Alle Artikel von “Sergej Pauli

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Erfahrungsbericht: Logos auf einem E-Reader nutzen

Weihnachten 2021 habe ich mir selbst ein Geschenk gemacht und einen Wunsch erfüllt, den ich seit meiner ersten Logos-Nutzung hatte, erfüllt. Genauer suchte ich eine Lösung, um die Logos Bibliothek auch auf einem E-Ink-Display nutzen zu können. Vor vielen Jahren bot Logos die Möglichkeit an, die Bücher der Bibliothek (oder zumindest Kapitel) in „send to kindle“ zu exportieren. Es ist aber verständlich dass diese Option aufgrund von Lizensierungsfragen irgendwann eingestellt wurde.

2021 machte ich mich also auf die Suche nach einem Android-fähigen Reader, der es gestattet auch Apps aus dem Play-Store zu laden und habe das damals im Onyx Boox Note Air 10.3 gefunden. Das Gerät war damals bereits ein Auslaufmodel, da Model zwei rausgekommen ist und konnte relativ günstig für etwa 350 EUR auf Ebay erworben werden.

Ich habe das Investment nicht bereut, da nach einer kleinen Aktivierung der Play-Store auf dem Reader aktiviert werden konnte und die Logos-App heruntergeladen, installiert und genutzt werden konnte. Gerade längere Werke oder theologische Artikel lese ich nun auf dem Boox Note Air. Textmarkierungen werden genauso synchronisiert wie die Bibliothek. Die Nutzung ist also ganz gewohnt, wobei natürlich die lange Lade- und Reaktionszeit von E-Ink-Displays nicht alle Flexibilität von Logos sinnvoll nutzbar macht. Aber dafür habe ich mein iPad oder den PC. Dieser Reader ist ein weiterer Weg und häufiges Mittel der Abendlektüre. Entgegen ersten Befürchtungen, dass es sich um mangelhafte China-Ware handeln könnte, bekommt der Reader auch heute noch regelmäßig System-Updates und bietet eine Möglichkeit Bücher und Dokumente via Boox Drop kabellos (mit Kabel ist es natürlich genauso möglich) zu übertragen.

Heute habe ich den Onyx-Store besucht und gesehen, dass der Reader sogar in 3er Generation auf dem Markt ist, und nun auch Modelle in handlicher 6 Zoll-Größe angeboten werden. Außerdem experimentiert der Hersteller auch mit Monitoren und E-Ink-Displays in Farbe. Obwohl der Preis schon recht hoch ist und man für den gleichen Preis auch ein recht praktikables Notebook erwerben könnte, überwiegt für mich der Vorteil der augenschonenden Logos-Nutzung. In den letzten 2,5 Jahren hat sich zudem die Zahl der E-Ink-Display-Logos-Nutzer deutlich vergrößert, wie die Reaktion auf diese Forum-Anfrage zeigt.

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Neues und Altes aus der Hör-Schatzkammer

Einige Hör-(Neu)Entdeckungen, die ich mit euch teilen möchte:

Dr. Brockers Weltraumabenteuer

in 29 (30?) Folgen werden von teils legendären Sprechern (Fred Graeve als Dr. Brocker und Thomas Streibig als sein größter Konkurrent Fletcher machen ihre Rollen einfach genial) Fragen von Wissenschaft und Glaube sehr interessant verknüpft. Für Kinder (und Kindgebliebene) ab 10. Eine Hörspielreihe, die wie die Wildwest-Abenteuer (vor allem) von Hanno Herzler realisiert wurden.

Der Fürst und der Fährmann

Leider blieb es – so weit mir bekannt ist- nur bei dieser Folge einer sehr spannenden Idee, in der sich eine unerwartete Freundschaft zwischen einem Fürsten und einem armen Fährmann entwickelt. Vom Produktiven Duo zur Nieden/Herzler realisiert.

„Alles was Christus ist…“ – Acht Christuspredigten von C.H. Spurgeon

Eine wirklich gelungene Predigt-Auswahl von Spurgeon wurde vertont. Während sich Spurgeon in der einen Predigt auf die Erniedrigung Christi konzentriert, bespricht er in einer anderen seine Herrlichkeit. Niemals werden sie langweilig, da trotz seiner häufig blumigen Art, ihm durchgehend konkrete Anbindungen und Anwendungen an die Vereinigung und Verbindung Christi mit der Gemeinde gelingen. Achtung: machen süchtig -seid gewarnt! Wer dann abhängig wird, findet auf „Audio-Deutsch“ nur noch „Meine Bekehrung“, Eine gute Menge auf dem Kanal Glaubensgerechtigkeit oder auf meinem Channel (gelesen von Esther Funk).

Robin Hood

Diese Lesung von Robin Hood ist sehr gelungen, ich denke Kinder ab 6 Jahren dürften schon mitkommen, aber auch die größeren werden an manch einer komischen Szene ihre Freude haben.

Wilhelm Tell

Ich überlege schon länger, wie man Kinder an Literatur heranführen kann, und finde das alles andere als leicht. So richtig einen Plan habe ich immer noch nicht, aber ich habe Wilhelm Tell in der Reihe „Weltliteratur für Kinder“ ausprobiert und Otto Sanders Stimme ist in dieser Geschichte natürlich schon ein Genuss.

Die Leute von Seldwyla von Gottfried Keller

Dieser Novellenzyklus von 10 Geschichten enstand während der Arbeit Kellers am riesigen Roman „der Grüne Heinrich“. Alle Ideen, die nicht so ganz in die große Geschichte passten wurden in diesen Zyklus ausgelagert. Sie spielen alle in Seldwyl und Umgebung einem fiktiven schweizerischen Ort und sind eine bunte Mischung von Geschichten: Eine Entwicklungsgeschichte (Panktraz der Schmoller) ist genauso dabei wie eine Tragödie (Romeo und Julia auf dem Lande) oder ein Märchen (Spiegel das Kätzchen) oder eine Komödie (Kleider machen Leute). Es überwiegen aber Lebensbilder mit stark satirisch-groteskem Einschlag. Mein Favoriten sind „Dietegen“ und „Die drei gerechten Kammmacher“. Jede der zehn Geschichten ist ein Meisterwerk, wobei ich nach diesen zunächst einmal genug von Keller hatte.

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Darf man etwas von Spurgeon lesen?

Eine regelmäßig gemachte Beobachtung möchte ich berichten. Man teilt mit jemanden ein Zitat von z.B. Spurgeon, aber es darf auch Luther sein oder Calvin, oder ein Puritaner, oder C.S. Lewis oder eigentlich sonst jemand, bisher konnte ich es mit eigentlich jedem Autor erleben, möchte es aber für den Artikel – for the sake of the argument – auf sogenannte „calvinistische“ Autoren beschränken. Die Gänsefüßchen, weil auf Rückfragen die verschiedensten Definitionen von „calvinistisch“ gegeben werden, wobei ich mich bei etwa 50%-70% der Definitionen frage, ob die Autoren diese akzeptieren würden.

Der Gesprächsverlauf ist in etwa dieser:

S (für Sergej): „Diese oder Jene Predigt von Spurgeon hat mich getroffen und hat mich wirklich erbaut. Außerdem konnte ich auf eine Frage, auf die ich schon seit Monaten Antwort gesucht habe, eine zufriedenstellende Antwort finden.“

V(für Varianten möglicher Reaktionen):

  1. „Das ist interessant, aber sollte man bei Spurgeon nicht aufpassen, schließlich war er ja calvinistisch geprägt“
  2. „Ich habe mal gehört, Spurgeon hat mal geraucht“
  3. Weitere entweder emotionelle oder intellektuell formulierte Varianten von 1 oder 2 oder 1 und 2.

Zum einen gestehe ich ein, dass ich natürlich Kontroversen anziehe und gerne argumentiere und sozusagen solchen Widerspruch wie ein Magnet anziehe. Den in der Tat auf Einwände 1 bis 3 versuche ich meinst mit Argumenten entgegenzutreten („Das Rauchen empfahl ihm sein Arzt, als er ihn wegen seiner Furcht, abhängig vom Kafffee zu werden, ansprach“).

Aber mir geht langsam auf, dass womöglich sämtliches Argumentieren unnötig oder mindestens „kindisch“ war, das wird deutlich wenn man die Argumentation einfach umdreht:

-> Habe ich Spurgeon etwa deswegen gelesen weil er eine ganz bestimmtes Verständnis von der Vorherbestimmung hat? Ist das der Grund, warum ich mir Predigten über „Christus im Alten Testament“ von ihm reinlese, warum ich E. Funk frage, ob sie Predigten von Spurgeon aufnimmt, warum ich seine Tröstenden Worte in „Ich bin der Herr, dein Arzt lese“, warum ich seine humorvollen Spitzfindigkeiten in „Guter Rat für allerlei Leute“, warum ich über seinen Tiefsinn in seiner Autobiographie staune? Ist das der Grund dafür? Oder lese ich das alles deswegen, weil Spurgeon geraucht hat? Wahrscheinlich müsste ich dann die Reformatoren deswegen lesen, weil sie die Baptisten verdammt haben und die Puritaner, weil sie so übertrieben streng waren.

Selbst wenn die Einwände wirklich stimmen und völlig zutreffend wären und z.B. Spurgeons Model der Prädestination völlig fatal, so wäre das doch nicht der Grund für mich ihn zu lesen!

Ich glaube also schon, dass es wichtig ist, sich die Frage zu stellen, warum man einen Autor liest oder nicht und ich mache vor allem ein zentrales Maß aus: Die Frage nämlich, ob der Autor wirklich den Herrn sucht, für den Herrn eifert, Gott liebt, Christus zu erfassen sucht. Das Suche ich: Eine Leidenschaft für Gott, etwas, das in meiner Seele den Hunger nach Gott weckt, oder mich aufweckt, wenn ich diesen Hunger in irgendwelchen Götzen zu stillen suche. Das ist für mich das allesentscheidende Maß an dem ich christliche Literatur messe. Die entscheidende Frage, ob man zu einem Buch greift, sollte diese sein: Bringt mich das Buch näher zu Gott? Nicht das ich mich selbst immer daran halten würde und nicht schon von manch einem eher „leeren“ Roman habe fesseln lassen. Aber gerade in der christlichen Literatur suche ich doch nicht feine Rhetorik (selbst von einem Nichtraucher) oder clevere Polemik (selbst von einem Arminianer), nein ich suche den Hunger nach Gott. Etwas, das die Psalmen so oft ausdrücken: Ein Lechzen nach Gott, wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt! Finde ich das, ist mir schlicht zweit- (eher dritt)-rangig, welches Taufverständnis und welches Endzeitmodel der Autor vertrat und welcher Denomination er angehört hat. Genau diesen Hunger finde ich bei Spurgeon, aber ich finde ihn relativ selten bei seinen Kritikern…

Das lässt uns mit der Frage zurück: Warum lässt sich bei uns so wenig Hunger nach Gott finden, wenn wir zu christlichen Büchern greifen?

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Die krasse Verswahl eines frommen Fürsten

Über Friedrich III. den Frommen, Kurfürst der Pfalz und – man muss es fast so sagen – Mitautor (Hier wird auf einiges seines Einflusses auf den Katechismus eingegangen) des Heidelberger Katechismus weiß ich nicht allzu viel. Aber die Begebenheiten lassen mir diesen Mann legendär erscheinen.

Diese Version des Katechismus besitzt im Anhang eine historische Einführung und schildert einen herausfordernden Moment in einem Reichstag, der vor allem wegen der „unlutherischen“ Formulierung des Katechismus zum Abendmahl durchgeführt wird. (Ich habe alle meine Exemplare verschenkt und muss aus der Erinnerung berichten). Man droht dem Fürsten mit dem Ausschluss aus dem Religionsfrieden mit den Katholischen Fürstentümern. Die Pfalz wäre damit „Freiwild“. Doch der Fürst ergreift sein Schwert und sagt, dass er seine Meinung nicht ändern wird, er weder lutherisch noch calvinistisch sein will, sondern Christ und wen das stört, der solle ihn doch gleich hier auf der Stelle töten. Nun reagieren die anderen Fürsten (von denen es einige Sympathisanten gabt) bestürzt und versichern ihm: Wer rede schon von Töten, alle wissen doch, dass er Frömmer sei als sie alle. – Bei allen politischen Entwicklungen, Machtbestrebungen und Wirrungen der Zeit eine schöne Geschichte, die die Ernsthaftigkeit des Glaubens eines Fürsten zeigt.

Ich habe nie verstanden warum am Heidelberger Katechismus gerade das kritisiert wird, was mir am besten gefällt, nämlich die Angaben der Bibelstellen. 700 sind es insgesamt, davon 75% aus dem Neuen Testament. Genau diese Bibelstellenangaben sind auf ausdrücklichen Wunsch des Fürsten in den Katechismus aufgenommen worden. Diese Webseite führt eine ausführliche Übersicht über die Bibelstellen im Werk.

Ich verstehe ehrlich gesagt die gelegentlich aufgeführte Kritik von einigen Theologen an diesem Vorgehen nicht. Damit betreibe man „billiges Proof-Texting“, rümpft man die Nase. Ich dachte lange darüber nach, ob da etwas dran ist, bin aber mittlerweile der Meinung, dass es wirklich nur „Nase-Rümpfen“ ist. Da ist nichts weiter dran!

Denn ist es doch klar, das wir nichts über Gott und sein Werk lehren können, ohne diese Lehre mit seinem Wort zu begründen. Die ganze Struktur eines Katechismus lebt schließlich davon: Man stellt eine Frage: „Was ist Gott?“, Gibt die kurze Antwort: „Gott ist Geist“ und nun bleibt ja die Frage: Warum sagst du das, warum stimmt diese Antwort? Warum ist genau diese Antwort wichtig? Und man sollte diese dann nennen können: Joh. 4,24; 1 Kor. 2,11-12.

Dieses Vorgehen für wichtige Fragen entscheidende „Stützstellen“ zu haben, wird mir persönlich immer wichtiger. Gerade in der religiösen Erziehung von Kindern erlebe ich hier großen Segen, wenn man versucht auf gestellte Fragen in die Schrift zu gehen und gute und biblisch fundierte Antworten zu finden und diese so auch in der Schrift nachzulesen. Dass gibt eine große Gewissheit und Sicherheit, dass die Antwort auch wirklich begründet ist.

Das kann man dann auch für viele andere Fragen anwenden, als die 129 des Katechismus. Mir gefällt gerade diese Strategie: „Frage – Antwort – Stützstelle“.

Ich möchte hier noch aus einer persönlichen Erfahrung berichten, warum ich etwas von der Anwendung von Stützstellen in religiösen Gesprächen abgekommen bin und warum ich sie neu entdeckt habe. Man stelle die Frage: „Werden alle Kinder Gottes bis zum Schluss ausharren?“ oder „Was meint der Begriff der Auserwählung?“ – Dann sind zentrale Stützstellen meist sehr schnell lokalisiert (für die erste Frage: Joh 10,27-29; Röm 8,31-37, für die zweite Frage: Röm 9,6-18; Eph 1,3-13) . Ich weiß nicht wie viele unzählige Male ich mit vielen meiner Brüder und Schwestern über diese Fragen debattiert habe, aber fast immer (wenn eine gewisse vorgeprägte Meinung schon festlag) waren diese Texte „verbrannt“. Was ich damit meine ist dieses: Man war nicht bereit in diese Texte genauer reinzuschauen, da man überzeugt war, hierrüber schon alles zu wissen und diese erklären zu können. Das habe ich sehr häufig erlebt und mir irgendwann für bestimmte Fragen angewöhnt „unverbrannte“ Texte zu suchen. Also Stellen zu finden, wo Menschen bereit sind, auf diese zu schauen, diese Wirken zu lassen. Ging ich der Frage nach dem Ausharren nach, wurde dann Röm. 5,6-10 eine wichtige Stelle für mich, für die Frage nach der Auserwählung z.B. 1 Pet 1,1-2 oder Joh 12,37-43).

Ich bin immer noch der Meinung, dass diese Strategie manchmal berechtigt sein kann, ich habe sie aber zu oft verwendet. So habe ich oft zentrale Stellen ignoriert, und unvoreingenommene Leser NICHT auf die zentralen Stellen geführt. Andererseits hat jede Stelle auch ihre spezielle Nuance, ihren besonderen Aspekt, ihre aktuelle Lehre. Hier habe ich dann einerseits von Neuentdeckungen profitiert, nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ zu analysieren. Andererseits waren es aber nicht immer die beste Stelle für die vorhandene Frage. Im obigen Beispiel z.B. beantwortet Joh 12,37-43 weniger die Frage der Auserwählung als Gottes Souveränität und Verantwortung des Menschen im Umgang mit der Annahme oder Verwerfung Jesu.

Es macht vor allem Spaß mit Kindern über Gottes Wort zu sprechen, weil hier die größte Bereitschaft vorhanden ist, den Text so wie er ist zu betrachten. Hier ist es immer ein Gewinn vor allem die entscheidenden und besten Stützstellen zu betrachten.

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Bibenta – Das Stickeralbum vom BLB

Heute habe ich in einer Kirchengemeinde das Stickeralbum Bibenta vom Bibellesebund entdeckt.

Einige Werke des Bibellesebundes habe ich bereits vor einiger Zeit auf diesem Blog vorgestellt und es ist dem Verlag erneut ein gelungenes Konzept gelungen, um Kinder zur Beschäftigung mit dem Wort Gottes zu ermutigen.

Dabei handelt es sich um ein Sticker-Album, das viele Fussballiebhaber bestimmt so auch von den bekannten Panini-Sammelalben kennen. Das Album selbst kommt bereits mit 4 Päckchen Sammelkarten,wobei jedes Päckchen jeweils 4 Sticker enthält.

Es ist möglich einen „Stickerdispenser“ zu erwerben, dadurch eignen sich die Sets auch als „Mini-Geschenke“ z.B. für die Kinderarbeit. Die Sticker selbst sind sehr dekorativ gestaltet (manche gibt es auch mit Hologramm-Effekt) und haben die Informationen zu den vorgestellten Personen. Wobei nicht nur Personen der Bibel vorgestellt werden, sondern auch wichtige Gegenstände, Tiere, Pflanzen und Schlüssel-Verse der Bibel. Das Album selbst ist eher wie eine Kinderbibel aufgebaut und erzählt von Schöpfung, den Personen des Alten und Neuen Testaments, von Christus und der Entstehung der Christlichen Gemeinde.

Auch wenn die Illustrationen gelegentlich etwas poppig wirken ist das Stickeralbum ingesamt eine gelungene und kreative Idee der Auseinandersetzung mit Gottes Wort.

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„Ein Unterricht, wie sich die Christen in Mose schicken sollen“

1525, ganz unter dem Eindruck der Bauernkriege und schwärmerischer Bewegungen, hielt Luther eine Predigt allgemeiner Art über den Umgang der Christen mit den Gesetzestexten und letztlich auch mit dem Umgang des Alten Testaments im Ganzen.

Letztlich ist seine Strategie, dass Mose die Christen nichts angehe, und dass „Heidenchristen“ das natürliche Gesetz völlig ausreicht, nicht wirklich überzeugend, aber einen Gedanken fand ich bei Luther doch sehr hilfreich. Luther hält seine Leser an, sich immer wieder zu fragen, zu wem dieser Text gesagt sei. Luther in seiner unnachahmlichen Art (Link zum Dokument):

„Aber unsere Rottengeister fahren zu; bei allem was sie in Mose lesen, sprechen sie: da redet Gott, das kann niemand leugnen, darum muss man’s halten. Da fällt denn der Pöbel ein: Hui, hat es Gott geredet, wer will da widerreden? Da werden sie denn herbeigetrieben wie die Schweine über den Trog. Unsere lieben Propheten haben es dem Volk so vorgeplappert: Liebes Volk, Gott hat sein Volk geheißen, dass sie die Amalekiter totschlagen sollten, und andere Sprüche mehr. Daraus ist Jammer und Not gekommen; da sind die Bauern aufgestanden, haben keinen Unterschied gewusst, sind derart von den tollen Rottengeistern in diesen Irrtum geführt worden. Wenn da gelehrte Prediger gewesen wären, die hätten den falschen Propheten entgegentreten und ihnen lehren und so zu ihnen sprechen können: Liebe Rottengeister, es ist wahr, Gott hat es Mose geboten und hat so zum Volk geredet. Aber wir sind nicht das Volk, zu dem es der Herr redet. Mein Lieber, Gott hat auch mit Adam geredet – ich bin darum nicht Adam. Er hat Abraham geboten er solle seinen Sohn erwürgen – ich bin darum nicht Abraham, so dass ich meinen Sohn erwürgen würde. So hat er auch mit David geredet. Es ist alles Gottes Wort, wahr istʼs. Aber Gottes Wort hin, Gottes Wort her, ich muss wissen und auch haben, zu wem das Wort geredet wird. Es ist noch lange nicht an dem, dass du das Volk seist, mit dem Gott geredet hat. (…)

Man muss mit der Schrift sorgfältig umgehen und verfahren. Das Wort ist nun seit Anbeginnauf mancherlei Weise ergangen. Man muss nicht allein darauf sehen, ob es Gottes Wort sei, ob Gott es geredet habe, sondern viel mehr, zu wem es geredet sei, ob es dich betreffe oder einen anderen. Da gibtʼs denn einen Unterschied wie Sommer und Winter. Gott hat zu David viel geredet, hat ihn dies und jenes tun geheißen. Aber es geht mich nicht an, es ist nicht auch zu mir geredet. Er kann es gewiss zu mir reden, wenn er es so haben will. Du musst auf das Wort sehen, das dich betrifft, das zu dir geredet wird, und nicht auf das, das einen anderen betrifft.

Es gibt zweierlei Wort in der Schrift: Das eine geht mich nicht an, betrifft mich auch nicht, das andere betrifft mich. Und auf dasjenige, das mich angeht, kann ichʼs kühnlich wagen und mich darauf als auf einen starken Felsen verlassen. Betrifft es mich nicht, so soll ich still halten. Die falschen Propheten fahren zu und sprechen: Liebes Volk, das ist das Wort Gottes. Es ist wahr, wir könnenʼs ja nicht leugnen. Wir sind aber nicht das Volk, zu dem er redet. Gott hat uns auch weder dies noch jenes geheißen, das er ihnen zu tun befohlen hat. (…) Darum sprich(…) so: Lass Mose und sein Volk beieinander; es ist mit
ihnen aus, er geht mich nicht an. Ich höre das Wort, das mich betrifft. Wir haben das Evangelium. Christus spricht: „Geht hin und predigt das Evangelium“, nicht allein den Juden, wie Mose, sondern „allen Heiden“, ja „allen Kreaturen“. Mir ist gesagt: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig“ (Mark. 16,15 f.), und: „Geh hin und tu deinem Nächsten wie dir geschehen ist.“ (Luk. 10,36 f.) Diese Worte betreffen auch mich, denn ich bin eine von allen Kreaturen. Wenn Christus nicht hinzugesetzt hätte „Predigt allen Kreaturen“, so wollte ich mich nicht darum kümmern, wollte nicht getauft werden und mich so dazu verhalten, wie ich mich jetzt zu Mose verhalte. Um den kümmere ich mich rein gar nicht. Er geht mich auch nicht an, denn er ist nicht mir, sondern allein den Juden gegeben. Wenn indessen Christus spricht, man solle das Evangelium: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden“ nicht einem Volk allein, nicht an diesem oder jenem Ort der Welt, sondern allen Kreaturen der Welt predigen, so ist niemand ausgenommen, sondern es sind alle Kreaturen darin inbegriffen. Niemand braucht daran zu zweifeln, es solle auch ihm das Evangelium gepredigt werden. So glaube ich denn dem Wort, es gehe mich an, ich gehöre auch unter das Evangelium und in das Neue Testament. Darum wage ich’s auf das Wort, und sollte es mich hunderttausendmal den Hals kosten.“

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Was für ein Segen ist das? Johannes Calvin und die Reichgotteserwartung im Alten Testament

In Calvins Institutio findet sich in Buch 2 ein über drei Kapitel (9-11) gehender Themenblock, der die Beziehung, Ähnlichkeit und Unterschiede vom Alten und Neuen Testament bespricht. Schwerpunkt vom 10 Kapitel („Von der Ähnlichkeit des Alten und Neuen Testaments“) ist dabei die Frage, ob die Menschen im Alten Testament eine irdische oder eine himmlische Herrlichkeit erwarteten. Wollte Mose sein Volk in das irdische Kanaan führen oder in das himmlische. Und wenn in das himmlische, wie viel wussten die Väter tatsächlich davon, oder wusste vielleicht nur Gott von der ewigen Seligkeit und hat sie den Patriarchen und Gläubigen des Alten Testaments verborgen. Dieses Ziel des Glaubens, das Reich Gottes zu ererben, davon geht Calvin entschieden aus, ist im Neuen Bund das gleiche wie im Alten Bund. Die Väter ererbten nicht eine andere Zukunft als wir, ihre Kinder im Neuen Bund. Eine zentrale Stützstelle ist für Calvin dabei Heb. 11,13-16 (siehe II,10,13), ein Text der davon spricht, dass die Patriarchen eben gar keine erfüllenden irdischen Segnungen bekamen und die zukünftige Heimat erwarteten. Zentral ist aber auch die Phrase „Ich bin euer Gott“. Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Gottes Gegenwart unter seinem Volk war schon seine größte Zusage seiner über den leiblichen Tod anhaltenden Gemeinschaft mit diesem. Calvin schreibt dazu (II,10,8): „Und wäre ihnen (Anm.: Dem Volk Israel in der Wüste) nichts weiter gesagt worden, so hätten sie doch eine vollgültige Verheißung des geistlichen Lebens an dem einen Wort gehabt: „Ich bin euer Gott“ (Ex. 6,7). Denn er hat sich nicht allein für unseren Leib zum Gott gegeben, sondern in besonderer Weise für die Seele; diese müsste aber von ihm ferne im Tode verbleiben, wenn er sie nicht in Gerechtigkeit mit sich verbände! Ist aber diese Verbindung da, so bringt sie ewiges Heil mit sich!“

Dieses Kapitel ist für jeden lesenswert, der sich die Frage stellt, wie viel von der ewigen Seligkeit den „Vätern“ bekannt war. Die Menge an Zitaten, die Calvin aus den Liedern Davids und aus prophetischen Texten anbringt, ist erschlagend. Ich sehe in diesem Kapitel aber auch ein wichtiges Korrektiv für die Bewertung der irdischen Segnungen im Leben der Patriarchen. Wie oft verkündigen auch Prediger „des neuen Bundes“, wie großartig z.B. Jakob gesegnet war, und konzentrieren sich dabei ausschließlich auf sein irdisches Leben. Doch was für ein Segen ist das? Ein Leben voll Elend, Ängsten, Todeserfahrungen, Betrug? Calvin bittet uns darum, den Segen Jakobs genauer anzuschauen. Was für ein Segen ist das? Calvin führt zum Schluss von II,10,12 an, dass Jakob entweder undankbar war, als er von der „bösen Zeit seines Lebens“ zeugt, oder gerade den Kern der Sache trifft. Doch lest selbst im nächsten großen Abschnitt aus II,10,12, das uns auch einen Einblick in die illustrierende Kunst Calvins zeigt und wie nah er uns die Erlebnisse Jakobs bringt:

„Und nun ist Jakob gar das Urbild furchtbarsten Elendes. Unruhig ist seine Jugend daheim — unter dem Drohen des erstgeborenen Bruders, das ihn schließlich zur Flucht zwingt. So war er denn ein Flüchtling, und es ist schon allein bitter ge­nug, fern von Eltern und Vaterland leben zu müssen; aber bei seinem Onkel, dem Laban, wird er keineswegs freundlicher und menschlicher aufgenommen. Daß er sie­ben Jahre so harten und rauhen Dienst tut (Gen. 29,20), wäre noch ein Geringes, wenn er nicht mit böser List noch um die Frau betrogen würde! So muß er denn um des zweiten Weibes willen abermals in den Dienst hinein, und da dörrt ihn nach seiner eigenen Klage am Tage die Sonne mit ihrer Glut, und des Nachts quält ihn schlaflos die Kälte! (Gen. 31,40). Zwanzig Jahre trägt er dies harte Leben, und alle Tage erlaubt sich sein Schwiegervater neue Ungerechtigkeiten gegen ihn. Auch zu Hause hat er keine Ruhe: seine Weiber zerreißen und zerstören ihm mit Haß und Streit und Eifersucht das ganze Hauswesen. Dann trifft ihn der Befehl, in die Heimat zurückzuziehen. Aber sein Abschied sieht eher schnöder Flucht ähnlich; und sein Schwiegervater treibt das Unrecht gegen ihn so weit, daß er ihn noch mitten auf dem Wege mit Vorwürfen quält! (Gen. 31,23). Aber bald droht ihm noch größere Not. Denn er zieht ja seinem Bruder entgegen — und er sieht den Tod vielfältig vor Augen, weil Esau in seiner Grausamkeit und seinem Haß ihn eben vielfältig bedroht. Furcht und Bangigkeit macht ihm das Herz schwer, solange er auf das Kommen seines Bruders wartet (Gen. 32,12). Und als er ihm gegen­übertritt, da fällt er ihm wie halbtot zu Füßen — bis er merkt, daß Esau versöh­nungsbereiter ist, als er zu hoffen gewagt! Aber dann wird ihm Rahel, sein einzig geliebtes Weib, gleich beim Betreten des Landes durch den Tod entrissen (Gen. 35,16-20). und dann erhält er bald die Botschaft, daß der Sohn, den Rahel ihm ge­geben und den er mehr liebte als die anderen alle, von einem wilden Tier zerrissen sei (Gen. 37,32). Wie furchtbar sein Schmerz über den Tod des Sohnes war, das sagt er uns selber: er weinte lange Zeit um ihn und wollte sich nicht trösten lassen, hatte auch nichts anderes mehr vor, als „mit Leid hinunterzufahren in die Grube zu seinem Sohn“. Unterdessen nimmt einer seiner Tochter die Ehre (Gen. 34,2), und seine Söhne üben grausame Rache an dem Übeltäter. Dadurch kommt nun der Vater in Verruf bei allen Landesbewohnern, und die Gewalttat der Söhne droht ihn selbst ins Unglück zu stürzen! Was für Angst und Not und Herzeleid macht ihm das alles! Dann erlebt er die unerhörte Freveltat seines erstgeborenen Sohnes Ruben — furchtbarste Schande! (Gen. 35,22). Denn es ist an sich schon schrecklich, die eigene Frau entehrt zu sehen — was soll man aber sagen, wenn der eigene Sohn solchen Frevel begeht? Aber bald darauf besudelt neue Blutschande die Familie (Gen. 38,18); es müßte gar ein Mann, den alle Not sonst nicht hätte beugen und knicken können, unter soviel Schande zusammenbrechen! Und gegen Ende seines Lebens, als er dem Hunger der Seinen Abhilfe tun will, da streckt ihn eine neue Unglücksbot­schaft zu Boden: der eine Sohn liegt in Fesseln — und um ihn wiederzubekommen, soll er seinen Liebling Benjamin fremden Händen überlassen! (Gen. 42,34). Wie soll er in so viel Kummer und Not auch nur einen Augenblick fröhlich aufgeatmet haben? Er selbst ist dafür der beste Zeuge: er versichert dem Pharao: „wenig und böse ist die Zeit meines Lebens“ (Gen. 47,9). Ist er aber nach seinem eigenen Zeugnis alle Lage seines Lebens in Jammer und Elend gewesen, so bezeugt er damit klar, daß er das Glück noch nicht empfangen hatte, das ihm der Herr verheißen. So war denn Jakob entweder ein böser, undankbarer Mensch, der Gottes Gnade nicht zu schätzen vermochte — oder er gab mit diesen Worten ein wirkliches Zeugnis für sein Elend auf Erden ab. War es aber ein wirkliches Zeugnis, so folgt daraus, daß er seine Hoffnung nicht an das Irdische geheftet hat!

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Georg Müller liest die Bibel und trifft auf die Erwählungslehre

Georg Müllers Autobiographie ist ein wirklich monumentales Werk. Leider ist auf deutsch nur ein Teil übersetzt worden, aber durchaus so viel, dass man einen Einblick in das Denken dieses Mannes bekommt, der prägend ist für das Denken der Brüdergemeinden bis heute ist. Müller gewährt Einblicke wie die entstehende Brüderbewegung auf Praktiken wie des „unbezahlten“ Predigtdienstes oder der „Führung beim Predigen“ gekommen ist. Punkte die in vielen Gemeinden bis heute relevant sind. Persönlich schwanke ich zwischen Bewunderung und Irritation, wenn ich Müllers Biographie lese. So gebe ich Müller z.B. Recht wenn er die Auswüchse einer verstaatlichen oder staatsnahen Kirche gründlich und treffend kritisiert. Wie er aber das Gegenstück realisiert hat, wirkt manchmal allzu willkürlich. Es will einem scheinen, dass Auswüchse der Brüderbewegung, an denen sie heute krankt (unendliche Streitigkeiten, Zersplitterung und eine gewisse Lehrfeindlichkeit) schon bei ihren Vätern ihre Keime hatten.

Dennoch kann uns Müller in vielen Dingen als Beispiel dienen, so in seiner Bereitschaft, sich von Gottes Wort formen zu lassen. Er war ein Treuer Knecht unseres Herrn! Er schreibt, wie er einige seiner Positionen fundamental überdenken musste, als er tiefer in Gottes Wort einstieg. Das Buch „Und der himmlische Vater ernährt sie doch“ kann man auch kostenfrei im Web lesen. Das nächste Beispiel zeigt vielleicht recht gut, wie einerseits die Kommentar-Feindlichkeit etwas anmaßendes an sich hat. Man muss fast an das Zitat von Spurgeon denken, als er einst sagte, wie seltsam es doch wäre, dass ausgerechnet die Menschen, die so viel Wert darauf legen, wie viel der Heilige Geist ihnen offenbart hat, so gering davon denken, was der Heilige Geist anderen offenbart hat. (aus „A Chat about Commentaries“, ab Zeile 9). Doch dann kommt Punkt 2 und 3 und 4 die jeden ernsthaften Christen ermutigen fleißig in der eigenen Bibel zu lesen und erneut bestätigen, dass ein ernsthaftes Bibellesen nicht ohne Frucht bleiben wird. Im späteren Verlauf berichtet er auch wie sich seine Haltung zur Missionsarbeit (von Organisation zur individuellen geistgeführten Berufung), zur Endzeit (vom Optimismus zum Pessimismus) und zur Taufe (von Kinds- zur Glaubenstaufe) geändert hat.

„1.) Nur das Wort Gottes kann unser Maßstab für die Beurteilung geistlicher Dinge sein; es kann uns nur durch den Heiligen Geist erklärt werden, der in unserer Zeit genauso wie zu allen Zeiten der Lehrer seines Volkes ist. Und nur der Heilige Geist kann uns unseren natürlichen Zustand zeigen, kann uns klarmachen, wie sehr wir einen Erlöser brauchen, kann uns befähigen, an Christus zu glauben, kann uns die Heilige Schrift erklären und beim Predigen beistehen usw. Dass ich ganz besonders den letzten Punkt verstand, war für mich von großer Bedeutung. Denn der Herr half mir, dies durch ein Experiment zu testen, indem ich alle Kommentare und fast jedes andere Buch zur Seite legte und nur das Wort Gottes las und studierte. Das Ergebnis war, dass ich an dem ersten Abend, an dem ich mich zu Gebet und Nachdenken über die Heilige Schrift in mein Zimmer zurückzog, in wenigen Stunden mehr lernte als bisher in vielen Monaten des Studiums. Aber der eigentliche Unterschied war, dass ich, indem ich dies tat, wirkliche Festigkeit für
meine Seele erhielt.
2.) Vor dieser Zeit hatte ich mich sehr gegen die Lehre der Erwählung und der bis zum Ende bewahrenden Gnade gewehrt – so sehr. dass ich noch wenige Tage nach meiner Ankunft in Teignmouth die Erwählung eine teuflische Lehre genannt habe. Aber nun wurde ich dahin geführt, diese kostbaren Wahrheiten durch das Wort Gottes zu untersuchen. Ich las das Neue Testament von Anfang an durch und achtete besonders auf alles, was mit diesen Lehren zu tun hatte. Zu meinem großen Erstaunen fand ich, dass jene Stellen, die über Erwählung und Bewahrung reden, etwaviermal so häufig sind wie jene, die scheinbar gegen diese Wahrheiten reden. Und wenig später, als ich auch diese Stellen näher untersucht und verstanden hatte, halfen auch sie mir in der Bestätigung dieser beiden Lehren….“

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Ein Lied aus der Internatszeit des Grafs von Zinzendorf

Aktuell lese ich den 1957 erschienen ersten Bund der Zinzendorf-Trilogie vom Historiker Erich Beyreuther: „Der junge Zinzendorf“. Ehrlich gesagt finde ich die Mischung aus kühler Distanz und harscher Bewunderung, die Beyreuther zu Zinzendorf aufzeichnet, irritierend, aber das Leben Zinzendorfs fasziniert von frühester Kindheit an.

Bereits in jüngsten Jahren lernt er den Heiland lieben. Kurz nachdem er lesen und schreiben lernt, schreibt er an seinen Heiland Briefe und redet mit Jesus, in dem er im Zimmer auf und ab geht. Diese Heilandliebe fängt bei ihm bereits in seinem dritten Lebensjahr an. Zinzendorf schreibt später selbst über sich: „1703 fing ich an, Gott mit Ernst zu suchen, soviel es meine kindlichen Ideen an die Hand gaben, sonderlich aber ist von der Zeit an mein beständiger Vorsatz gewesen, ein rechter, treuer Diener Jesu zu werden.“

Dabei sollten ihm schon früh heftige Prüfungen wiederfahren. Die Großtante, die im gleichen Haus wohnt und überzeugte Lutheranerin ist, kann den Pietismus und die Pietisten nicht ertragen und verpasst dem jungen Zinzendorf Prügel, wenn er „vom lieben Heiland spricht“.

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Oswald Sanders: „Und die Menschen ohne Evangelium?“

Der 1992 verstorbene Oswald Sanders war langjähriger Leiter der China-Inland Mission und ist bis heute als Autor geschätzt. Eher durch einen Zufall ist mir das 1966 zuerst erschienene Büchlein “Und die Menschen ohne Evangelium?” in die Hände gefallen. Ich finde es ein hoch aktuelles Thema, da in christlichen Kreisen heute nahezu selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass auch Menschen, ohne Evangelium” durch das Zeugnis des natürlichen Gesetzes” (genauer beruft man sich meist auf Röm. 2,14-15) einen Weg zu Gott finden können. Meist geht man davon aus, dass Gott jedem Menschen eine Chance gibt.

Das heutige Mindset ist völlig auf die Entscheidungsfreiheit ausgelegt und unterscheidet sich von den Vorschlägen, die zur Zeit der Entstehung des Buches diskutiert wurden. Damals ging man meist von unterschiedlichen Varianten der Allversöhnung aus. Obwohl Sanders somit eine andere Ausgangssituation hat, war es gewinnbringend das Thema mit den Augen eines Missionars zu betrachten. Sanders konnte es noch erleben wie in den Jahren nach dem Krieg mit der Botschaft “der unerreichten Millionen” plötzlich keine Missionare und kein Missionseifer mehr erreicht wurde. “Die Gründer der modernen Missionsbewegung waren Männer, für die die Ewigkeit furchtgebietend war und die nicht leichtfertigt mit dem ewigen Los der Seele spielen konnten. Sie glaubten, dass Christus der einzige Erlöser ist und dass die Menschen ohne Ihn keine Hoffnung haben können.” (S. 17, eigene Hervorhebung). Sanders erinnert an das Selbstzeugnis von Hudson Taylor (das im Übrigen eine übliche Sicht war, wie Sanders unterstreicht): “Ich hätte nie daran gedacht, nach China auszuziehen, wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dass die Chinesen verloren seien und Christus brauchten”. (S. 18)

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