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Created in God’s Image
Eine Anthropologie von Anthony Hoekema

„Was ist der Mensch?“, auch wenn man in religiösen Werken vornehmlich Bücher sucht, die der Frage nachgehen, „Was Gott sei“, lässt sich nicht die Bedeutung der Lehrevom Menschen leugnen. Wie wir diese Frage beantworten, wird weitreichenden Einflüsse auf unser Denken und Leben haben.

Anthony A.Hoekema (1913-1988), langjähriger Dozent für systematische Theologie am Calvin Colege hat in den späten 80ern mit „Created in God’s Image“ (z.B. für 19,99$ bei logos erhältlich) ein überraschend leicht zugängliches Werk zu diesem Thema Thema geschrieben.

Das der Mensch als bzw. zum Bilde Gottes geschaffen ist, ist zentraler Ausgangspunkt für Hoekemas Überlegungen. Zunächst arbeitet er hinaus, was es bedeutet, dass der Mensch eine „geschaffene Person/Persönlichkeit“ ist: 

„Der Mensch ist aber nicht nur ein Geschöpf, er ist auch eine Person. Und eine Person zu sein bedeutet, eine Art von Unabhängigkeit zu haben – nicht absolut, sondern relativ. Eine Person zu sein bedeutet, in der Lage zu sein, Entscheidungen zu treffen, Ziele zu setzen und sich in Richtung dieser Ziele zu bewegen. Es bedeutet, Freiheit zu besitzen – zumindest in dem Sinne, dass man in der Lage ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Der Mensch ist kein Roboter, dessen Weg vollständig von äußeren Kräften bestimmt wird; er verfügt über die Fähigkeit zur Selbstbestimmung und Selbststeuerung. Ein Mensch zu sein bedeutet, um es mit Leonard Verduins malerischem Ausdruck zu sagen, ein „Geschöpf der Optionen“ zu sein.“ (S.5-6; eigene Übersetzung)

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“Gemeinde wiederentdecken” von Collin Hansen und Jonathan Leeman
Warum die Ortsgemeinde so wichtig ist

Gemeinde wiederentdeckenIch bin auf diesen Buchhinweis von Daniel auf philemonblog.de gestoßen, den ich euch nicht vorenthalten wollte (Ich empfehle auch diesen Artikel von Daniel):

„Eines der Dinge, die ich in der Zeit der Pandemie ganz neu gelernt habe, ist mit Sicherheit die Bedeutung von Gemeinde und Gottesdiensten vor Ort. Es stimmt, auch unsere Gemeinde ist zunächst notgedrungen auf den Livestream-Zug aufgesprungen und nun genießen wir und Gemeindemitglieder, die aufgrund von Krankheit oder Reisen nicht persönlich teilnehmen können, die Vorzüge der Technologie. Aber Gemeinde, die die Schönheit ihres Designs und die Wichtigkeit ihres Wesens, das die Bibel zeichnet und beschreibt, vergisst und zu einem bloßen YouTube-Kanal verkommt, kann und wird keine Frucht bringen. Häufig kommen Menschen “wegen der Viren” oder “wegen der Masken- und Anmeldungspflicht” nicht, jedoch wird schnell klar, dass andere Gründe vorliegen, nicht mehr frühmorgens zum Gottesdienst zu fahren, und die Pandemie nur eine wunderbare Möglichkeit der Ausrede darstellt, die zudem nicht großartig erklärt werden muss.

Collin Hansen und Jonathan Leeman versuchen daher in ihrem neuen Buch, kurz und prägnant darzustellen, was Gemeinde überhaupt ist, wer und was sie ausmacht und welche unumgängliche und unersetzliche Bedeutung sie im Leben eines jeden Christen mit sich bringt. Dazu liefern sie eine, zugegebenermaßen schwer sprechende und einprägsame, jedoch exakte Definition, deren einzelne Punkte sie in den neun Kapiteln erklären. Ich möchte sie an dieser Stelle zitieren: “Gemeinde ist eine Gruppe von Christen (Kapitel 2), die als irdische Botschaft (Vertretung) des himmlischen Königreichs Christi zusammenkommt (Kapitel 3), um die gute Nachricht und die Gebote des Königs Jesus zu verkünden (Kapitel 4); um einander durch Taufe und Abendmahl als dessen Bürger zu bestätigen (Kapitel 5); und um Gottes Heiligkeit und Liebe darzustellen (Kapitel 6) durch ein vereintes und vielfältiges Volk (Kapitel 7) auf der ganzen Welt (Kapitel 8), indem sie der Lehre und dem Vorbild ihrer Ältesten folgen (Kapitel 9)”. Puh. Aber ich kann das nachvollziehen, wer von Paulus lernt, wird auch gerne Bandwurmsätze imitieren. Dann kann man sie schön analysieren und grammatikalisch auseinandernehmen. Oder ein Buch darüber schreiben, wie Hansen und Leeman…. (mehr auf philemonblog.de)

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Sharon James: „Der, die, was?“

Eine Gastrezension von Carolin Schmitt:

Der, die, was?Mittlerweile ist es kaum zu vermeiden, dass man mit der gendergerechten Sprache konfrontiert wird und in immer mehr Texten Schreibweisen wie Kund:innen oder Verkäufer:innen liest. Ich vermute, dass vielen Eltern – egal ob Christen oder Nicht-Christen – überhaupt nicht bewusst ist, wie gezielt wir und vor allem die nächste Generation mit dieser Ideologie indoktriniert werden.

Sharon James gibt auf den 172 Seiten einen sehr guten Überblick über die Ursprünge und Hintergründe sowie die Inhalte der Gender-Ideologie. Sie argumentiert klar und fundiert, dass es beim Gender-Mainstreaming um eine Ideologie geht, da die Theorie mit wissenschaftlichen Argumenten nicht belegbar ist. Die Theorie, die besagt, dass es zwischen dem biologischen Geschlecht (englisch sex) und einem gesellschaftlichen bzw. anerzogenen Geschlecht (englisch gender) einen Unterschied gibt, lässt sich in keiner Weise durch eine wissenschaftliche Grundlage beweisen, schreibt die Autorin. Darüber hinaus sprechen für den ideologischen Charakter zahlreiche Beispiele, die in dem Buch aufgeführt werden. Immer wieder werden Fakten in der Öffentlichkeit und in den Medien geleugnet. Berichte von Menschen, die nach Jahren eines Lebens im anderen Geschlecht den Irrtum der Ideologie erkennen, wurden oder werden bagatellisiert und ausgeblendet. Auch gibt es kaum Veröffentlichungen darüber, dass Betroffene keinerlei langfristige Besserung ihrer Gesamtsituation erlebt haben, sondern am Ende mit einem durch Hormone und Operationen verstümmelten Körper dastehen und ihre Not oftmals danach schlimmer ist als vorher. Auch werden wissenschaftliche Untersuchungen und Fachmeinungen von medizinischen und psychologischen Experten konsequent aus der öffentlichen Diskussion verbannt. Schlagworte wie „transphob“ ersticken solche Äußerungen bereits im Keim und Experten werden dadurch einfach mundtot gemacht. Fakten, die nicht ins eigene Bild passen, werden somit einfach ignoriert. Wie auch bei manchen anderen Themen wird hier durch Medien und Meinungsmache eine einseitige Ideologie etabliert. Weiterlesen

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Schriftstücke gesucht!

Helmut Henschel hat das Anliegen, die Geschichte der russlanddeutschen Gemeinden, Verbünde und Bruderschaften zu sichern. Wer kann dabei helfen?

Seit dem Zweiten Weltkrieg und zunehmend nach dem Zerfall der Sowjetunion sind Russlanddeutsche in die Bundesrepublik übergesiedelt. Die Erforschung ihrer Geschichte wird seitdem von verschiedensten Initiativen und Einzelpersonen vorangetrieben; stellvertretend seien das Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold und der kürzlich verstorbene John N. Klassen genannt. Aber auch auf explizit akademischer Ebene findet durch die Juniorprofessur „Migration und Integration der Russlanddeutschen“ an der Universität Osnabrück eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Russlanddeutschen statt.

Um klassische Geschichtsschreibung zu betreiben ist es zwingend notwendig, die dafür erforderlichen Quellen zu sichern und letztendlich auch nutzbar zu machen… (Weiterlesen auf Christusallein.com)

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Er hätte sagen sollen: ‹Siehst du jenes Kreuz? Dahin eile so schnell wie möglich!›
Aus "Bilder aus der Pilgerreise"

„Ich fühle mich stets geneigt, Evangelist für das Missbehagen, das der arme Christ im Sumpfeder Verzagtheit leiden musste, zu tadeln. So sehr ich John Bunyan auch schätze, halte ich ihndoch nicht für unfehlbar, und jüngst hörte ich eine Geschichte über ihn, die ich für eine sehr gute halte:
Da war in Edinburg ein junger Mann, der gerne Missionar werden wollte. Er war ein verständiger junger Mann, daher überlegte er: «Wenn ich Missionar werden will, ist es gar nicht nötig, dass man mich weit von hier fortsende; ich kann ja in Edinburg ebenso gut Missionar sein.» Hier ist ein Wink für solche Schwestern, die in ihren Bezirken Traktate verbreiten, aber ihrem eigenen Dienstmädchen keinen geben. Nun, dieser junge Mann wollte sogleich mit dem Missionieren beginnen und mit der ersten Person sprechen, die ihm begegnete. Diese war eine alte Fisch-händlerin. Wer diese Art einmal kennen gelernt hat, vergisst sie sobald nicht wieder; es sind ganz außerordentliche Frauen. Er trat auf sie zu und sagte: «Liebe Frau, Sie haben da eine große Last auf Ihrem Rücken zu tragen; ich möchte Sie fragen, ob Sie auch eine andere, eine geistliche Last kennen gelernt haben.» – «Wie», antwortete sie; «meinen Sie die Last, von der in Bunyans ‹Pilgerreise› die Rede ist? Wenn Sie die meinen, so will ich Ihnen nur sagen, dass ich sie schon seit langer Zeit los bin, wahrscheinlich ehe Sie geboren wurden. Aber ich habe einen besseren Weg eingeschlagen als Bunyans Pilger. Der Evangelist, von dem Bunyan erzählt, war einer von euren Pastoren, die nicht das Evangelium verkündigen, denn er sagte: ‹Behalte jenes Licht im Auge und laufe auf die enge Pforte zu!› Nun, junger Mann, das war nicht der rechte Ort, wohin er laufen musste. Er hätte sagen sollen: ‹Siehst du jenes Kreuz? Dahin eile so schnell wie möglich!› Aber statt dessen schickte er den armen Pilger erst nach der Pforte hin, und das hat ihm nicht sonderlich genützt.» – «Aber sind Sie denn nicht durch einen Sumpf der Verzagtheit gekommen?» fragte der junge Mann. «Ja, allerdings; aber es war viel leichter, ohne Last hindurchzukommen, als mit einer schweren Last auf dem Rücken.»

Die alte Frau hatte ganz recht. John Bunyan schiebt die Befreiung von der Last am Anfang der Pilgerreise viel zu weit hinaus. Wenn er den gewöhnlichen Lauf der Dinge beschreiben wollte, so war er ganz im Recht; wenn er aber zeigen wollte, wie es sein sollte, war er im Unrecht. Wir dürfen zu der suchenden Seele nicht sagen: «Wenn du gerettet sein willst, so eile hin zum Taufbassin, gehe zur Pforte, gehe zur Kirche, oder tue dies und tue jenes.» Nein, dicht vor der Pforte sollte das Kreuz stehen, und wir sollten zu den Sündern sagen: «Dort wirf dich nieder und blicke hinauf, so bist du gerettet. Du kannst nicht errettet werden, bis du deine Last am Fuße des Kreuzes niederlegst und in Jesu Frieden findest.»

Aus „Bilder aus der PIlgerreise von C.H. Spurgeon“ (der Komplette Text findet sich hier)

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Das bleibende Erbe des (frühen) Thomas Schirrmacher
Der Wert von "Ethik" und "Der Römerbrief"

Es gibt so viele Gründe, um sowohl über die mehrbändige Ethik wie den zweibändigen Römerbrief-Kommentar von Thomas Schirrmacher begeistert zu sein.  

Zunächst wäre zu bemerken, dass Schirrmacher einfach das Wort Gottes reden lässt. Es kommt regelmäßig vor, dass die Werke durch Seitenweisen Auflisten von Bibelversen zu bestimmten Themen durchzogen sind. So werden alle Verse des Neuen Testaments aufgelistet, die das Wort syneidesis („Mitwisser, Gewissen“) aufführen. Es gelingt Schirrmacher dabei immer, die Themen zu treffen, die debattiert werden, und so seine eigene Position zu verteidigen. In diesem Fall z.B. darum, um darzustellen, dass „das Gewissen jedoch nicht autonom, sondern „theonom, nicht dem eigenen, sondern dem göttlichen Gesetz unterstellt (ist)“ (Ethik, 2.32).  Oder man vergleiche die seitenweise aufgelisteten Bibelverse, die zum Thema Prädestination und Verantwortung zusammengetragen werden (frei zugänglich hier). Ich glaube, das kann einem manchmal kindisch, vielleicht auch töricht vorkommen, so als kennen wir Gottes Wort nicht. Aber wer sich wirklich auf Gottes Wort einlässt, und es sprechen lässt, wird immer bemerken, wie es nicht fruchtlos bleiben wird.

Vor allem bei seiner Ethik wird zudem die mutige Verteidigung und Einbindung des Alten Testaments sichtbar. Schirrmacher versucht immer, den ganzen Kanon einzubinden. Dabei geht es mir nicht nur um eher allgemein gehaltene Kapitel, wie z.B. Lektion 20 in Band 2, dass „die Gültigkeit des alttestamentlichen Moralgesetzes“ bespricht, sondern auch um detaillierte, wie herausfordernde Fragen, wie die „zur Sklaverei“ in Lektion 53 (Band 5). Da Schirrmacher auch hier genau auf den biblischen Text blickt, wie z.B. hier: “ Daneben wurde ein Zahlungsunfähiger jedoch vor allem durch Gerichtsbeschluss zum Sklaven. Die Sklaverei erfüllt also bei Delikten, die mit finanziellen Vergehen oder Folgen zu tun hatten, die Funktion, die die heutige Geld- und Gefängnisstrafe erfüllen sollen“ (Bd. 5, S. 233). Schirrmacher zeigt immer wieder auf, dass sich in der Bibel das beste Gesetz aller Zeiten finden lässt. Weiterlesen

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Das Gebet eines Arminianers
polemische Apologetik von C.H. Spurgeon

In seiner Predigt „Free Will – a slave“ denkt Spurgeon darüber nach, wie wohl ein arminianisches Gebet klingen würde:

„Ihr habt bestimmt schon viele arminianische Predigten gehört, aber ihr habt noch nie ein arminianisches Gebet gehört – denn im Gebet sind die Heiligen eins in Wort, Tat und Geist.
Ein Arminianer würde auf den Knien verzweifelt beten wie ein Calvinist. Er kann nicht über den freien Willen beten: das ist schlichtweg unmöglich. Stellt euch vor, er würde beten:

„Herr, ich danke dir, dass ich nicht wie diese armen, anmaßenden Calvinisten bin. Herr, ich wurde mit einem herrlichen freien Willen geboren; ich wurde mit einer Kraft geboren, durch die ich mich dir von selbst zuwenden kann; ich habe meine Gnade verbessert. Wenn jeder mit seiner Gnade dasselbe getan hätte wie ich, wären sie alle gerettet worden. Herr, ich weiß, du machst uns nicht willig, wenn wir nicht selbst willig sind. Du gibst jedem Menschen Gnade; manche verbessern sie nicht, aber ich schon. Es gibt viele, die in die Hölle gehen werden, die genauso mit dem Blut Christi erkauft wurden wie ich; sie hatten genauso viel vom Heiligen Geist, der ihnen gegeben wurde; sie hatten eine genauso gute Chance und waren genauso gesegnet wie ich. Es war nicht deine Gnade, die uns unterschiedlich gemacht hat; ich weiß, dass sie sehr viel getan hat, dennoch habe ich den Knopf gedrückt; ich habe das genutzt, was mir gegeben wurde, und andere nicht – das ist der Unterschied zwischen mir und ihnen.“

– Das ist ein Gebet für den Teufel, denn niemand sonst würde ein solches Gebet sprechen.“ (eigene Übersetzung)

Damit fällt Spurgeon einen Punkt, den Herman Bavinck im ersten Band seiner Reformed Dogmatics ähnlich sieht. Er schreibt dort (S377): „Es ist unbestrittenes Zeugnis aller religiöser Erfahrung von Christen, dass das Heil, sowohl in einem objektiven, wie subjektiven Sinn, einzig das Werk Gottes ist. Somit mag eine Person in Theorie ein Pelagianer sein, in der Praxis des christlichen Lebens, vor allem im Gebet ist jeder Christ ein Augustinianer. Denn hier ist alle Selbstverherrlichung ausgeschlossen, und nur Gott allein bekommt die Ehre….“

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Das ausgetauschte Leben
Ein Brief von Hudson Taylor an seine Schwester

In einem sehr persönlichen Brief schildert Hudson Taylor, wie er im Kampf um die Heiligung Christus neu als Erretter erlebt hat (Vollständig hier zu finden):

„Ich fühlte, dass ich für mich persönlich wie für die ganze Mission mehr Heiligkeit, mehr Leben,
mehr Kraft bedürfe. Ich empfand, welche Undankbarkeit, Gefahr und Sünde darin lag, dass ich nicht ganz nahe bei Gott lebte. Ich betete, fastete, rang, fasste Entschlüsse, las das Wort Gottes fleißiger, suchte mir mehr Stille zu nehmen, um über die göttlichen Dinge nachzudenken? alles war wirkungslos. Jeden Tag, ja jede Stunde stand ich unter dem Druck der Sünde. Ich wusste, dass alles gut sein würde, wenn ich nur in Jesus bliebe; aber ich konnte nicht. Ich begann den Tag mit Gebet und war entschlossen, meine Augen nicht einen Augenblick von ihm abzuwenden.“

Taylor fühlt sich als Versager, weil das nicht gelingt: Weiterlesen

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The Whole Christ von Sinclair Ferguson
Persönliche Neuentdeckung 2021

Sinclair Ferguson ist mit „The Whole Christ“ in mehrfacher Hinsicht ein Spagat gelungen. Einerseits gelingt es ihm, eine trocken wirkende Debatte der schottischen Presbyterianer im 18ten Jahrhundert in unsere Zeit zu holen. Dabei erweist er sich als Experte in den Lebensläufen vieler Puritaner und der Gläubigen Schottlands. Seine Detailangaben erleichtern dabei den Lesefluss und öffnen mit diesen Darstellungen eine weite Tür in das bunte und lebendige Werk der Puritaner (Ich denke persönlich, dass ihm das sogar viel besser gelingt als z.B. Beeke in der „Puritan Theology“). Doch worum ging es bei dieser Debatte, die als „the Marrow Controversy“ bis heute fast jeden Theologiestudenten Schottlands beschäftigt? Ferguson arbeitet die Relevanz der dahinterstehenden Frage heraus: Gibt es eine Bedingung, um zu Jesus zu kommen bzw. von seinen Segnungen zu profitieren. Wir kennen diese Frage oft im Rahmen der Frage: „Kann ich jedem sagen, dass Christus für ihn gestorben ist?“ Wer bis dahin dachte, dass es bloß ein calvinistisches Problem ist, wird von den Ausführungen Fergusons überrascht: 

„Leider sind Calvinisten und Arminianer (historisch gesehen, deformierte Calvinisten in ihrer Theologie) genau an diesem Punkt in denselben Fehler verfallen, (nämlich) die Segnungen des Evangeliums von der Person Christi zu abstrahieren.

Arminianer glauben an ein universales Sühnopfer, das jedem Menschen das Heil ermöglicht (wenn auch keinem garantiert), weil Christus ausnahmslos für alle gestorben ist. Eine typische arminianische Antwort auf die persönliche Sühne (oder das „begrenzte Sühnopfer“) ist daher die Aussage: „Wenn ich das glauben würde, könnte ich nicht mehr allen das Evangelium predigen, weil ich ihnen nicht mehr sagen könnte: „Christus ist für dich gestorben“. Das kann also unmöglich eine biblische Lehre sein, denn wir sollen ja allen Menschen das Evangelium verkünden.“

In gewisser Weise stimmte der deformierte Calvinismus des frühen achtzehnten Jahrhunderts mit der gleichen zugrunde liegenden Logik überein, argumentierte aber vor dem Hintergrund der persönlichen Sühne, dass die Wohltaten des Todes Christi nicht allen gehören und daher auch nicht allen angeboten werden sollten.

Wir haben gesehen, dass der falsche Schritt hier die Trennung von Nutzen und Wohltäter ist. Was ist dann die biblische Antwort? Es ist einfach so, dass die Apostel das Evangelium an keiner Stelle mit diesen Worten verkündigen: „Glaubt, weil Christus für euch gestorben ist.“ Nein, die Rechtfertigung für den Glauben an Christus ist weder das Wissen um die Erwählung noch die Überzeugung von der universalen Erlösung. Es ist auch nicht das Bewusstsein unserer Sündhaftigkeit. Es ist die Tatsache, dass Jesus Christus in der Lage ist, alle zu retten, die durch ihn zu Gott kommen, denn er ist der einzige Name, der unter dem Himmel gegeben ist, durch den wir gerettet werden können.

Christus selbst ist das Evangelium“ (S. 51f. eigene Übersetzung) Weiterlesen

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Erklärt mir mal, wo komm ich her?
Ein Aufklärungsbuch von Ute Buth

Die Aufklärung der Kinder war mal weitestgehend ein Monopol des elterlichen Hauses. Oft genug bedeutete das zwar, dass man gar nicht aufgeklärt wurde, doch verpasst man heute die rechtzeitige Aufklärung der Kinder, springen andere Instanzen schnell ein. Ob es sich nun um Sexualkunde-Unterricht, Freundeskreis, Konfirmationsunterricht, und schließlich natürlich die grenzenlosen Weiten des Internets, in dem die Grenze zwischen Sexualaufklärung und Schmutz im besten Fall als unscharf zu bezeichnen ist. 

Obwohl das ein herausforderndes Feld ist, denke ich, dass es wichtig ist hier zu investieren, und den „alternativen Aufklärern“ voranzukommen. Wer dafür ein hilfreiches Buch sucht, um mit Kindern ab etwa 6 Jahren ins Gespräch zu kommen, dürfte in dem Buch von Fr Dr. Buth eine hilfreiche Unterstützung haben. In unserer Familie kommen die Fragen häufig im Rahmen einer Schwangerschaft: „Können auch Papas Kinder kriegen“, „Wie kommt das Baby in den Bauch und wieder raus“ sind eigentlich ganz typische Indikatoren um ins Gespräch zu kommen. Das hier vorgestellte Buch kann nun entweder Hinweise für in Eigenverantwortung geführte Gespräche geben oder auch von den Kindern selbst gelesen werden. Als Familie haben wir mit diesen Strategien gute Erfahrungen gemacht:

  • Nicht mehr beantworten, als die Kinder wissen wollen. Drittklässler die Bananen Kondome überziehen müssen, weil ProFamilia das so möchte, empfinden das zu einem beachtlichen Teil am Schluss einfach nur als Eklig. Dabei gibt es an Sexualität und noch weniger an Geschlechtlichkeit nichts ekliges. Hier ist auch ein Individueller Faktor dabei, so wollte unser Sohn viel weniger über diese Prozesse wissen als die Tochter.
  • Wir mussten lernen die Organe und Körperteile so zu bezeichnen, wie sie heißen. Eben „Penis“ sagen und nicht „Pipi“. Wir haben festgestellt, dass die Kinder hier oft weniger Scham haben, als wir Erwachsene. Oft entsteht die Notwendigkeit dafür fast automatisch, z.B. kam die Frage „Was bedeutet Beschneidung?“. Ich glaube hier entsteht die Herausforderung, Sex eben nicht als etwas „Schmutziges“ zu sehen oder zu vermitteln.
  • Biblisches Vokabular trainieren: Das ist mir z.B. an Gottes Schöpfungsauftrag an die Menschen aufgefallen: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ heißt es da. Die Fruchtbarkeit ist ein guter Ausgangspunkt um über Sexualität zu sprechen und kann schnell genutzt werden, um Abartigkeiten abzugrenzen.
  • Sexuelle Aufklärung umfasst auch ganz praktische Dinge: Z.B. sind alle Körperteile, die die Unterwäsche bedeckt, privat und dürfen von niemandem gesehen oder angefasst werden. So kann man Kinder schon sehr früh aufmerksam und sensibel für sexuellen Missbrauch machen.

Noch sind unsere Kinder recht klein, aber aus diesen keimenden Fragen ergeben sich weiterführende Fragen die tiefer in Fragen der Identität, des Mann seins/Frau seins, des persönlichen Selbstbefindens und des Bezuges zum nächsten greifen. Von der Autorin gibt es auch ein Werk für Teenager-Mädchen, dass wir uns nun als Familie auch geholt haben.