Alle Artikel in der Kategorie “Kirchengeschichte

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Buchbesprechung: Geschichte und Gott

Geschichte-und-Gott-Axel-SchwaigerIch bin fest davon überzeugt, dass zwar jedermann davon redet, wie wichtig und hilfreich solide Geschichtskenntnisse sind, doch gleichzeitig sich kaum einer um solche bemüht. Das zeigt ein Blick auf das Angebot christlicher Bücher zum Thema Kirchengeschichte. Betrachtet man das Thema Geschichte allgemein ist eine Deutung aus christlicher Sicht noch seltener zu finden. Am ehesten findet man hier noch Material aus dem Mittelalter (z. B. die Weltchronik oder die Geschichte der zwei Staaten von O. v. Freising von 1146) oder von den Pietisten des vorletzten Jahrhunderts.

Nun wurde diese wichtige Lücke geschlossen und ein grundlegendes Werk zur Interpretation der Weltgeschichte erschien vor einigen Wochen bei CV Dillenburg. Geschichtsdichtung unterliegt immer der Interpretation durch den Betrachter. Dies bedeutet für den Christen, dass ein Forschen in der Schrift und eine Grundhaltung des Vertrauens gegenüber Gott ihm helfen können, die Geschehnisse vergangener Zeiten besser deuten zu können. Weiterlesen

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Tipp: Paläste und Katakomben

In einem Gebrauchtwarenladen bin ich auf zahlreiche hochwertige Bücher gestoßen, darunter eine 21-bändige Reihe zur Weltgeschichte, zwar nicht vollständig erhalten, dafür umso günstiger. Diesen Kauf sollte ich nicht bereuen. Zwar 1951 erschienen, zeichnen sich diese Werke durch hohe Genauigkeit und zahlreiche Quelltexte aus.

Ich griff zu dem Band, der die Zeit beschreibt, die mir am wenigsten bekannt zu sein scheint, was zumindest die Geschichte Europas angeht: Das Zeitalter, das der Apostolischen Zeit folgt. Da es sich um ein säkulares Werk handelt, wird vor allem das Leben, die Bildung, die Kunst und natürlich vor allem die Herrscher im römischen Reich erläutert. Dies geschieht in einer bildlichen und erzählenden Sprache. Somit müsste man dieses Werk als nicht mehr zeitgemäß bezeichnen, da zeitgenössische Historiker Geschichte dynamisch und als Objekt kühler und kritischer Interpretation sehen. Moralische Schlussfolgerungen bleiben zweitrangig (interessanterweise spielt die ethische Anwendung der Geschichte heutzutage nur beim Thema „drittes Reich“ eine relevante Rolle). Weiterlesen

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Von der Freiheit eines Christenmenschen

„Mache dich auf, Herr, und richte deine Sache…!“ (Ps. 74), denn „der Weinberg des Herrn wird von wilden Säuen zerwühlt“ (Ps. 80). Mit diesen Bibelworten beginnt die Bannandrohungsbulle gegen Martin Luther. Darin wird allen katholischen Christen verboten, Luthers Schriften zu lesen, und Luther selbst wird dazu aufgerufen, seine ketzerischen Werke zu widerrufen.

Zu dieser Zeit (1519) ist Luther noch immer darauf aus, keine Spaltung in der Kirche zu erwirken und schreibt nach Aufforderung des päpstlichen Kammerherrn von Miltitz einen Brief an Papst Leo X., den er noch als den „Allerheiligsten Vater“ bezeichnet. In diesem Brief erläutert Luther seine Position, und legt dem Schreiben seine Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ bei, die für Luther die ganze Summe eines christlichen Lebens darstellt. Heute können wir sagen, dass Papst Leo X. sich etwas entgehen lies, als er darauf verzichtete, die beigelegte Schrift näher zu betrachten.

Ölgemälde von Paul Thumann: Martin Luther verbrennt die Bannbulle

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Buchrezension: Wie können wir denn leben?

5139_1Francis Schaeffer. Wie können wir denn leben? Hänssler: Holzgerlingen, 2000. 302 Seiten.

Der Betanien-Verlag hat das Buch neu übersetzt und soeben veröffentlicht (siehe hier).

Francis Schaeffer (1912-1984), Evangelist der Intellektuellen und einer der bedeutendsten Evangelikalen des 20. Jahrhunderts, hat seine Sicht auf die westliche Geistesgeschichte in diesem Buch niedergelegt. Ich empfehle, sich ergänzend die gleichnamige Dokumentarfilm-Serie zu Gemüte zu führen.  Beim Lesen muss bedacht werden: Schaeffer sah sich in erster Linie nicht als Philosoph, sondern als Evangelist. Seine (pointierte) Sichtweise hat er über Jahrzehnte in unzähligen Gesprächen mit Intellektuellen aus aller Welt entwickelt und geschärft. Sie ist schon Mitte der 80er-Jahre z. B. von Ronald W. Ruegsegger kritisiert worden.  Viel wichtiger scheint mir insgesamt jedoch die Auseinandersetzung mit einer christlichen Weltsicht an sich.

Schaeffer geht etappenweise durch die Geschichte der Christenheit. Zu den einzelnen Phasen habe ich kurze Zusammenfassungen angefertigt. Weiterlesen

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Der Weltuntergang kommt

548044In allen Kulturen und Religionen waren und sind Vorstellungen vom Weltende verbreitet. Wer hat nicht schon von bestimmten Weltuntergangsdaten oder pessimistischen Weltende-Szenarien gehört? Das Buch Der Weltuntergang kommt ist 2011 anlässlich der Vorhersage des Weltendes im Jahr 2012 durch den Maya-Kalender geschrieben worden und möchte Aufklärungsarbeit zu diesem Thema leisten.

Nach einem Einführungskapitel thematisiert Kotsch im zweiten Kapitel die Weltuntergangstheorien um 2012. Er liefert Hintergründe und Informationen zur Beurteilung des Films 2012, des Maya-Kalenders und sonstigen Theorien die sich auf das Jahr 2012 bezogen (z.B. behauptete Erich von Däniken, dass die Götter – das sind für ihn Außerirdische – 2012 zur Erde zurückkehren werden).

Kapitel 3 enthält eine Sammlung zahlreicher Weltuntergangsprognosen beginnend mit Montanus um 152 n.Chr. bis heute! Dieses Kapitel ist sicher das beste des Buches. Darunter findet sich unter anderem die Geschichte von John Roeleveld, einem Niederländer, der von jeder Tierart zwei Exemplare sammelte, weil er angeblich durch eine Mitteilung Gottes die Welt für die Endzeitschlacht vorbereiten sollte. 40 Jahre sammelte er Tiere in einem Labyrinth unterirdischer Betonbunker Tausende Eierschalen, Knochen, Insekten und ausgestopfte Tiere – bis sein Nachbar ihn anzeigte. Roeleveld meinte, Gott habe ihm versprochen, dass seine Sammlung nach dem Jüngsten Gericht auferstehen und weiterleben werde (S. 38-39). Weiterlesen

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Meine erste und letzte Geldschuld

Als ganz kleiner Junge besuchte ich eine Mädchenschule. Eines Tages brauchte ich einen neuen Schiefergriffel, hatte aber kein Geld dabei. Ich war wirklich ein unachtsamer kleiner Kerl und hatte Angst, zu Hause getadelt zu werden, weil ich meine Griffel so oft verlor. Was also tun? In unserem Ort gab es ein kleines Geschäft, wo die alte Frau Pearson Nüsse, Kreisel, Kuchen und Bälle verkaufte, und ich hatte schon des öfteren gesehen, wie Jungen und Mädchen dort hatten anschreiben lassen. Ich dachte daran, dass ja bald Weihnachten sein würde, und sicher würde mir jemand dann einen Penny oder vielleicht sogar ein ganzes Sixpence-Stück schenken. Also würde ich diesen Griffel dort auf Pump kaufen und das Geld dann kurz nach Weihnachten zurückzahlen. Dies fiel mir nicht leicht, aber ich nahm all meinen Mut zusammen und ging in den Laden hinein. Der Griffel kostete einen Heller, und da ich bisher noch nie Schulden gemacht hatte, war mein Kredit gut, und ich erhielt den Griffel. Die nette alte Dame gab ihn mir, und plötzlich war ich verschuldet. Mir gefiel dies zwar nicht, ich hatte auch das Gefühl,  etwas Falsches getan zu haben, aber noch hatte ich keine Ahnung, wie bald ich dafür büßen sollte. Wie mein Vater von diesem kleinen Geschäft seines Sohnes erfuhr, weiß ich nicht. Irgend ein kleiner Vogel muss es ihm geflüstert haben. Jedenfalls nahm er sich meiner sehr bald in aller Ernsthaftigkeit an. Gott möge ihn dafür segnen!

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Überreiche Gnade

„Von allen Versuchungen, denen ich je in meinem Leben begegnet bin, ist der Zweifel hinsichtlich des Seins und Wesens Gottes und hinsichtlich der Wahrheit des Evangeliums die schlimmste und die am schwersten zu ertragende. Wenn diese Versuchung kommt, so nimmt sie mir den Gurt meiner Lenden, und zieht mir den Boden unter den Füßen fort. Oh ich habe oft gedacht: „So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit“ und auch jenes andere: „Wenn die Grundfesten stürzen, was vermag der Gerechte?“
Manchmal, wenn ich nach begangener Sünde von der Hand Gottes herbe Züchtigung erwartete, so war das Allernächste, das mir von ihm zuteil wurde, das Offenbarwerden seiner Gnade. Manchmal, wenn ich getröstet worden bin, habe ich mich einen Toren gescholten, dass mir in Schwierigkeiten bange geworden ist. Und dann wiederum dachte ich, wenn ich niedergeschlagen war, wie unweise es von mir sei, derart dem Troste auszuweichen. (…) Über eine bestimmte Sache habe ich mich recht gewundert. Auch wenn Gott meine Seele mit noch so gesegneter Offenbarung seiner selbst besucht, haben mich dennoch hinterher solche Stunden überfallen, die meinen Geist dermaßen in Dunkelheit tauchten, dass ich auch nicht einen einzigen Augenblick begreifen konnte, was denn jener Gott und jener Trost seien, mit denen ich erquickt worden war.“

Dieses offene, herzliche und zeitgemäße Zeugnis ist bereits über 350 Jahre alt. Es stellt sich die Frage, wer der Mann war, der einem so aus dem Herzen sprechen kann, der so gut das formulieren kann, was einen Christen oftmals beschäftigt und niederdrückt. Tatsächlich wird man überrascht sein, einen einfachen Kesselflicker kennenzulernen, jedoch auch einen eifrigen, hingegeben und feurigen Christen, nämlich John Bunyan. Vielen ist sein Klassiker „die Pilgerreise“ bekannt. Für Charles H. Spurgeon wurde dieses Buch so wichtig, dass er dieses Buch als unsterbliche Allegorie bezeichnete und dazu sogar eine Interpretation verfasste.  Trotz der Bedeutung seiner Werke, dürfte der Autor jedoch der Neuzeit weniger bekannt sein.

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Jesus im Römerreich

Jesus im Römerreich - Erich SchnepelAls die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. Geboren ist Jesus in der Stadt Betlehem in der Provinz Judäa, aufgewachsen in Nazareth in der Provinz Galiläa, die zum Imperium Romanum gehören. Die Berichte von Jesus in der Bibel beginnen mit einer Festlegung des Schauplatzes im Römischen Reich und es werden Namen erwähnt wie Kaiser Augustus und König Herodes. Bei der Kreuzigung spricht dann der römische Statthalter Pilatus das Urteil über Jesus und der Tetrarch Herodes Antipas sollte die Verurteilung überprüfen. Jesus lebte somit als Jude im Römerreich.

Das Buch Jesus im Römerreich von Erich Schnepel könnte dem Titel nach genau diese Zeit beleuchten. Doch der Untertitel verrät, es geht weniger um Jesus als um die späteren Nachfolger von Jesus im Römerreich: Der Weg der Gemeinde Jesu in den ersten vier Jahrhunderten. Diese Neuauflage ist vom Verlag Voice of Hope in Kooperation mit dem Betanien Verlag herausgegeben worden. Von 1936 bis 1977 gab es insgesamt 10 Auflagen dieses Buches. Jetzt ist dieser Band leicht überarbeitet und sprachlich modernisiert wieder erhältlich. Weiterlesen

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Armin Sieszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte

Man kann die Geschichte der Christenheit aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachten. Blickt man nur oberflächlich, so könnte man von Negativerlebnissen erdrückt werden. Die Geschichte der Kirche ist voller Mord, Inquisition und Verfolgung Andersgläubiger und Andersdenkender. Auch an Fehlgängen, eigenartigen Interpretationen und fragwürdiger Moral fehlt es nicht. Aber wie gesagt, dieses Bild entsteht nur dann, wenn man oberflächlich auf den Weg der Kinder Gottes sieht.

Denn in Wirklichkeit ist wahre Kirchengeschichte eine Bestätigung der Verheißung Gottes, dass keine irdische noch teuflische Gewalt die Gemeinde überwinden kann. Armin Sierszyn gelingt es, genau diese Wirklichkeit der Gemeinde Gottes in seinem Werk aufzuzeigen.

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Russlanddeutsche Freikirchen in der Bundesrepublik Deutschland

Grundlinien ihrer Geschichte, ihrer Entwicklung und Theologie. So heißt das 452 Seiten starke Werk des Dozenten John N. Klassen.

Ich möchte heute ein Buch vorstellen, das ich mit viel Genuss, aber auch Wehmut gelesen habe. Nachdem ich es bestellt hatte, stand es zuerst eine Zeit im Regal, da ich mich nicht traute, mit dem Lesen zu beginnen. Es gibt manche Bücher, die mit einem Rutsch durchgelesen werden können ohne den Leser sonderlich zu bewegen. Andere greifen das Gemüt an und erzeugen Emotionen.

Russlanddeutsche Freikirchen in der Bundesrepublik Deutschland ist ein Buch, dass mich nicht unberührt gelassen hat. Es ist eine sorgfältige Ausarbeitung und wurde ursprünglich als Dissertation geschrieben. Gegenstand des Buches ist die russlanddeutsche Geschichte, die Entwicklung der Russlanddeutschen in der neuen, alten Heimat Deutschland und deren Theologie. Mich hat das Buch nicht kalt gelassen, da ich mich als Russlanddeutscher in vielen Bereichen selber angesprochen fühle.

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