategie, dass Mose die Christen nichts angehe, und dass „Heidenchristen“ das natürliche Gesetz völlig ausreicht, nicht wirklich überzeugend, aber einen Gedanken fand ich bei Luther doch sehr hilfreich. Luther hält seine Leser an, sich immer wieder zu fragen, zu wem dieser Text gesagt sei. Luther in seiner unnachahmlichen Art (Link zum Dokument):

„Aber unsere Rottengeister fahren zu; bei allem was sie in Mose lesen, sprechen sie: da redet Gott, das kann niemand leugnen, darum muss man’s halten. Da fällt denn der Pöbel ein: Hui, hat es Gott geredet, wer will da widerreden? Da werden sie denn herbeigetrieben wie die Schweine über den Trog. Unsere lieben Propheten haben es dem Volk so vorgeplappert: Liebes Volk, Gott hat sein Volk geheißen, dass sie die Amalekiter totschlagen sollten, und andere Sprüche mehr. Daraus ist Jammer und Not gekommen; da sind die Bauern aufgestanden, haben keinen Unterschied gewusst, sind derart von den tollen Rottengeistern in diesen Irrtum geführt worden. Wenn da gelehrte Prediger gewesen wären, die hätten den falschen Propheten entgegentreten und ihnen lehren und so zu ihnen sprechen können: Liebe Rottengeister, es ist wahr, Gott hat es Mose geboten und hat so zum Volk geredet. Aber wir sind nicht das Volk, zu dem es der Herr redet. Mein Lieber, Gott hat auch mit Adam geredet – ich bin darum nicht Adam. Er hat Abraham geboten er solle seinen Sohn erwürgen – ich bin darum nicht Abraham, so dass ich meinen Sohn erwürgen würde. So hat er auch mit David geredet. Es ist alles Gottes Wort, wahr istʼs. Aber Gottes Wort hin, Gottes Wort her, ich muss wissen und auch haben, zu wem das Wort geredet wird. Es ist noch lange nicht an dem, dass du das Volk seist, mit dem Gott geredet hat. (…)

Man muss mit der Schrift sorgfältig umgehen und verfahren. Das Wort ist nun seit Anbeginnauf mancherlei Weise ergangen. Man muss nicht allein darauf sehen, ob es Gottes Wort sei, ob Gott es geredet habe, sondern viel mehr, zu wem es geredet sei, ob es dich betreffe oder einen anderen. Da gibtʼs denn einen Unterschied wie Sommer und Winter. Gott hat zu David viel geredet, hat ihn dies und jenes tun geheißen. Aber es geht mich nicht an, es ist nicht auch zu mir geredet. Er kann es gewiss zu mir reden, wenn er es so haben will. Du musst auf das Wort sehen, das dich betrifft, das zu dir geredet wird, und nicht auf das, das einen anderen betrifft.

Es gibt zweierlei Wort in der Schrift: Das eine geht mich nicht an, betrifft mich auch nicht, das andere betrifft mich. Und auf dasjenige, das mich angeht, kann ichʼs kühnlich wagen und mich darauf als auf einen starken Felsen verlassen. Betrifft es mich nicht, so soll ich still halten. Die falschen Propheten fahren zu und sprechen: Liebes Volk, das ist das Wort Gottes. Es ist wahr, wir könnenʼs ja nicht leugnen. Wir sind aber nicht das Volk, zu dem er redet. Gott hat uns auch weder dies noch jenes geheißen, das er ihnen zu tun befohlen hat. (…) Darum sprich(…) so: Lass Mose und sein Volk beieinander; es ist mit
ihnen aus, er geht mich nicht an. Ich höre das Wort, das mich betrifft. Wir haben das Evangelium. Christus spricht: „Geht hin und predigt das Evangelium“, nicht allein den Juden, wie Mose, sondern „allen Heiden“, ja „allen Kreaturen“. Mir ist gesagt: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig“ (Mark. 16,15 f.), und: „Geh hin und tu deinem Nächsten wie dir geschehen ist.“ (Luk. 10,36 f.) Diese Worte betreffen auch mich, denn ich bin eine von allen Kreaturen. Wenn Christus nicht hinzugesetzt hätte „Predigt allen Kreaturen“, so wollte ich mich nicht darum kümmern, wollte nicht getauft werden und mich so dazu verhalten, wie ich mich jetzt zu Mose verhalte. Um den kümmere ich mich rein gar nicht. Er geht mich auch nicht an, denn er ist nicht mir, sondern allein den Juden gegeben. Wenn indessen Christus spricht, man solle das Evangelium: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden“ nicht einem Volk allein, nicht an diesem oder jenem Ort der Welt, sondern allen Kreaturen der Welt predigen, so ist niemand ausgenommen, sondern es sind alle Kreaturen darin inbegriffen. Niemand braucht daran zu zweifeln, es solle auch ihm das Evangelium gepredigt werden. So glaube ich denn dem Wort, es gehe mich an, ich gehöre auch unter das Evangelium und in das Neue Testament. Darum wage ich’s auf das Wort, und sollte es mich hunderttausendmal den Hals kosten.“

Kommentare 0

Was für ein Segen ist das? Johannes Calvin und die Reichgotteserwartung im Alten Testament

In Calvins Institutio findet sich in Buch 2 ein über drei Kapitel (9-11) gehender Themenblock, der die Beziehung, Ähnlichkeit und Unterschiede vom Alten und Neuen Testament bespricht. Schwerpunkt vom 10 Kapitel („Von der Ähnlichkeit des Alten und Neuen Testaments“) ist dabei die Frage, ob die Menschen im Alten Testament eine irdische oder eine himmlische Herrlichkeit erwarteten. Wollte Mose sein Volk in das irdische Kanaan führen oder in das himmlische. Und wenn in das himmlische, wie viel wussten die Väter tatsächlich davon, oder wusste vielleicht nur Gott von der ewigen Seligkeit und hat sie den Patriarchen und Gläubigen des Alten Testaments verborgen. Dieses Ziel des Glaubens, das Reich Gottes zu ererben, davon geht Calvin entschieden aus, ist im Neuen Bund das gleiche wie im Alten Bund. Die Väter ererbten nicht eine andere Zukunft als wir, ihre Kinder im Neuen Bund. Eine zentrale Stützstelle ist für Calvin dabei Heb. 11,13-16 (siehe II,10,13), ein Text der davon spricht, dass die Patriarchen eben gar keine erfüllenden irdischen Segnungen bekamen und die zukünftige Heimat erwarteten. Zentral ist aber auch die Phrase „Ich bin euer Gott“. Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Gottes Gegenwart unter seinem Volk war schon seine größte Zusage seiner über den leiblichen Tod anhaltenden Gemeinschaft mit diesem. Calvin schreibt dazu (II,10,8): „Und wäre ihnen (Anm.: Dem Volk Israel in der Wüste) nichts weiter gesagt worden, so hätten sie doch eine vollgültige Verheißung des geistlichen Lebens an dem einen Wort gehabt: „Ich bin euer Gott“ (Ex. 6,7). Denn er hat sich nicht allein für unseren Leib zum Gott gegeben, sondern in besonderer Weise für die Seele; diese müsste aber von ihm ferne im Tode verbleiben, wenn er sie nicht in Gerechtigkeit mit sich verbände! Ist aber diese Verbindung da, so bringt sie ewiges Heil mit sich!“

Dieses Kapitel ist für jeden lesenswert, der sich die Frage stellt, wie viel von der ewigen Seligkeit den „Vätern“ bekannt war. Die Menge an Zitaten, die Calvin aus den Liedern Davids und aus prophetischen Texten anbringt, ist erschlagend. Ich sehe in diesem Kapitel aber auch ein wichtiges Korrektiv für die Bewertung der irdischen Segnungen im Leben der Patriarchen. Wie oft verkündigen auch Prediger „des neuen Bundes“, wie großartig z.B. Jakob gesegnet war, und konzentrieren sich dabei ausschließlich auf sein irdisches Leben. Doch was für ein Segen ist das? Ein Leben voll Elend, Ängsten, Todeserfahrungen, Betrug? Calvin bittet uns darum, den Segen Jakobs genauer anzuschauen. Was für ein Segen ist das? Calvin führt zum Schluss von II,10,12 an, dass Jakob entweder undankbar war, als er von der „bösen Zeit seines Lebens“ zeugt, oder gerade den Kern der Sache trifft. Doch lest selbst im nächsten großen Abschnitt aus II,10,12, das uns auch einen Einblick in die illustrierende Kunst Calvins zeigt und wie nah er uns die Erlebnisse Jakobs bringt:

„Und nun ist Jakob gar das Urbild furchtbarsten Elendes. Unruhig ist seine Jugend daheim — unter dem Drohen des erstgeborenen Bruders, das ihn schließlich zur Flucht zwingt. So war er denn ein Flüchtling, und es ist schon allein bitter ge­nug, fern von Eltern und Vaterland leben zu müssen; aber bei seinem Onkel, dem Laban, wird er keineswegs freundlicher und menschlicher aufgenommen. Daß er sie­ben Jahre so harten und rauhen Dienst tut (Gen. 29,20), wäre noch ein Geringes, wenn er nicht mit böser List noch um die Frau betrogen würde! So muß er denn um des zweiten Weibes willen abermals in den Dienst hinein, und da dörrt ihn nach seiner eigenen Klage am Tage die Sonne mit ihrer Glut, und des Nachts quält ihn schlaflos die Kälte! (Gen. 31,40). Zwanzig Jahre trägt er dies harte Leben, und alle Tage erlaubt sich sein Schwiegervater neue Ungerechtigkeiten gegen ihn. Auch zu Hause hat er keine Ruhe: seine Weiber zerreißen und zerstören ihm mit Haß und Streit und Eifersucht das ganze Hauswesen. Dann trifft ihn der Befehl, in die Heimat zurückzuziehen. Aber sein Abschied sieht eher schnöder Flucht ähnlich; und sein Schwiegervater treibt das Unrecht gegen ihn so weit, daß er ihn noch mitten auf dem Wege mit Vorwürfen quält! (Gen. 31,23). Aber bald droht ihm noch größere Not. Denn er zieht ja seinem Bruder entgegen — und er sieht den Tod vielfältig vor Augen, weil Esau in seiner Grausamkeit und seinem Haß ihn eben vielfältig bedroht. Furcht und Bangigkeit macht ihm das Herz schwer, solange er auf das Kommen seines Bruders wartet (Gen. 32,12). Und als er ihm gegen­übertritt, da fällt er ihm wie halbtot zu Füßen — bis er merkt, daß Esau versöh­nungsbereiter ist, als er zu hoffen gewagt! Aber dann wird ihm Rahel, sein einzig geliebtes Weib, gleich beim Betreten des Landes durch den Tod entrissen (Gen. 35,16-20). und dann erhält er bald die Botschaft, daß der Sohn, den Rahel ihm ge­geben und den er mehr liebte als die anderen alle, von einem wilden Tier zerrissen sei (Gen. 37,32). Wie furchtbar sein Schmerz über den Tod des Sohnes war, das sagt er uns selber: er weinte lange Zeit um ihn und wollte sich nicht trösten lassen, hatte auch nichts anderes mehr vor, als „mit Leid hinunterzufahren in die Grube zu seinem Sohn“. Unterdessen nimmt einer seiner Tochter die Ehre (Gen. 34,2), und seine Söhne üben grausame Rache an dem Übeltäter. Dadurch kommt nun der Vater in Verruf bei allen Landesbewohnern, und die Gewalttat der Söhne droht ihn selbst ins Unglück zu stürzen! Was für Angst und Not und Herzeleid macht ihm das alles! Dann erlebt er die unerhörte Freveltat seines erstgeborenen Sohnes Ruben — furchtbarste Schande! (Gen. 35,22). Denn es ist an sich schon schrecklich, die eigene Frau entehrt zu sehen — was soll man aber sagen, wenn der eigene Sohn solchen Frevel begeht? Aber bald darauf besudelt neue Blutschande die Familie (Gen. 38,18); es müßte gar ein Mann, den alle Not sonst nicht hätte beugen und knicken können, unter soviel Schande zusammenbrechen! Und gegen Ende seines Lebens, als er dem Hunger der Seinen Abhilfe tun will, da streckt ihn eine neue Unglücksbot­schaft zu Boden: der eine Sohn liegt in Fesseln — und um ihn wiederzubekommen, soll er seinen Liebling Benjamin fremden Händen überlassen! (Gen. 42,34). Wie soll er in so viel Kummer und Not auch nur einen Augenblick fröhlich aufgeatmet haben? Er selbst ist dafür der beste Zeuge: er versichert dem Pharao: „wenig und böse ist die Zeit meines Lebens“ (Gen. 47,9). Ist er aber nach seinem eigenen Zeugnis alle Lage seines Lebens in Jammer und Elend gewesen, so bezeugt er damit klar, daß er das Glück noch nicht empfangen hatte, das ihm der Herr verheißen. So war denn Jakob entweder ein böser, undankbarer Mensch, der Gottes Gnade nicht zu schätzen vermochte — oder er gab mit diesen Worten ein wirkliches Zeugnis für sein Elend auf Erden ab. War es aber ein wirkliches Zeugnis, so folgt daraus, daß er seine Hoffnung nicht an das Irdische geheftet hat!

Kommentare 0

Georg Müller liest die Bibel und trifft auf die Erwählungslehre

Georg Müllers Autobiographie ist ein wirklich monumentales Werk. Leider ist auf deutsch nur ein Teil übersetzt worden, aber durchaus so viel, dass man einen Einblick in das Denken dieses Mannes bekommt, der prägend ist für das Denken der Brüdergemeinden bis heute ist. Müller gewährt Einblicke wie die entstehende Brüderbewegung auf Praktiken wie des „unbezahlten“ Predigtdienstes oder der „Führung beim Predigen“ gekommen ist. Punkte die in vielen Gemeinden bis heute relevant sind. Persönlich schwanke ich zwischen Bewunderung und Irritation, wenn ich Müllers Biographie lese. So gebe ich Müller z.B. Recht wenn er die Auswüchse einer verstaatlichen oder staatsnahen Kirche gründlich und treffend kritisiert. Wie er aber das Gegenstück realisiert hat, wirkt manchmal allzu willkürlich. Es will einem scheinen, dass Auswüchse der Brüderbewegung, an denen sie heute krankt (unendliche Streitigkeiten, Zersplitterung und eine gewisse Lehrfeindlichkeit) schon bei ihren Vätern ihre Keime hatten.

Dennoch kann uns Müller in vielen Dingen als Beispiel dienen, so in seiner Bereitschaft, sich von Gottes Wort formen zu lassen. Er war ein Treuer Knecht unseres Herrn! Er schreibt, wie er einige seiner Positionen fundamental überdenken musste, als er tiefer in Gottes Wort einstieg. Das Buch „Und der himmlische Vater ernährt sie doch“ kann man auch kostenfrei im Web lesen. Das nächste Beispiel zeigt vielleicht recht gut, wie einerseits die Kommentar-Feindlichkeit etwas anmaßendes an sich hat. Man muss fast an das Zitat von Spurgeon denken, als er einst sagte, wie seltsam es doch wäre, dass ausgerechnet die Menschen, die so viel Wert darauf legen, wie viel der Heilige Geist ihnen offenbart hat, so gering davon denken, was der Heilige Geist anderen offenbart hat. (aus „A Chat about Commentaries“, ab Zeile 9). Doch dann kommt Punkt 2 und 3 und 4 die jeden ernsthaften Christen ermutigen fleißig in der eigenen Bibel zu lesen und erneut bestätigen, dass ein ernsthaftes Bibellesen nicht ohne Frucht bleiben wird. Im späteren Verlauf berichtet er auch wie sich seine Haltung zur Missionsarbeit (von Organisation zur individuellen geistgeführten Berufung), zur Endzeit (vom Optimismus zum Pessimismus) und zur Taufe (von Kinds- zur Glaubenstaufe) geändert hat.

„1.) Nur das Wort Gottes kann unser Maßstab für die Beurteilung geistlicher Dinge sein; es kann uns nur durch den Heiligen Geist erklärt werden, der in unserer Zeit genauso wie zu allen Zeiten der Lehrer seines Volkes ist. Und nur der Heilige Geist kann uns unseren natürlichen Zustand zeigen, kann uns klarmachen, wie sehr wir einen Erlöser brauchen, kann uns befähigen, an Christus zu glauben, kann uns die Heilige Schrift erklären und beim Predigen beistehen usw. Dass ich ganz besonders den letzten Punkt verstand, war für mich von großer Bedeutung. Denn der Herr half mir, dies durch ein Experiment zu testen, indem ich alle Kommentare und fast jedes andere Buch zur Seite legte und nur das Wort Gottes las und studierte. Das Ergebnis war, dass ich an dem ersten Abend, an dem ich mich zu Gebet und Nachdenken über die Heilige Schrift in mein Zimmer zurückzog, in wenigen Stunden mehr lernte als bisher in vielen Monaten des Studiums. Aber der eigentliche Unterschied war, dass ich, indem ich dies tat, wirkliche Festigkeit für
meine Seele erhielt.
2.) Vor dieser Zeit hatte ich mich sehr gegen die Lehre der Erwählung und der bis zum Ende bewahrenden Gnade gewehrt – so sehr. dass ich noch wenige Tage nach meiner Ankunft in Teignmouth die Erwählung eine teuflische Lehre genannt habe. Aber nun wurde ich dahin geführt, diese kostbaren Wahrheiten durch das Wort Gottes zu untersuchen. Ich las das Neue Testament von Anfang an durch und achtete besonders auf alles, was mit diesen Lehren zu tun hatte. Zu meinem großen Erstaunen fand ich, dass jene Stellen, die über Erwählung und Bewahrung reden, etwaviermal so häufig sind wie jene, die scheinbar gegen diese Wahrheiten reden. Und wenig später, als ich auch diese Stellen näher untersucht und verstanden hatte, halfen auch sie mir in der Bestätigung dieser beiden Lehren….“

Kommentare 0

Ein Lied aus der Internatszeit des Grafs von Zinzendorf

Aktuell lese ich den 1957 erschienen ersten Bund der Zinzendorf-Trilogie vom Historiker Erich Beyreuther: „Der junge Zinzendorf“. Ehrlich gesagt finde ich die Mischung aus kühler Distanz und harscher Bewunderung, die Beyreuther zu Zinzendorf aufzeichnet, irritierend, aber das Leben Zinzendorfs fasziniert von frühester Kindheit an.

Bereits in jüngsten Jahren lernt er den Heiland lieben. Kurz nachdem er lesen und schreiben lernt, schreibt er an seinen Heiland Briefe und redet mit Jesus, in dem er im Zimmer auf und ab geht. Diese Heilandliebe fängt bei ihm bereits in seinem dritten Lebensjahr an. Zinzendorf schreibt später selbst über sich: „1703 fing ich an, Gott mit Ernst zu suchen, soviel es meine kindlichen Ideen an die Hand gaben, sonderlich aber ist von der Zeit an mein beständiger Vorsatz gewesen, ein rechter, treuer Diener Jesu zu werden.“

Dabei sollten ihm schon früh heftige Prüfungen wiederfahren. Die Großtante, die im gleichen Haus wohnt und überzeugte Lutheranerin ist, kann den Pietismus und die Pietisten nicht ertragen und verpasst dem jungen Zinzendorf Prügel, wenn er „vom lieben Heiland spricht“.

Weiterlesen
Kommentare 7

Oswald Sanders: „Und die Menschen ohne Evangelium?“

Der 1992 verstorbene Oswald Sanders war langjähriger Leiter der China-Inland Mission und ist bis heute als Autor geschätzt. Eher durch einen Zufall ist mir das 1966 zuerst erschienene Büchlein “Und die Menschen ohne Evangelium?” in die Hände gefallen. Ich finde es ein hoch aktuelles Thema, da in christlichen Kreisen heute nahezu selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass auch Menschen, ohne Evangelium” durch das Zeugnis des natürlichen Gesetzes” (genauer beruft man sich meist auf Röm. 2,14-15) einen Weg zu Gott finden können. Meist geht man davon aus, dass Gott jedem Menschen eine Chance gibt.

Das heutige Mindset ist völlig auf die Entscheidungsfreiheit ausgelegt und unterscheidet sich von den Vorschlägen, die zur Zeit der Entstehung des Buches diskutiert wurden. Damals ging man meist von unterschiedlichen Varianten der Allversöhnung aus. Obwohl Sanders somit eine andere Ausgangssituation hat, war es gewinnbringend das Thema mit den Augen eines Missionars zu betrachten. Sanders konnte es noch erleben wie in den Jahren nach dem Krieg mit der Botschaft “der unerreichten Millionen” plötzlich keine Missionare und kein Missionseifer mehr erreicht wurde. “Die Gründer der modernen Missionsbewegung waren Männer, für die die Ewigkeit furchtgebietend war und die nicht leichtfertigt mit dem ewigen Los der Seele spielen konnten. Sie glaubten, dass Christus der einzige Erlöser ist und dass die Menschen ohne Ihn keine Hoffnung haben können.” (S. 17, eigene Hervorhebung). Sanders erinnert an das Selbstzeugnis von Hudson Taylor (das im Übrigen eine übliche Sicht war, wie Sanders unterstreicht): “Ich hätte nie daran gedacht, nach China auszuziehen, wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dass die Chinesen verloren seien und Christus brauchten”. (S. 18)

Weiterlesen
Kommentare 3

Gewinnspiel/Umfrage Westminster Theological Journal

Seit 5 Jahren bekomme ich das Westminster Theological Journal und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nie auch nur in eines der Hefte reingeschaut habe.

Ein Freund meinte mal, was man mehr als ein Jahr nicht nutzt, muss weg. Dem möchte ich nachkommen. Das WTJ wäre dabei zu Schade für den Müll und es bekommt hier noch eine Chance:

Unter jedem, der unter diesen Artikel kommentiert, wer sein Lieblings-Presbyterianer sei und welches presbyterianische Werk er am besten empfindet, wird jeweils ein Jahrgang der Zeitschriften verlost. Genauer habe ich von 80.1- bis 85.2 sämtliche Hefte bis auf 82.2 (wobei ich das vielleicht auch noch auffinden könnte). Der Zustand ist nahezu neuwertig.

Das Gewinnspiel läuft bis 31.01.2024

Kommentare 0

„Denk ich an Deutschland in der Nacht“ und der Kontext

Die beiden Eröffnungszeilen von Heinrich Heines Gedicht Nachtgedanken eignen sich wohl als ein gutes Beispiel dafür, wie sehr ein Zitat aus dem Kontext gerissen werden kann.

Denn die Intention des Gedichts ist nicht, dass der Zustand Deutschland so furchtbar sei, dass Heine nicht einmal mehr schlafen könne, wenn er diesen überdenkt, sondern ein Ausdruck von Heimweh im langjährigen französischen Zwangsexil. Dabei muss Heine zugeben, dass es vor allem seine Mutter ist, die er vermisst. Das Gedicht ist natürlich, wie man es von Heine erwarten würde, nicht frei von gut platzierter Ironie, wenn Heine seine Mutter („die alte Frau (…) mit zitternder Hand„) mit Deutschland vergleicht, das „ewigen Bestand“ hat und ein „kerngesundes Land“ sei:

„Nach Deutschland lechzt‘ ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.“

Vor allem zum Schluss seines Gedichtes macht sich Heine schließlich auch über seine Emotionen lustig und das Gedicht wird ein gutes Beispiel für seinen Abschied vom Stil der Romantik, dessen deutsche Spielart Heine zunächst maßgeblich geprägt hat:

„Gottlob! Durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.“

Heines Gedicht macht deutlich, das der Kontext auch gut bekannte Zeilen in ein ganz anderes Licht stellen kann. Gerade bei biblischen Texten erlebt man da manches. Wir können ja mit Amos 4,4 anfangen, dort heißt es: „Ja, kommt her nach Bethel und sündigt, nach Gilgal und sündigt noch mehr! Bringt eure Schlachtopfer am Morgen und eure Zehnten am dritten Tage“ – Ein eindeutiger Aufruf Gottes an den Menschen umso fleißiger zu sündigen, oder? Auf deeperchristian.com hat der Autor seine Lieblingsstellen gesammelt, die aus dem Kontext gerissen werden:

Deeperchristian bringt ein Beispiel wie es einem ergehen kann, der versucht, Gottes Willen kontextlos „zu orakeln“:

Es wird ein humorvolles (und verstörendes) Beispiel über einen Mann erzählt, der versuchte, Gottes Willen für sein Leben zu erkennen. In Verzweiflung rief er zu Gott: „Zeige mir deinen Willen!“ und schlug seine Bibel auf, um zufällig eine Stelle zu finden, in der Hoffnung, dass Gott ihm Richtung und Inspiration geben würde. Er las: „Judas ging hinaus und erhängte sich.“ Besorgt schloss er die Bibel, ließ sie erneut aufklappen und setzte zufällig seinen Finger auf eine andere Stelle. Diese lautete: „Geh und tu dasselbe.Offensichtlich ist dies nicht der beste Weg, um Gottes Willen zu suchen.

Um etwas ernster zu werden. Über alles, was die drei Freunde sagen steht schließlich Gottes Urteil aus Hi. 42,7: „“Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.“

Die Katholische Kirche hat ja einige recht gute kontextlose Brecher. Da wird das Priestertums des AT einfach weitergeführt. Und dass der Bischof Mann einer Frau sein soll, wird dadurch gelöst, dass er ja mit „seiner Gemeinde“ verheiratet sei. Wie er wohl seinem Hausstand dabei vorstehen soll(1. Tim. 2,5)?

Überhaupt scheint mir, dass eigentlich alle seltsamen christlichen Extremen ob nun unter Christen oder eindeutig unter Sekten sich eigentlich durch eine gewisse Kontextlosigkeit auszeichnen. Da reiht sich die apostolische Sukzession ähnlich ein, wie die Entdeckung des Sabbats oder das Zweifeln an der Gottheit Jesu (wenn auch in unterschiedlich großer Schwere). Insgesamt scheint es mir aber nicht nur die Kontextlosigkeit als Ursache zu bestehen, sondern auch eine Überbetonung schwieriger/seltener Bibelstellen.

Manchmal wird Kontext unnötig kompliziert gemacht. Mir ist jedes Gerede vom Kontext suspekt, dass so weit geht, dass dann eigentlich niemand mehr den Text verstehen kann. Oder, und ich fürchte, es ist eine fast hinterhältigere Variante, nur „Experten“, ob sie nun Doktoren oder Priester seien, können den Text wahrlich recht deuten. Ich denke, dass eine Aussage wie „Gott ist Liebe“ auch völlig vom Kontext losgelöst eine tiefe Aussage hat und manch ein Bauer hat das besser verstanden, „als er sich über sein Vieh erbarmte“ (Spr. 12,10) als manch ein Professor, der in all seinem Kontext nicht mehr wusste, was Liebe eigentlich ist.

Dann wiederum kann die Suche nach dem Kontext geradezu lebenswichtig werden. Ich denke da an die alttestamentlichen Verheißungstexte. Ist man in einem Mindset verhaftet, dass das alte Testament nur für das Volk Israel gültig sieht, welchen Trost mag da auch die beste und schönste Verheißung haben (Wie wäre es mit Jesaja 49, 15 als Text zur Probe: “Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.”)? Schließlich gilt das ja womöglich nicht für die Gemeinde. Der unmittelbare Kontext scheint das zunächst zu bestätigen(vgl. V.14) Dabei macht der weite Kontext der Bibel deutlich, dass für die, die in Christus sind, alle Verheißungen in Christus ja und Amen sind (2. Kor. 1,19-20).

Schließlich sind wir so fies, dass wir den Kontext vor allem bei Texten suchen, die uns unangenehm werden wollen. Ich muss sagen, dass mir das z.B. beim Thema der Kopfbedeckung der Fall zu sein scheint. Da wurde in der Moderne viel Kontext entdeckt, und plötzlich wird das Tragen des Schleiers zu einer gesetzlichen Praxis. Dabei war das für viele Jahrhunderte eine gängige Praxis in der Christenheit über die Denominationen hinweg. Doch schwupp kommt ein Professor und schreibt über den Kampf des Paulus gegen den Schleier und fertig ist ein neues Mindset, dass überzeugt ist, den Kontext näher zu beachten, ohne sich wesentlicher mit dem biblischen Text an dieser Stelle auseinandergesetzt zu haben, als die „Väter“ es taten.

Mein Fazit also: Keine Angst vor dem Kontext. Fleißig in der Bibel geforscht und widerstehend der Versuchung, sie plump, extravagant oder gleichgültig auszulegen, werden wir die Botschaft des Wortes Gottes von Tag zu Tag näher und besser ergreifen.

Kommentare 0

Believer’s Baptism: Sign of the New Covenant in Christ

In der Nähe meines Wohnortes entschied die Gemeindeleitung einer bis dahin reformierten Baptistengemeinde, dass sie nun „die Sache mit der Bundestheologie“ (Zitat) besser verstehe und jetzt auch Kinder taufen wolle. Ich fand es auf mehreren Ebenen befremdlich: Zum einen sind Konversionen von Pädobaptisten zu Credobaptisten üblicher, zum anderen war mir gerade diese Gemeinde dafür bekannt ,hartnäckige Vertreter der Bundestheologie schon als Credobaptisten gewesen zu sein.

Wie dem auch sei, das Ereignis bildete für mich den Trigger, sich die Sache „mit der Taufe“ noch einmal näher anzuschauen. Die Entscheidung dafür „Believer’s Baptism: Sign of the New Covenant in Christ“ zu wählen, erwies sich dabei als der richtige Schritt. Das Buch wurde von Thomas Schreiner und Shawn D. Wright herausgegeben und enthält zehn Essays bekannter baptistischer Theologen, wie Köstenberger, Wellum, Caneday, Dever, Schreiner und anderen.

Tatsächlich ist es die Absicht des Buches sich vor allem mit der pädobaptistischen Position auseinanderzusetzen, wie sie von presbyterianischen Christen vertreten wird. Treffend hält J.H. Rainbow im Essay über die baptistische Lehre der frühen Anabaptisten fest:

„Im Dialog mit reformierten Pädobaptisten haben Baptisten oft das seltsame Gefühl, „so nah und doch so weit weg“ zu sein.“

(Thomas R. Schreiner und Shawn D. Wright, Believer’s baptism: sign of the new covenant in Christ (Nashville, TN: B&H Publishing Group, 2006), S. 204., eigene Übersetzung)

Schreiner schreibt im Einführungskapitel zur Dringlichkeit des Themas, sowohl nach außen, wie auch nach innen. Ob man nun Säuglinge tauft oder nicht, ist keine zweitrangige Frage für einen Baptisten:

Wir glauben nicht, dass die Säuglingstaufe nur ein kleiner Fehler ist, auch wenn wir uns über die evangelikalen Bekenntnisse vieler freuen, mit denen wir nicht übereinstimmen. Paul Jewett bringt die Bedeutung der Gläubigentaufe auf den Punkt, wenn er sagt: „Die Taufe von Säuglingen unabhängig vom Glauben bedroht die evangelikalen Grundlagen des Evangelikalismus“.

(ibid. S. 2)

Gleichzeitig ist man nicht „aus dem Schneider“, nur weil man Erwachsene tauft. Nur weil Michael Servetus eine strenge und konservative Haltung bzgl. der Taufe von gläubigen Erwachsenen vertrat, schützte ihn das nicht davor, die Lehren von der Dreieinigkeit und der Jungfrauengeburt Jesu zu verwerfen (ibid, im Vorwort). Absicht des Buches ist es, eine belastbare und gründliche biblische Lehre von der Taufe aufzurichten.

Das versucht das Buch auf vier Wegen. Die ersten drei Kapitel betrachten die Entwicklung der Taufe in den Evangelien, in der Apostelgeschichte und den Briefen. Drei Kapitel betrachten die Taufe in der direkten Auseinandersetzung mit bekannten presbyterianischen Positionen. Und jeweils Zwei Kapitel betrachten die Taufe im historisch-theoloigschen Kontext und in praktischen Fragen.

Dadurch, das wirklich jede Erwähnung und Allusion der Taufe untersucht wird, entsteht ein ganzheitliches Bild: So wurden die vorhandenen Parallele zwischen der christlichen und der johannitischen Taufe deutlicher. Oder aber auch die eindeutige sprachliche Nähe von „baptizo“ zum „untertauchen“ (und nicht zum besprengen). So steht in Markus 7,4 („und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, bevor sie sich gewaschen haben…) für „gewaschen haben“ βαπτίσωνται (baptizontai).

Leider vertreten gerade Baptisten oft eine sehr redundante und oberflächliche Darstellung der Taufe und reduzieren sie gerne zu „einem zweiten Gehorsamsschritt“. Die Betrachtung von Stellen wie Mk 1,4;Joh. 3,5; Apg. 2,38; 1. Kor. 6,11; Eph. 4,5; Kol. 2,11-12, 1Pet. 3,21 und weiteren mehr, die in diesem Buch sehr ausführlich begangen wird, ist sehr hilfreich um eine tiefe, gesunde und zufriedenstellende Theologie von der Taufe zu entwickeln. Deswegen bleibt das Buch vor allem für kirchliche Mitarbeiter und Pastoren empfehlenswert.

Eine große Bereicherung waren Kapitel 5 und 6, die die Positionen zur Kindertaufe während der Zeit der Kirchenväter und der Reformationszeit beleuchten. Meines Erachtens gelingt es Kapitel 5 präzise genug aufzuzeigen, dass die Taufe von Säuglingen in der Kirche erst seit der Zeit von Augustinus zur Praxis wurde. Die häufig vorgebrachte These, dass Haustaufen auch die Haushaltsmitglieder einschloss, wird gründlich widerlegt. Wird der ganze Haushalt getauft, wieso kennt dann 1. Kor. 7,12) ungetaufte Frauen und Phlm. 9-10 einen ungetauften Sklaven? Es wäre seltsam „ausschließlich Säuglinge“ aus dem Haushalt zum Inhalt von „mit seinem ganzen Hause“ mitzuzählen. Sprechen Kirchenväter (so wie Tertulian) von Kindertaufe meinen sie mündige Kinder nicht Säuglinge. (Niemand geringeres als der evangelische Theologe Kurt Aland hat in dieser Frage die gleiche Position, die er in „Die Säuglingstaufe im Neuen Testament und in der alten Kirche“ darstellt)

Die Autoren zeigen das Ringen der Presbyterianer mit diesen Stellen und die Versuche hierfür kreative Lösungen zu entwickeln. Z.B. die Lösung von Meredith Kline, der in der Taufe nicht ein Zeichen des Bundessegens, sondern des Bundesfluches sieht. Die Frage der Kindertaufe hängt für Presbyterianer mit der Frage nach der Beziehung von Altem und Neuen Bund zusammen. Darstellungen klingen hier häufig so, als wäre der neue Bund nur eine Weiterentwicklung des alten Bundes. So sind Formulierungen möglich, wie: „The new covenant is but a new—though more glorious—administration of the same covenant of grace.” („Der neue Bund ist eigentlich nur eine, wenn auch herrlichere neue Administration des gleichen Bundes der Gande ibid. S. 103). Formulierungen dieser Art finden sich immer wieder in der reformierten Literatur, wobei die Unterschiede im Kapitel 4 des Buches auch genannt werden. Für mich wurde deutlich, dass auch im presbyterianischen Lager die Positionen nicht so „monolitisch“ sind, wie oft vermittelt. So verstanden z.B. Berkhof und Warfield den Beginn des Neuen Bundes im Bund mit Abraham (nicht, wie im Westminster Bekenntnis ab Gen 3.15, vgl. diese Aussage von Warfield: „The argument in a nutshell is simply this: God established His church in the days of Abraham and put children into it. They must remain there until He puts them out. He has nowhere put them out. They are still then members of His Church and as such entitled to its ordinances“)

Dabei ist der Unterschied zur Baptistischen Position nicht nur in der Frage der „Neuheit“ des Neuen Bundes zu suchen, sondern auch in dem Umfang der Bundesgenossen (Sind wie im Alten Bund auch nicht Erwählte Mitglieder des Bundes? ) und natürlich auch der Bundeszeichen:

„Niemand bestreitet, dass das Herzstück des Neuen Testaments der neue Bund zwischen Gott und den Menschen ist, aber es ist zweifelhaft, dass man ihn als „das Muster der Erneuerung von Bündnissen durch die Ausstellung neuer Vertragsdokumente“ (Anm. d.Ü.: die Position von Meredith Kline) bezeichnen kann. Der neue Bund von Jeremia 31 ist genau das – ein neuer Bund; es handelt sich nicht um die Ausstellung neuer Vertragsdokumente mit ein paar Änderungen“ (ibid. S. 260, eigene Übersetzung)

Kapitel 9 untersucht die Taufe in der „Stone-Campbell“ Bewegung. Für mich war das ein ganz neues Thema, ich habe davor noch nie etwas von dieser Bewegung gehört und es war interessant zu sehen, wie sich eine christliche Gruppe gerade an der Tauffrage radikalisierte. Das Buch hört mit einem Essay von Mark Dever über die praktischen Fragen der Taufe auf.

Jeder der eine fundierte baptistische Position zur Glaubenstaufe sucht, sollte mit diesem Buch anfangen. Ansonsten kann man viele Säuglingstäufer-Positionen gerade aus der Reformationszeit finden. Diese sind gelegentlich völlig unzufriedenstellend und mangelhaft(wie z.B. Luthers Wider die Anabaptisten) oder faszinierend gut ausgearbeitet, bis auf die Irritation, die man hat, wenn die Autoren die Frage beantworten, „ob man den Säuglinge taufen sollte“. Ich denke so geht es jedem Baptisten, der z.B. den Heidelberger Katechismus liest. Da finden sich wundervolle Ausführungen zur Taufe, bis der Autor versucht gerade diese Frage zu beantworten.. Mit Calvins Ausführungen in der Institutio geht es einem ähnlich wie Karl Barth: „Nach Calvins eigener und an sich ausgezeichneter Tauflehre besteht die Taufe nicht nur darin, dass wir das Symbol der Gnade empfangen, sondern sie ist zugleich, in unserem consentire cum omnibus christianis, in unserem öffentlichen affirmare unseres Glaubens, in unserem iurare in Gottes Namen, auch der Ausdruck einer menschlichen velle. Das muss sie zweifellos sein, aufgrund des kognitiven Charakters der sakramentalen Kraft. Aber in diesem Fall kann die Taufe keine Art von Kindertaufe sein. Wie seltsam, dass Calvin dies in seinem nächsten Kapitel zu vergessen scheint, in dem er seine Verteidigung der Kindertaufe darlegt und dort eine Taufe empfiehlt, die ohne Entscheidung und Bekenntnis ist“

Kommentare 1

Ein Aufruf zum fleißigen Bibellesen

„Das große Problem mit dem Bibelstudium heute ist,mit der Einstellung, dass wir es für einfacher halten, als andere Dinge, die wir tun. Wir studieren Rezepte für gute Mahlzeiten, Anleitungsbücher für alle möglichen Dinge – Schreinerarbeiten, Klempnerarbeiten, Autoreparatur und so weiter – und lesen eifrig für unsere Hobbys. Warum denken wir, dass die Bibel das einzige Fach ist, das wir nicht studieren müssen?! Ich möchte euch herausfordern: Macht die Bibel zu eurem Hobby. Auf der einen Seite gefällt mir diese Analogie nicht; die Bibel muss so viel mehr sein als ein Hobby! Aber was wäre, wenn wir für das Bibelstudium genauso viel Zeit und Geld aufwenden würden wie für unsere Hobbys? Was wäre, wenn wir den gleichen Betrag, den wir für Golfschläger und -kurse oder für Skiausrüstung und Skireisen ausgeben, in das Bibelstudium stecken würden? Ja, Enzyklopädien, Kommentare und andere Nachschlagewerke sind teuer. Aber das gilt für alles, was wir tun. Es geht um die Frage der Prioritäten: Das was uns wichtig ist, darf uns Zeit und Geld kosten. Ich möchte euch ermutigen, sich die Hilfsmittel anzuschaffen und zu benutzen, die es uns ermöglichen, eine Brücke zurück in die biblische Zeit und zu den Absichten der (biblischen) Autoren zu schlagen“

aus „Grant R. Osborne, The hermeneutical spiral: a comprehensive introduction to biblical interpretation, Rev. and expanded, 2nd ed. (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 2006), S. 25.“ Eigene Hervorhebung und eigene Übersetzung