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Was uns vom Bibellesen abhält

“Verständiger bin ich als alle meine Lehrer. Denn deine Zeugnisse sind mein Überlegen.” (Psalm 119,99)

Manche Dinge verwundern einen je mehr, je älter man wird. Dazu gehört das Lesen der Bibel. Je älter ich werde, desto eher wird mir bewusst, was für ein Wunder es eigentlich ist, wenn ein Mensch oder ein Christ zu seiner Bibel greift.

Nimmt einer die Bibel zur Hand, und ich meine ernsthaft, um sich mit dem darin Geschriebenen auseinanderzusetzen, dann ist schon ein beachtlicher Sieg errungen, das ist schon ein Geschenk der Gnade, wenn einer anfängt in der Bibel zu lesen.

Ich habe hier die unterschiedlichsten Dinge beobachtet: Als Jugendlicher durfte ich häufiger einen Evangelisiten begleiten, der viele Junge Burschen häufig fragte: Kannst du lesen? Er meinte damit nicht Alphabetismus, Analphabenten- also sprichwörtliche – findet man äußerst selten. Aber er meinte die Muße und Fähigkeit ein Buch zu nehmen und es durchzulesen; Geduld zu haben, einen Text oder einen Textabschnitt geduldig durchzuarbeiten. Gerade in unserer Zeit von Ablenkung und Dauerberieselung durch TV, Prime, Netflix, Werbung, Smartphone, Whatsapp, X über alle möglichen Kanäle, über Ohr und Auge bleibt einfach keine Geduld mehr für ein Buch.

Das ist sicherlich ein gewaltiger Faktor und für eine ganze Menge an Menschen ein gewaltiges Hindernis, zur Bibel zu greifen. Aber dass die Hindernisse viel vertrackter sind, ist mir erst im Laufe der Zeit bewusst geworden. Immer wieder begegnen mir Theologen, ja selbst Doktoren der Heiligen Schrift, die zwar sehr wohl die Rezeption von Johannes Calvin in der postreformatorischen Geschichte aufzählen können (und das im Schlaf!) aber häufig wirklich wenig Zeit mit der Bibel verbringen, und selbst während ihres jahrelangen Studiums verbracht haben – Und ich meine nicht die gottlosen biblekritischen Schwätzer – ich meine bibelgläubige Christen!

Hier beobachte ich regelmäßig, dass man sehr wohl manch eine Doktrin, z.B. die von der Rechtfertigung oder die von der stellvertretenden Sühne sehr bibelfest und mit vielen Beweistexten kennt, aber in irgendeiner Weise sehr „schulbuchmäßig“ kennt, manchmal in einer „leblosen Orthodoxie“- Variante, manchmal aber auch wirklich lebendig und verbunden mit diesem Lehren, aber doch eben „nur“ (wenn man das Wörtchen „nur“ im Zusammenhang mit diesen gewichtigen Lehren verwenden darf) diese Lehren, die in irgendeiner Weise in der Ausbildung relevant waren – ansonsten existiert häufig wenig Interesse an der Schrift – so als hätte sie entweder nichts mehr nennenswertes zu bieten, oder wäre schon ausreichend bekannt, oder eben an den anderen Lehren eigentlich auch gar nicht so wichtig. Die beschriebene Beobachtung ist kein Einzelfall gewesen.

Es gibt unfassbar viele Hindernisse, die uns davon abhalten zu unserer Bibel zu greifen. Der Zeitmangel ist nur eines davon. Als Vater von sieben Kindern muss ich Br. Viktor Fade recht geben, der mir in meiner Jugendzeit immer ans Herz legte, „als Jugendlicher“ in der Schrift zu forschen – also in der Zeit, in der man sowohl Zeit wie auch „Hirnschmalz“ hat, das Gelesene zu merken. Aber wer soll schon Bibel lesen, wenn man die EM schauen könnte, oder die Olympischen Spiele, Champions League, Bundesliga, NHL, NBA und American Football ist ja auch immer mehr in Trend…

Irgendwie hat sich bei vielen Christen die Überzeugung breit gemacht, dass uns Gottes Wort selbst dann ausreichend nährt, wenn wir es an den Rand unserer Nahrungskette schieben. Sakrileg, wenn einer an der Bedeutung der Bibel rüttelt, aber unser Tagein Tagaus zeigt die Bedeutungslosigkeit, die die Bibel hier oft hat.

Warum halten wir die Bibel für bedeutungslos? Weil Sie keine Aktualität und Relevanz für „die wahren Probleme“ des Lebens besitzt. Die „Sache mit Gott“ wäre ja durch Bekehrung und Taufe geklärt, da stellt sich die Frage: Kann man nicht einfach glauben? – Und in der Zwischenzeit muss ich die neuesten Reels und Threads verfolgen – Ist es nicht beschämend, dass gerade das was „Bedeutungslosigkeit in Perfektion ist“, nämlich Instagram-Stories und Facebook-Reels (hier stellvertretend für mach anderes Zeug), die bereits morgen niemand mehr aufrufen wird und übermorgen jeder vergessen hat von uns mit gewichtiger Bedeutung beachtet werden als Gottes Wort, dass doch „ewiglich bleibt“, selbst wenn Himmel und Erde vergehen?

So kann sich ein Teufelskreis entwickeln: Wir lesen nicht die Bibel, weil sie für uns nichts von aktueller Bedeutung liefern kann – wir finden aktuelle Bedeutung irgendwo anders, werden hier kurzfristig gesättigt und haben noch weniger Lust zu unserer Bibel zu greifen, selbst wenn wir uns dazu zwingen wollen, und greifen wir dazu, ist der „Tank schon so voll“ dass kaum noch Aufnahmepotential vorhanden ist und siehe da, wir finden auch nichts mehr von aktueller Bedeutung – Und plötzlich ist Bibellesen geradezu ein Synonym für Frustration und Verbitterung!

Zu diesem Artikel passt der Name unseres Blogs recht gut: Nimm und Lies!

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Der Mut des John Paton!

Einmal im Jahr stellte John Piper eine Lebensgeschichte auf der Bethlehem Conference for Pastors vor. 1993 war es J. Gresham Machen, ein Lebensbild, dass wir auch auf deutsch veröffentlicht haben. 2000 war es das wirklich herausfordernde Leben John Patons, des Kannibalen Missionars der Inseln, die heute als Vanuatu bekannt sind.

Die Lebensgeschichte Patons war für mich eine große Ermutigung. Als Paton mit etwa 30 Jahren seinen Wunsch vor den Gemeindeältesten äußert, Missionar unter den Kannibalen zu werden, die noch wenige Jahre zuvor mehrere Missionare verspeist haben, erwidern diese: „Die Kannibalen! Sie werden sie auffressen!“ Doch Paton erwidert ziemlich schroff (eigene Übersetzung, hier und an allen Stellen):

„Herr Dickson, Sie sind jetzt in fortgeschrittenem Alter, und Ihre Aussicht ist die, bald ins Grab gelegt zu werden, um dort von Würmern gefressen zu werden; ich gestehe Ihnen, dass, wenn ich nur leben und sterben kann, um dem Herrn Jesus zu dienen und ihn zu ehren, es für mich keinen Unterschied machen wird, ob ich von Kannibalen oder von Würmern gefressen werde; und am ebendiesen gleichen Tag wird mein Auferstehungsleib so schön wie der Ihre auferstehen…“

Patons Dienst war so fruchtbar, das bis Heute Vanuatu ein christliches Land ist, und sich 22% der Einwohner als Evangelikal bezeichnen. Zeit für Feigheit gab es dabei nicht viel, denn kaum kommt Paton in Vanuatu an, verstirbt erst seine Frau und kurze Zeit später sein Kind. Er ist nun allein auf sich gestellt, umgeben von zahlreichen Feinden. Patton hält seinen Kummer fest (fast auch zeigt, dass sein Mut nicht eine Art von Abgestumpftheit war):

„Betäubt von diesem schrecklichen Verlust, als ich dieses Arbeitsfeld betrat, zu dem mich der Herr so offensichtlich geführt hatte, schien meine Vernunft eine Zeit lang fast zu versagen. Der immer barmherzige Herr hat mich gestützt … und dieser Ort (Anm.: Das Grab des Kindes und der Frau, das Paton eigenhändig ausgegraben hat) wurde zu meinem heiligen und viel besuchten Heiligtum während all der folgenden Monate und Jahre, in denen ich mich unter Schwierigkeiten, Gefahren und Todesfällen für die Rettung der wilden Inselbewohner einsetzte. . . . Ohne Jesus und die Gemeinschaft, die er mir dort gewährte, wäre ich wohl verrückt geworden und neben dem einsamen Grab gestorben…“

4 Jahre bleibt Paton nun auf der Insel, und kehrt zwischendurch nach England um anschließend für 30 Jahre erneut auf diese pazifischen Inseln zurückzukehren. Leichte Phasen gab es dabei nur selten. Meistens stand ein ganzes Band an Prüfungen vor Paton. Dabei wird deutlich, dass gerade die Prüfungen Patons Glauben gestärkt haben.

„Meine Feinde ließen nur selten von ihren hasserfüllten Plänen gegen mein Leben ab, auch wenn sie für den Moment besänftigt oder verwirrt waren. . . . Ein wilder Häuptling verfolgte mich vier Stunden lang mit seiner geladenen Muskete, und obwohl er oft auf mich zielte, hielt Gott seine Hand zurück. Ich sprach freundlich mit ihm und ging meiner Arbeit nach, als ob er nicht da gewesen wäre, in der festen Überzeugung, dass mein Gott mich dort hingestellt hatte und mich beschützen würde, bis die mir zugewiesene Aufgabe erfüllt war. In unablässigem Gebet zu unserem lieben Herrn Jesus aufblickend, überließ ich alles seinen Händen und fühlte mich unsterblich, bis mein Werk vollendet war. Die Prüfungen, denen ich nur um Haaresbreite entkam, stärkten meinen Glauben und schienen mir nur Mut zu machen für das, was noch folgen sollte, und sie folgten rasch aufeinander. „

Der Widerstand der Kannibalen reduzierte seinen Eifer für die Mission nicht. Schon zu Beginn seines Dienstes hat Paton einen Ureinwohner namens Abraham als Unterstützer. Paton sah darin die positive Wirkung der Missionsarbeit:

„Wenn ich die oberflächlichen Einwände irreligiöser Schreiberlinge und Schwätzer gelesen oder gehört habe, die andeuteten, dass Bekehrungen nicht der Realität entsprächen und dass Missionsbemühungen nur Verschwendung seien, oh, wie sehr hat sich mein Herz danach gesehnt, sie nur eine Woche auf Tanna einzupflanzen, mit dem „natürlichen“ Menschen überall in der Person des Kannibalen und Heiden, und nur der eine „geistliche“ Mensch in der Person des bekehrten Abraham, der sie pflegt, ernährt und „aus Liebe zu Jesus“ rettet – damit ich erfahre, wie viele Stunden es dauert, sie davon zu überzeugen, dass Christus im Menschen doch eine Realität ist! Der ganze Skeptizismus Europas würde sein Haupt in törichter Scham verbergen; und all seine Zweifel würden sich auflösen unter einem Blick des neuen Lichts, das Jesus, und nur Jesus, aus dem Auge des bekehrten Kannibalen gießt.“

Nur verbissener Mut? Patons Leben war voller Freude, er bezeugt selbst:

„Ach, könnten die vergnügungssüchtigen Männer und Frauen der Welt doch nur die wahre Freude derer schmecken und fühlen, die den wahren Gott kennen und lieben – ein Erbe, das die Welt ihnen nicht geben kann, das aber die ärmsten und bescheidensten Nachfolger Jesu erben und genießen! Mein Herz sagt oft in sich selbst – wann, wann werden den Menschen zu Hause die Augen geöffnet werden? Wann werden die Reichen und die Gelehrten … ihren seichten Frivolitäten entsagen und unter den Armen, den Unwissenden, den Ausgestoßenen und den Verlorenen leben und ihren ewigen Ruhm auf die Seelen schreiben, die sie gesegnet und zum Erlöser gebracht haben? Diejenigen, die diese höchste Freude, „die Freude des Herrn“, gekostet haben, werden nie wieder fragen: „Ist das Leben lebenswert?““

Alle Zitate kommen aus John Pipers Artikel, der diese Zitate sämtlich aus John Patons Autobiographie entnommen hat.

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Eine Mahnung an die Einzig Wahren

Durch einen alten Artikel von Hanniel.ch bin ich auf eine interessante Debatte über den Freien Willen und Prädestination auf Theoblog, dem Blog von Ron Kubsch gestoßen. Die Debatte lohnt es sich schon wegen dem sachlichen und ausgeglichenen Ton von Kubsch zu lesen. Aber ich wollte hier den Augenmerk auf eine Geschichte legen, die in einem eingelegten „Seitenpfad“ berichtet wird:

„Ein Mann und eine Frau sitzen im Wohnzimmer und bereiten sich auf das Herrenmahl vor. Hinter ihnen liegt eine Reihe von Gemeindeaustritten und -eintritten, die letztlich in die Isolation geführt haben. Sie feiern das Abendmahl seit längerer Zeit zu zweit. „Wer hätte gedacht, dass es um uns herum so viel Abfall geben würde“, sagte die Frau zu ihrem Mann. „Nur wir beide sind übrig geblieben, nur wir halten am rechten Glauben fest.“ Der Mann, der mit den Vorbereitungen des Mahls inzwischen fertig ist und gerade seine Bibel aufschlägt, schaut seine Frau mit zweifelndem Blick an. Er sagt: „Tja, weißt du, bei dir bin ich mir gar nicht mehr so sicher.“

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Über das Halten von Viertelstunden-Andachten

Seit einigen Jahren bin ich in meiner Gemeinde als Laienprediger tätig. Für mich ist das einerseits eine hohe und kostbare Berufung, andererseits eine Herausforderung, die von Mal zu Mal größer wird (da einem die Verantwortung bewusst wird). Was Laienpredigten in russlanddeutschen Gemeinden von z.B. Predigten in reformierten Gemeinden unterscheidet ist die Kürze. Meist sind es zwei bis drei Brüder, die am Wort dienen und hier etwa 15 bis 25 Minuten Zeit dafür haben. Mit dieser Praxis will man auch 1 Kor. 14,26-33 genügen.

Auch wenn sicherlich nicht immer alles reibungslos abläuft, ist das Modell der Laienpredigt eine Reflexion des Allgemeinen Priestertums und der Vielfalt der Gaben, die in der Gemeinde vorhanden sind. Manchmal wird gegen die Laienpredigt einwendet, dass die Bibel ja nur berufene Pastoren kennt, doch damit verwechselt man das Pastorenamt mit dem Dienst der Predigt. So als wäre irgendein Laienprediger meiner Gemeinde nicht von Gemeinde (durch die Leitung) zum Dienst berufen. Selbst die Berufung zum Dienst entspricht hier also eher dem biblischen Modell, als wenn man die Berufen hält, die von Ihren theologischen Ausbildungen berufen sind. So als würde die Uni die Prediger einer Gemeinde berufen!

Doch nicht die Verteidigung der russlanddeutschen Predigt ist das Ziel dieses Artikels, sondern eine andere Überlegung: Da es mein Ziel war, diese Aufgabe gut zu erfüllen, habe ich einiges an Literatur referenziert und festgestellt – bei dem vielen Guten das sie beibringen – das ein Umsetzungsproblem bleibt. Ein Großteil dieser Werke, Podcasts und Anleitungen hat vor allem 45-Minuten lange Predigten im Blick. Nicht alles davon kann man eins zu eins auf eine 15-Minütige Andacht übertragen. Eben weil man mehrere Brüder reden lässt, sind die Predigten in russlanddeutschen Gemeinden häufig kürzer. Aus diesem Grund habe ich meine Andachten auch „Viertelstunden“ genannt.

Ok genug der Vorrede, einige Erfahrungen, die ich in der Zeit sammeln konnte:

  • Verachte die Möglichkeit vor anderen über religiöse Fragen zu reden nicht! Wolfgang Dyck berichtet in seinen Werken davon, dass er in den Nachtclubs und Discos von St. Pauli und Co nur wenige Minuten für ein Wort bekam! Überhaupt gibt es eine Menge Situationen, in denen man nur wenige Minuten etwas zu sagen hat bzw. auf offene Ohren stößt. Es gibt die schädliche Überlegung, die sich einschleichen kann, dass man anfängt zu denken, nur eine Predigt von 45 Minuten ist eine Predigt, die der Mühe wert ist. Obwohl 45 Minuten Predigten ihre Vorteile haben, ist es einfach ein anderes Szenario. Aber hier gibt es keinen Unterschied in der Wichtigkeit!
  • Noch mehr „fällen“. Sporadisch konnte ich auch längere Vorträge und Themen halten. Selbst hier war ich immer wieder erstaunt, dass man mindestens 2/3 der Vorarbeit „fällen“ muss. In „Jesus predigen- nicht irgendwas“ spricht Wilhelm Busch über die Wichtigkeit dieser Aufgabe. Die Vorbereitung muss eigentlich ausfallen wie für eine Predigt von 45 Minuten und nun fängt ein intensives Fällen an.
  • Noch mehr „konzentrieren“: Es predigen zwei: Einer predigt 45 Minuten, einer 15 Minuten. Beide weichen für die geringe Zeit von 5 Minuten ab. Nehmen einen uneindeutigen Verweis, ein unpassendes Zitat, ein oberflächliches Beispiel. Der Erste Prediger mit der Langen Andacht, kann noch ohne weiteres die Kurve kriegen. Die 5 MInuten sind gerade mal 10% seiner Andacht gewesen. Vielleicht werden sie gar vergessen, da der andere Teil gelingt. Bei einem drittel verlorener Zeit sieht die Situation für den zweiten Prediger ganz anders aus: Das bedeutet, das jede Illustration, jedes Beispiel, jeder gewählte Vers bei einer kurzen Andacht noch viel mehr (vor allem im Gebet und in der Gemeinschaft mit Christus) ausgewählt werden sollte. Selbstverständlich bedeutet es auch, dass jede rein rhetorisch angesetzte „Phrasenwiederholung“ wirklich ernsthaft erwägt werden sollte.
  • Noch mehr Eindeutigkeit: Eine längere Andacht kann emotionell wandern: Nüchtern anfangen, emotionall anfangen und schließlich ziemlich ermahnend ändern. Eine kurze Andacht kann das alles auch sein: Entweder sachlich, oder emotionell, oder herausfordernd, oder exegetisch gründlich, oder wie „ein Lexikonartikel“: Aber sie kann nur eines davon sein
  • Kürze nur nicht am biblischen Text: Eine Herausforderung, an der Viele scheitern. Ihnen ist die Knappheit der Zeit klar, somit fängt man an nur einen Text eines größeren Bibelabschnitts zu wählen. Den Rest fast man in eigenen Worten zusammen. Außer in dem Fall wo der zu besprechenden Text vorgeben ist, halte ich dieses Vorgehen für falsch. Es gibt nichts besseres, was wir sagen können, als den biblischen Text. Und wenn wir den Lesern Lust zum Worte Gottes gemacht haben, Jesus schmackhaft gemacht haben, mögliche Störfrequenzen und Stolpersteine für den gewählten Text beseitigt haben, dann haben wir unsere Arbeit getan.
  • Zum Schluss eine Ermutigung: Wer sein Thema in 15 Minuten überzeugend vorbringen kann, dem gelingt das auch in 45 Minuten. Umgekehrt ist es schwieriger.
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Rowland Hill lehrt das Beten

Das Werk „Eccentric Preachers“ ist sicherlich eines der unbekanntesten von Spurgeon. Aber viele der darin besprochenen Begebenheiten sind mir auch über Jahre in Erinnerung geblieben. So auch dieses Zeugnis über Rowland Hill, wie er einem Schlendrian das Beten beigebracht hat:

Ich möchte ausführlich zitieren (S43-45) und habe für die Übersetzung auf Chat-GPT zurückgegriffen. (Übrigens habe ich schon einmal über das Buch gesprochen. Dort berichtet Spurgeon über sein „Bart-Erlebnis“):

„Lassen Sie mich Ihnen ein oder zwei Beispiele geben, und das erste stammt aus Mr. Grants Aufzeichnen über Rowland Hill in „The Metropolitan Pulpit“. Es wird in einem etwas wortreichen Stil erzählt, aber die Abwechslung von meiner eher abrupten Art könnte eine Erleichterung sein:

„Eine fromme Frau, ein Mitglied der Surrey Chapel, war mit einem Ehemann verheiratet, der, obwohl er freundlich zu ihr war, keinen Sinn für Religion hatte, aber es liebte, die Stunden mit Biertrinken zu verbringen, die sie beim Hören des Evangeliums verbrachte. Es geschah, dass das Paar aufgrund einer geschäftlichen Enttäuschung ihre Miete an einem bestimmten Quartalstag nicht bezahlen konnte. Die Folge war, dass eine Pfändung auf ihr Mobiliar gelegt wurde und eine Partei damit beauftragt wurde, wie es im Fachjargon heißt, ‚Besitz zu ergreifen‘. Nachdem sie jeden erdenklichen Plan durchdacht hatten, um sich aus den Schwierigkeiten zu befreien, in denen sie sich befanden, standen sie kurz davor zu verzweifeln, als der Ehefrau die Idee kam, die Umstände Mr. Hill vorzutragen. Sie begab sich sofort zu seinem Haus, erhielt sofort Zugang zu ihm und machte mit nicht geringer Zittern eine kurze und einfache Darstellung der Situation.

‚Wie viel würden Sie benötigen, um Ihre Möbel zu retten und die Person loszuwerden, die im Besitz ist?‘ fragte Mr. Hill.

‚Achtzehn Pfund, Sir, wären völlig ausreichend für diesen Zweck‘, antwortete die arme Frau mit klopfendem Herzen.

‚Ich werde Ihnen ein Darlehen von zwanzig Pfund geben, und Sie können es mir zurückzahlen, wann es Ihnen passt. Schicken Sie Ihren Mann zu mir, sobald Sie nach Hause kommen, und ich werde zwei Zehn-Pfund-Scheine bereit haben, wenn er ankommt. Ich möchte die Scheine lieber ihm als Ihnen geben.‘

Mrs. D___ verließ Mr. Hills Haus und eilte mit leichten Schritten, aber mit noch leichterem Herzen nach Hause. Nachdem sie ihrem Mann mitgeteilt hatte, was zwischen ihr und ihrem Pfarrer passiert war, ist es unnötig zu sagen, dass er keine Zeit verlor, sich auf den Weg zu Mr. Hills Haus zu machen. Dieser empfing ihn mit viel Freundlichkeit.

‚Und so‘, sagte er, ‚sind Sie so unglücklich, dass jemand im Besitz ist.‘

‚Leider ja, Sir.‘

‚Und zwanzig Pfund reichen aus, um ihn loszuwerden und Ihnen Ihre Möbel zurückzugeben?‘

‚Ja, Sir.‘

‚Nun, dann‘, sagte Mr. Hill und wies auf den Tisch, ‚da sind zwei Zehn-Pfund-Scheine für Sie, die Sie zurückzahlen können, wenn Sie in der Lage sind. Nehmen Sie sie.‘

Der andere trat an den Tisch, nahm die Scheine und war dabei, sie zusammenzufalten, während er Mr. Hill herzlich für die Freundlichkeit dankte und die Hoffnung äußerte, dass er den Betrag bald zurückzahlen könne, als der Reverend plötzlich ausrief: ‚Warten Sie einen Moment! Legen Sie die Scheine wieder hin, bis ich einen Segen darüber gesprochen habe.‘

Der andere tat, wie ihm geheißen wurde, woraufhin Mr. Hill, beide Arme ausstreckend, ein kurzes Gebet sprach: ‚O Herr, der du der Urheber aller Barmherzigkeit und der Geber jeder guten und vollkommenen Gabe bist, sei gnädig und segne die Summe Geldes, die diesem Mann gegeben wird, damit sie zu seinem jetzigen und ewigen Wohl beiträgt. Um Jesu Christi willen.‘

‚Nun, Sir‘, sagte Rowland Hill, als er sein kurzes Gebet beendet hatte, ‚nun, Sir, können Sie das Geld nehmen.‘

Der andere nahm zum zweiten Mal die beiden Zehn-Pfund-Scheine und war dabei, sie wie zuvor zusammenzufalten, als Mr. Hill ihn daran erinnerte, dass er etwas vergessen hatte. Man kann sich leicht vorstellen, dass er inzwischen ziemlich verwirrt war. Seine Verwirrung wuchs hundertfach, als Mr. Hill bemerkte: ‚Aber, mein Freund, Sie haben selbst noch nicht um einen Segen für das Geld gebeten. Sie sollten es jetzt tun.‘

‚Sir‘, stotterte der andere und konnte sich kaum auf den Beinen halten, ‚Sir, ich kann nicht beten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie gebetet.‘

‚Sie haben umso mehr Grund, jetzt damit anzufangen‘, bemerkte der Reverend in seiner gewohnt kühlen, aber tadelnden Weise.

‚Ich kann nicht, Sir; ich weiß nicht, was ich sagen soll.‘

‚Versuchen Sie es, danken Sie Gott und bitten Sie um seinen Segen, so kurz Ihr Gebet auch sein mag.‘

‚Ich kann nicht, Sir; ich kann keinen einzigen Satz sagen.‘

‚Dann können Sie das Geld nicht haben. Ich werde einem Mann ohne Gebet keine zwanzig Pfund leihen.‘

Der andere zögerte einen Moment, dann sagte er mit geschlossenen Augen und erhobenen Händen mit großer Ernsthaftigkeit: ‚O Herr, was soll ich dir und Mr. Hill an dieser Stelle sagen?‘ Er wollte einen weiteren Satz beginnen, als der Reverend ihn unterbrach und bemerkte: ‚Das reicht für den Anfang. Es ist ein sehr gutes erstes Gebet, denn es kommt von Herzen. Nehmen Sie das Geld, und möge Gottes Segen damit einhergehen.‘ Während er sprach, nahm Mr. Hill die beiden Zehn-Pfund-Scheine auf, reichte sie dem halb verwirrten Mann, schüttelte ihm herzlich die Hand und wünschte ihm einen guten Morgen.

Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass nicht nur Mann und Frau in weltlichen Dingen erfolgreich wurden, sondern dass das Ereignis einen so tiefen Eindruck im Geist des Ehemannes hinterließ, dass es schließlich zu seiner Bekehrung zu Gott führte.“

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Erfahrungsbericht: Logos auf einem E-Reader nutzen

Weihnachten 2021 habe ich mir selbst ein Geschenk gemacht und einen Wunsch erfüllt, den ich seit meiner ersten Logos-Nutzung hatte, erfüllt. Genauer suchte ich eine Lösung, um die Logos Bibliothek auch auf einem E-Ink-Display nutzen zu können. Vor vielen Jahren bot Logos die Möglichkeit an, die Bücher der Bibliothek (oder zumindest Kapitel) in „send to kindle“ zu exportieren. Es ist aber verständlich dass diese Option aufgrund von Lizensierungsfragen irgendwann eingestellt wurde.

2021 machte ich mich also auf die Suche nach einem Android-fähigen Reader, der es gestattet auch Apps aus dem Play-Store zu laden und habe das damals im Onyx Boox Note Air 10.3 gefunden. Das Gerät war damals bereits ein Auslaufmodel, da Model zwei rausgekommen ist und konnte relativ günstig für etwa 350 EUR auf Ebay erworben werden.

Ich habe das Investment nicht bereut, da nach einer kleinen Aktivierung der Play-Store auf dem Reader aktiviert werden konnte und die Logos-App heruntergeladen, installiert und genutzt werden konnte. Gerade längere Werke oder theologische Artikel lese ich nun auf dem Boox Note Air. Textmarkierungen werden genauso synchronisiert wie die Bibliothek. Die Nutzung ist also ganz gewohnt, wobei natürlich die lange Lade- und Reaktionszeit von E-Ink-Displays nicht alle Flexibilität von Logos sinnvoll nutzbar macht. Aber dafür habe ich mein iPad oder den PC. Dieser Reader ist ein weiterer Weg und häufiges Mittel der Abendlektüre. Entgegen ersten Befürchtungen, dass es sich um mangelhafte China-Ware handeln könnte, bekommt der Reader auch heute noch regelmäßig System-Updates und bietet eine Möglichkeit Bücher und Dokumente via Boox Drop kabellos (mit Kabel ist es natürlich genauso möglich) zu übertragen.

Heute habe ich den Onyx-Store besucht und gesehen, dass der Reader sogar in 3er Generation auf dem Markt ist, und nun auch Modelle in handlicher 6 Zoll-Größe angeboten werden. Außerdem experimentiert der Hersteller auch mit Monitoren und E-Ink-Displays in Farbe. Obwohl der Preis schon recht hoch ist und man für den gleichen Preis auch ein recht praktikables Notebook erwerben könnte, überwiegt für mich der Vorteil der augenschonenden Logos-Nutzung. In den letzten 2,5 Jahren hat sich zudem die Zahl der E-Ink-Display-Logos-Nutzer deutlich vergrößert, wie die Reaktion auf diese Forum-Anfrage zeigt.

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Neues und Altes aus der Hör-Schatzkammer

Einige Hör-(Neu)Entdeckungen, die ich mit euch teilen möchte:

Dr. Brockers Weltraumabenteuer

in 29 (30?) Folgen werden von teils legendären Sprechern (Fred Graeve als Dr. Brocker und Thomas Streibig als sein größter Konkurrent Fletcher machen ihre Rollen einfach genial) Fragen von Wissenschaft und Glaube sehr interessant verknüpft. Für Kinder (und Kindgebliebene) ab 10. Eine Hörspielreihe, die wie die Wildwest-Abenteuer (vor allem) von Hanno Herzler realisiert wurden.

Der Fürst und der Fährmann

Leider blieb es – so weit mir bekannt ist- nur bei dieser Folge einer sehr spannenden Idee, in der sich eine unerwartete Freundschaft zwischen einem Fürsten und einem armen Fährmann entwickelt. Vom Produktiven Duo zur Nieden/Herzler realisiert.

„Alles was Christus ist…“ – Acht Christuspredigten von C.H. Spurgeon

Eine wirklich gelungene Predigt-Auswahl von Spurgeon wurde vertont. Während sich Spurgeon in der einen Predigt auf die Erniedrigung Christi konzentriert, bespricht er in einer anderen seine Herrlichkeit. Niemals werden sie langweilig, da trotz seiner häufig blumigen Art, ihm durchgehend konkrete Anbindungen und Anwendungen an die Vereinigung und Verbindung Christi mit der Gemeinde gelingen. Achtung: machen süchtig -seid gewarnt! Wer dann abhängig wird, findet auf „Audio-Deutsch“ nur noch „Meine Bekehrung“, Eine gute Menge auf dem Kanal Glaubensgerechtigkeit oder auf meinem Channel (gelesen von Esther Funk).

Robin Hood

Diese Lesung von Robin Hood ist sehr gelungen, ich denke Kinder ab 6 Jahren dürften schon mitkommen, aber auch die größeren werden an manch einer komischen Szene ihre Freude haben.

Wilhelm Tell

Ich überlege schon länger, wie man Kinder an Literatur heranführen kann, und finde das alles andere als leicht. So richtig einen Plan habe ich immer noch nicht, aber ich habe Wilhelm Tell in der Reihe „Weltliteratur für Kinder“ ausprobiert und Otto Sanders Stimme ist in dieser Geschichte natürlich schon ein Genuss.

Die Leute von Seldwyla von Gottfried Keller

Dieser Novellenzyklus von 10 Geschichten enstand während der Arbeit Kellers am riesigen Roman „der Grüne Heinrich“. Alle Ideen, die nicht so ganz in die große Geschichte passten wurden in diesen Zyklus ausgelagert. Sie spielen alle in Seldwyl und Umgebung einem fiktiven schweizerischen Ort und sind eine bunte Mischung von Geschichten: Eine Entwicklungsgeschichte (Panktraz der Schmoller) ist genauso dabei wie eine Tragödie (Romeo und Julia auf dem Lande) oder ein Märchen (Spiegel das Kätzchen) oder eine Komödie (Kleider machen Leute). Es überwiegen aber Lebensbilder mit stark satirisch-groteskem Einschlag. Mein Favoriten sind „Dietegen“ und „Die drei gerechten Kammmacher“. Jede der zehn Geschichten ist ein Meisterwerk, wobei ich nach diesen zunächst einmal genug von Keller hatte.

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Darf man etwas von Spurgeon lesen?

Eine regelmäßig gemachte Beobachtung möchte ich berichten. Man teilt mit jemanden ein Zitat von z.B. Spurgeon, aber es darf auch Luther sein oder Calvin, oder ein Puritaner, oder C.S. Lewis oder eigentlich sonst jemand, bisher konnte ich es mit eigentlich jedem Autor erleben, möchte es aber für den Artikel – for the sake of the argument – auf sogenannte „calvinistische“ Autoren beschränken. Die Gänsefüßchen, weil auf Rückfragen die verschiedensten Definitionen von „calvinistisch“ gegeben werden, wobei ich mich bei etwa 50%-70% der Definitionen frage, ob die Autoren diese akzeptieren würden.

Der Gesprächsverlauf ist in etwa dieser:

S (für Sergej): „Diese oder Jene Predigt von Spurgeon hat mich getroffen und hat mich wirklich erbaut. Außerdem konnte ich auf eine Frage, auf die ich schon seit Monaten Antwort gesucht habe, eine zufriedenstellende Antwort finden.“

V(für Varianten möglicher Reaktionen):

  1. „Das ist interessant, aber sollte man bei Spurgeon nicht aufpassen, schließlich war er ja calvinistisch geprägt“
  2. „Ich habe mal gehört, Spurgeon hat mal geraucht“
  3. Weitere entweder emotionelle oder intellektuell formulierte Varianten von 1 oder 2 oder 1 und 2.

Zum einen gestehe ich ein, dass ich natürlich Kontroversen anziehe und gerne argumentiere und sozusagen solchen Widerspruch wie ein Magnet anziehe. Den in der Tat auf Einwände 1 bis 3 versuche ich meinst mit Argumenten entgegenzutreten („Das Rauchen empfahl ihm sein Arzt, als er ihn wegen seiner Furcht, abhängig vom Kafffee zu werden, ansprach“).

Aber mir geht langsam auf, dass womöglich sämtliches Argumentieren unnötig oder mindestens „kindisch“ war, das wird deutlich wenn man die Argumentation einfach umdreht:

-> Habe ich Spurgeon etwa deswegen gelesen weil er eine ganz bestimmtes Verständnis von der Vorherbestimmung hat? Ist das der Grund, warum ich mir Predigten über „Christus im Alten Testament“ von ihm reinlese, warum ich E. Funk frage, ob sie Predigten von Spurgeon aufnimmt, warum ich seine Tröstenden Worte in „Ich bin der Herr, dein Arzt lese“, warum ich seine humorvollen Spitzfindigkeiten in „Guter Rat für allerlei Leute“, warum ich über seinen Tiefsinn in seiner Autobiographie staune? Ist das der Grund dafür? Oder lese ich das alles deswegen, weil Spurgeon geraucht hat? Wahrscheinlich müsste ich dann die Reformatoren deswegen lesen, weil sie die Baptisten verdammt haben und die Puritaner, weil sie so übertrieben streng waren.

Selbst wenn die Einwände wirklich stimmen und völlig zutreffend wären und z.B. Spurgeons Model der Prädestination völlig fatal, so wäre das doch nicht der Grund für mich ihn zu lesen!

Ich glaube also schon, dass es wichtig ist, sich die Frage zu stellen, warum man einen Autor liest oder nicht und ich mache vor allem ein zentrales Maß aus: Die Frage nämlich, ob der Autor wirklich den Herrn sucht, für den Herrn eifert, Gott liebt, Christus zu erfassen sucht. Das Suche ich: Eine Leidenschaft für Gott, etwas, das in meiner Seele den Hunger nach Gott weckt, oder mich aufweckt, wenn ich diesen Hunger in irgendwelchen Götzen zu stillen suche. Das ist für mich das allesentscheidende Maß an dem ich christliche Literatur messe. Die entscheidende Frage, ob man zu einem Buch greift, sollte diese sein: Bringt mich das Buch näher zu Gott? Nicht das ich mich selbst immer daran halten würde und nicht schon von manch einem eher „leeren“ Roman habe fesseln lassen. Aber gerade in der christlichen Literatur suche ich doch nicht feine Rhetorik (selbst von einem Nichtraucher) oder clevere Polemik (selbst von einem Arminianer), nein ich suche den Hunger nach Gott. Etwas, das die Psalmen so oft ausdrücken: Ein Lechzen nach Gott, wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt! Finde ich das, ist mir schlicht zweit- (eher dritt)-rangig, welches Taufverständnis und welches Endzeitmodel der Autor vertrat und welcher Denomination er angehört hat. Genau diesen Hunger finde ich bei Spurgeon, aber ich finde ihn relativ selten bei seinen Kritikern…

Das lässt uns mit der Frage zurück: Warum lässt sich bei uns so wenig Hunger nach Gott finden, wenn wir zu christlichen Büchern greifen?

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Die krasse Verswahl eines frommen Fürsten

Über Friedrich III. den Frommen, Kurfürst der Pfalz und – man muss es fast so sagen – Mitautor (Hier wird auf einiges seines Einflusses auf den Katechismus eingegangen) des Heidelberger Katechismus weiß ich nicht allzu viel. Aber die Begebenheiten lassen mir diesen Mann legendär erscheinen.

Diese Version des Katechismus besitzt im Anhang eine historische Einführung und schildert einen herausfordernden Moment in einem Reichstag, der vor allem wegen der „unlutherischen“ Formulierung des Katechismus zum Abendmahl durchgeführt wird. (Ich habe alle meine Exemplare verschenkt und muss aus der Erinnerung berichten). Man droht dem Fürsten mit dem Ausschluss aus dem Religionsfrieden mit den Katholischen Fürstentümern. Die Pfalz wäre damit „Freiwild“. Doch der Fürst ergreift sein Schwert und sagt, dass er seine Meinung nicht ändern wird, er weder lutherisch noch calvinistisch sein will, sondern Christ und wen das stört, der solle ihn doch gleich hier auf der Stelle töten. Nun reagieren die anderen Fürsten (von denen es einige Sympathisanten gabt) bestürzt und versichern ihm: Wer rede schon von Töten, alle wissen doch, dass er Frömmer sei als sie alle. – Bei allen politischen Entwicklungen, Machtbestrebungen und Wirrungen der Zeit eine schöne Geschichte, die die Ernsthaftigkeit des Glaubens eines Fürsten zeigt.

Ich habe nie verstanden warum am Heidelberger Katechismus gerade das kritisiert wird, was mir am besten gefällt, nämlich die Angaben der Bibelstellen. 700 sind es insgesamt, davon 75% aus dem Neuen Testament. Genau diese Bibelstellenangaben sind auf ausdrücklichen Wunsch des Fürsten in den Katechismus aufgenommen worden. Diese Webseite führt eine ausführliche Übersicht über die Bibelstellen im Werk.

Ich verstehe ehrlich gesagt die gelegentlich aufgeführte Kritik von einigen Theologen an diesem Vorgehen nicht. Damit betreibe man „billiges Proof-Texting“, rümpft man die Nase. Ich dachte lange darüber nach, ob da etwas dran ist, bin aber mittlerweile der Meinung, dass es wirklich nur „Nase-Rümpfen“ ist. Da ist nichts weiter dran!

Denn ist es doch klar, das wir nichts über Gott und sein Werk lehren können, ohne diese Lehre mit seinem Wort zu begründen. Die ganze Struktur eines Katechismus lebt schließlich davon: Man stellt eine Frage: „Was ist Gott?“, Gibt die kurze Antwort: „Gott ist Geist“ und nun bleibt ja die Frage: Warum sagst du das, warum stimmt diese Antwort? Warum ist genau diese Antwort wichtig? Und man sollte diese dann nennen können: Joh. 4,24; 1 Kor. 2,11-12.

Dieses Vorgehen für wichtige Fragen entscheidende „Stützstellen“ zu haben, wird mir persönlich immer wichtiger. Gerade in der religiösen Erziehung von Kindern erlebe ich hier großen Segen, wenn man versucht auf gestellte Fragen in die Schrift zu gehen und gute und biblisch fundierte Antworten zu finden und diese so auch in der Schrift nachzulesen. Dass gibt eine große Gewissheit und Sicherheit, dass die Antwort auch wirklich begründet ist.

Das kann man dann auch für viele andere Fragen anwenden, als die 129 des Katechismus. Mir gefällt gerade diese Strategie: „Frage – Antwort – Stützstelle“.

Ich möchte hier noch aus einer persönlichen Erfahrung berichten, warum ich etwas von der Anwendung von Stützstellen in religiösen Gesprächen abgekommen bin und warum ich sie neu entdeckt habe. Man stelle die Frage: „Werden alle Kinder Gottes bis zum Schluss ausharren?“ oder „Was meint der Begriff der Auserwählung?“ – Dann sind zentrale Stützstellen meist sehr schnell lokalisiert (für die erste Frage: Joh 10,27-29; Röm 8,31-37, für die zweite Frage: Röm 9,6-18; Eph 1,3-13) . Ich weiß nicht wie viele unzählige Male ich mit vielen meiner Brüder und Schwestern über diese Fragen debattiert habe, aber fast immer (wenn eine gewisse vorgeprägte Meinung schon festlag) waren diese Texte „verbrannt“. Was ich damit meine ist dieses: Man war nicht bereit in diese Texte genauer reinzuschauen, da man überzeugt war, hierrüber schon alles zu wissen und diese erklären zu können. Das habe ich sehr häufig erlebt und mir irgendwann für bestimmte Fragen angewöhnt „unverbrannte“ Texte zu suchen. Also Stellen zu finden, wo Menschen bereit sind, auf diese zu schauen, diese Wirken zu lassen. Ging ich der Frage nach dem Ausharren nach, wurde dann Röm. 5,6-10 eine wichtige Stelle für mich, für die Frage nach der Auserwählung z.B. 1 Pet 1,1-2 oder Joh 12,37-43).

Ich bin immer noch der Meinung, dass diese Strategie manchmal berechtigt sein kann, ich habe sie aber zu oft verwendet. So habe ich oft zentrale Stellen ignoriert, und unvoreingenommene Leser NICHT auf die zentralen Stellen geführt. Andererseits hat jede Stelle auch ihre spezielle Nuance, ihren besonderen Aspekt, ihre aktuelle Lehre. Hier habe ich dann einerseits von Neuentdeckungen profitiert, nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ zu analysieren. Andererseits waren es aber nicht immer die beste Stelle für die vorhandene Frage. Im obigen Beispiel z.B. beantwortet Joh 12,37-43 weniger die Frage der Auserwählung als Gottes Souveränität und Verantwortung des Menschen im Umgang mit der Annahme oder Verwerfung Jesu.

Es macht vor allem Spaß mit Kindern über Gottes Wort zu sprechen, weil hier die größte Bereitschaft vorhanden ist, den Text so wie er ist zu betrachten. Hier ist es immer ein Gewinn vor allem die entscheidenden und besten Stützstellen zu betrachten.

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Bibenta – Das Stickeralbum vom BLB

Heute habe ich in einer Kirchengemeinde das Stickeralbum Bibenta vom Bibellesebund entdeckt.

Einige Werke des Bibellesebundes habe ich bereits vor einiger Zeit auf diesem Blog vorgestellt und es ist dem Verlag erneut ein gelungenes Konzept gelungen, um Kinder zur Beschäftigung mit dem Wort Gottes zu ermutigen.

Dabei handelt es sich um ein Sticker-Album, das viele Fussballiebhaber bestimmt so auch von den bekannten Panini-Sammelalben kennen. Das Album selbst kommt bereits mit 4 Päckchen Sammelkarten,wobei jedes Päckchen jeweils 4 Sticker enthält.

Es ist möglich einen „Stickerdispenser“ zu erwerben, dadurch eignen sich die Sets auch als „Mini-Geschenke“ z.B. für die Kinderarbeit. Die Sticker selbst sind sehr dekorativ gestaltet (manche gibt es auch mit Hologramm-Effekt) und haben die Informationen zu den vorgestellten Personen. Wobei nicht nur Personen der Bibel vorgestellt werden, sondern auch wichtige Gegenstände, Tiere, Pflanzen und Schlüssel-Verse der Bibel. Das Album selbst ist eher wie eine Kinderbibel aufgebaut und erzählt von Schöpfung, den Personen des Alten und Neuen Testaments, von Christus und der Entstehung der Christlichen Gemeinde.

Auch wenn die Illustrationen gelegentlich etwas poppig wirken ist das Stickeralbum ingesamt eine gelungene und kreative Idee der Auseinandersetzung mit Gottes Wort.