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Lesen gegen den Trend: Ein Ziel für das Jahr 2025

Für V.H.

Lieber V., deine regelmäßigen Nachrichten über deine Lektüre waren in den letzten Wochen eine große Ermutigung für mich. Die Wahl meiner Lektüre fällt sicher anders aus, als deine, aber ich möchte dich unbgedingt ermutigen, weiterhin gegen den Strom zu schwimmen.

Lesen ist so out wie nie – eine verwandte Seele sagt mir immer, wenn ich ein Buch erwerbe, dass es die reinste Geldverschwendung wäre, man könne doch alles auch im Internet nachlesen. Lesen ist in etwa genauso out, wie das Bloggen. Für was einen Artikel lesen, wenn man sich durch Insta-Reels klicken kann?

Ich bin sowohl zu anachronistisch, wie auch zu sturr, um einfach jedem Trend zu folgen, und beklage jeden (christlichen) Blogger, der das Bloggen für Insta (oder sonst was) -Flimmerbildchen eingetauscht hat. Keine Option für mich. Und es scheint auch keine Option für meine beiden Mitautoren Alex R. und Eduard K.

Sehr beklagenswert ist auch, dass beide, sowohl Alex, wie auch Eduard durch Ihre Einbindung in Lokaler (und weltweiter) Gemdeinde, kaum oder keine Zeit mehr für Bloggen haben. Sie wären deutlich bessere Autoren als ich, die auch über einen viel besseren Geschmack verfügen, was zumindest christliche Literatur angeht. Ich kann meinerseits höchstens auf meine Expertise für Literatur des 19ten und frühen 20ten Jahrhunderts verweisen, das ist nun wirklich anachronistisch! Übrigens, habt ihr gewusst, dass Eduard Pastor (als Mennoniten sagen sie das Wort Pastor nicht, aber he has no choice) einer großartigen Mennonitischen Gemeinde in Weingarten ist . Ich wünschte, es wäre mir vergönnt, ein Mennonit zu sein! Und trotz des seitlichen Banners geht es unter, das Alex mit cebooks.de christliche Ebooks überhaupt marktfähig gemacht hat.

In jeder Hinsicht war es somit immer eine Adelung für mich, an NIMM-LIES mitzuwirken. Das Projekt nur deswegen zu vernachlässigen, weil es nicht dem Trend entspricht, macht mich trotzig! Mehr als 1200 veröffentlichte Artikel können nicht irren.

Ein anderer Freund fragte mich, worauf ich mich für das Jahr 2025 freue – Seit der Schulzeit bin ich getaktet darauf, dass das Neue Jahr im September anfängt, deswegen war der erste Januar nie ein wesentlich relevantes Datum für mich. Dennoch hier sei ein Ziel für das Jahr 2025 geäußert: Wieder mehr Stoff unter der Marke „NIMM-LIES“. Und um konkreter zu werden, als die aktuell infaltionären Wahlprogramme unserer lupenreiner Demokraten: Mindestens 50 Artikel und die Steigerung der Zugriffszahlen um 30% im Vergleich zu 2024. Mit Gottes Hilfe wollen wir das in einem Jahr reviewen!

Und hier mein lieber V. brauche ich deine Hilfe: Warum eigentlich keine Rezensionen schreiben? Ein Ziel könnte doch sein, ein Viertel des Workloads zu übernehmen? Dass du gut texten kannst, ist mir bereits bekannt….

Und für den Rest: Was habt ihr in letzter Zeit so Gutes gelesen?

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Halbzeitanalyse(a): Gewohntes Lesen

“Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.” (Lukas 5,39)

Meine Halbzeitanalyse soll nicht nur auf glaubend.de (dort numerisch) stattfinden, sondern auch in der literarischen Welt (hier alphabetisch).

Als Leser entwickelt man irgendwann, häufig völlig unbewusst, irgendwo im „Hinterkopf“ versteckt ein Bewertungssystem für das Gelesene. In diesem Blog habe ich wiederholt versucht, diese Bewertung in Rankings darzustellen (hier, hier und hier). Bereits der Versuch einem Werk das Prädikat „lesenswert“ zu verleihen, schließt mit ein, dass man wiederholt zu diesem greifen würde und sollte. Eine Buchempfehlung ist somit auch der Ausdruck der eigenen Beziehung zu einem Werk. Dies und das empfand man kostbar, das möchte man weitergeben. Und das was ein anderer Lesen soll, das sollte man auch selbst erneut lesen. Dafür möchte ich den „Rereading-Faktor“ einführen, kürzen wir ab mit RF. Bleibt RF<1, ist das Buch nicht wert zu Ende gelesen zu werden, ist RF>1 oder gar >>1 ist ein wiederholtes Lesen Pflicht. Ein RF von z.B. 2 bedeutet, dass das Buch wert ist vollständig erneut durchgearbeitet zu werden. Übrigens kann es durchaus passieren, dass ein Buch (gerade umfangreiche Werke) je nach Kapitel oder Abschnitt einen variierenden RF bekommen. – Soweit die Theorie.

Es erscheint weise, diese Bewertung möglichst zügig zu treffen. Ein Buch, das nicht wert ist, zu Ende gelesen zu werden, kann man getrost zur Seite legen. Es ist einfach nicht genug Lebenszeit da, um sie mit schlechten oder mittelmäßigen Büchern zu verbringen. Es gibt wirklich eine ganze Menge erstklassiger Literatur. Deswegen versuche ich meine (aktive) Bibliothek so auszurichten, dass der Rereading-Faktor >=1.5 ist. Das bedeutet, ich möchte wirklich Bücher lesen, auf die ich wiederholt mit Gewinn zurückgreifen kann. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der ich den Druck verspürte ein Buch, das man anfing auch zu Ende zu lesen, egal wie schlecht es war. Aber ich denke hier liegt ein falscher Ehrgeiz vor. Gleichzeitig würde ich nicht jedes Buch verschmähen, das man eigentlich nicht wieder lesen würde. Dazu gehören eine ganze Menge an Krimis. Doch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, gottlose Werke lieber früher als später zur Seite zu legen.

Mir ist klar, das ich für den „Gewohnheitsleser“ (oder vielleicht besser als Gewohnheitsleser) spreche, der ohne die Absicht einer wissenschaftlichen Analyse liest. In einer wissenschaftlichen Analyse ist es gelegentlich unumgänglich die seltsamsten Schriften penibel gründlich zu lesen, obwohl man sie langweilig, widersprüchlich findet und die vertretenen Positionen geradezu verdammt. Einmal wollte ich wissen, wie Luthers Antisemitismus tatsächlichlich gelagert war, und habe die meisten seiner Auseinandersetzungen mit dem Judentum gelesen. Seine Werke „Von den Juden und ihren Lügen“, „Shem Hamphoras“ und „die Vermahnung wieder die Juden“ kann man nur mit Entsetzen und Haarsträuben verarbeiten. Nicht lesenswert, nicht empfehlenswert, aber es war der einzige Weg sich ein eigenständiges Bild von diesem düsteren Kapitel im Leben Luthers zu machen.

Ein Beispiel für Werke mit hohem RF, die ich dieses Jahr entdeckt habe: „Kirchengeschichte“ des Eusebius, „Ten Cesars“ von B. Strauß und „Jesus and The Gospels“ von C. Blomberg.

Gleichzeitig habe ich mal wieder zu einer ganzen Menge Bücher erneut gegriffen. Erneut erneut! Mit ganz unterschiedlichen und teilweise unerwarteten Erfahrungen. Ich habe erneut zu „Darf ein Mensch sich für die Wahrheit totschlagen lassen“ von S. Kierkegaard gegriffen. Ich weiß noch, wie ergriffen ich war, als ich dieses Werk das erste Mal las, ich verfasst gleich eine euphorische Rezension. Beim erneuten Lesen wurde mir zwar klarer, warum ich damals so euphorisch reagierte, aber ich finde die Hauptthese des Werkes heute viel weniger relevant wie damals. Das erneute Lesen half mir eher mein eigenes Mindset zu reflektieren. Ich habe mich zu dieser Zeit bei jedem Widerspruch zu sehr als Märtyrer der Wahrheit gewertet. Eine ähnliche Erfahrung habe ich mit „Fürst Serebryani„(bzw. deutscher Titel manchmal „Iwan der Schreckliche“ von A. Tolstoi) gemacht. Die dort vorgebrachte These, dass man in einem zu verwerfenden System entweder irgendwann selbst Teil des Systems wird, oder zu einer handlungsunfähigen Opposition verkommt, hat mich sehr bewegt, als ich das Buch als Jugendlicher das erste Mal las. Diese These beschäftigte mich sehr. Der Versuch von Innen heraus konstruktiv zu gestalten führt zum Verkauf der Seele, und der Versuch aktiv zu widerstehen führt zur Isolation und dem Verlust der Seele. Ein unauflösbares Dilemma! So viele Jahre blieb dieses Buch für mich ein Weckruf und ich habe viele Leute erlebt, die als junge Menschen sehr wohl Feuer und Flamme für die Wahrheit waren, aber gerade in dem Alter, in dem ich mich gegenwärtig selbst befinde, furchtbare Kompromisse machten. Für ein Ämtchen, oder eine Würde oder eine Ordination oder ein bisschen Gemütlichkeit tauschte man Seele und Prinzipien ein. Ich glaube auch nach erneutem Lesen, das Tolstoi hier einen wichtigen Punkt trifft, aber es gelingt ihm nicht so gut, wie er es hätte machen können. Auch ist die literarische Qualität des Gesamtwerkes nicht so hoch, wie ich sie, entzündet vom hier dargestellten Thema zunächst übersah.

Ein anderes Erlebnis hatte ich, als ich erneut zu „Gott erkennen“ von Packer griff. Ich habe mich schon lange gefragt, woher ich einige ganz spezielle apologetische Argumentationen habe. Und als ich die Kapitel von Packer las, habe ich mich erneut erinnert, wie Packer mich geprägt hat. Erst durch das erneute Lesen wurde mir bewusst, das Packer eine prägende Person für mein Denken ist.

Ich habe auch zu „Plaudereien in meinem Studierzimmer“ von W. Busch gegriffen. Das Buch hat mich wiederholt getröstet, herausgefordert, ich fand viel Weisheit in den Gedanken von Busch. Die Menge an Glaubensvorbildern regt zum weiteren Lesen an. Für mich sind „die Plaudereien“ ein gewisses Buch der Mitte, zu dem ich immer wieder zurückkehre. Es gibt von Spurgeon ein ähnliches Werk, das mich ähnlich bewegt, wenn ich zu diesem greife (und das leider äußerst unbekannt ist): „Eccentric Preachers“.

An dieser Stelle ist es nötig zu erläutern, wie man den RF eines Werkes ermitteln kann. Ich denke hier an Parameter wie die Inhaltskonzentration (wenn wir schon bei Abkürzungen sind, nennen wir das IK) und Argumentationstiefe(AP): Werden wirklich nach Wissen und Können alle vorhandenen Fakten bei der Analyse einer Frage beleuchtet? Hat man sich der Frage/dem Thema sowohl in der Breite wie in der Tiefe genähert? Man kann sich auch die Frage stellen: Arbeitet das Buch gründlich und bleibt es umfassend? Wenn der Autor dabei auch noch fokussiert bleibt, hat man einen Schatz in seiner Bibliothek, den man hüten sollte. Irgendwie reduktionistische Sichten auf Welt, Leben oder Gott sollten vermieden werden. Ein Buch von dieser hohen Qualität wäre z.B. die Institutio von Calvin. Der Mann liefert hier Seite für Seite präzise biblische Exegese bei einer sehr umfangreichen Beleuchtung möglicher Gegenargumente und Gedankengänge, ohne sich allzu sehr in Details zu verlieren (Ich gestehe jedoch ein, dass nicht die komplette Institutio überall den gleichen RF erreicht). Jemand, der die ganze Zeit das gleiche Argument breit tritt, nimmt mich als Leser nicht ernst, oder hält mich offensichtlich für blöd (warum sonst wiederholt er sich ständig?). Und jemand anderes, der nicht gründlich auf mögliche Gegenargumente /schwierige Anwendungen/etc… eingeht, da bekomme ich beim Lesen das Gefühl, dass ich betrogen werden soll (warum sollte der Autor sonst ein offensichtliches Argument unterschlagen?). In beiden Fällen kann man nicht ein sonderlich lesenswertes Werk produzieren. Wir haben in diesem Artikel Luther bereits als negatives Beispiel aufgeführt. Aber neben seiner misslungenen Auseinandersetzung mit Juden und Widertäufern findet sich viele äußerst gelungene Auseinandersetzungen über das Evangelium: Von den Guten Werken, Wie man Beten soll, Von der Freiheit eines Christenmenschen. Was Luther im Vergleich zu Calvin an Präzision fehlt macht er durch Kreativität und überraschend angenehme Lesbarkeit wieder wett. Ich bin immer wieder überrascht, dass es mir viel einfacher fehlt Luther zu lesen, als viele Werke (die ansonsten einwandfrei sind), die eigentlich meiner Zeit näher sein sollten.

Wir können auch ein Werk wählen, das zeitgemäßer ist: „Dienstanweisung an einen Unterteufel“ von C.S. Lewis ist derart voll von Strategien des Satans Christ zu verführen, dass ich auch nach viermaligem Lesen noch nicht einmal eine Übersicht über die Verführungsstrategien habe.

Mit bestimmten Literaturgattungen muss man eine modifizierte Form des Rereadings annehmen. Dazu gehören Predigten. Mir scheint es häufig besser zu sein, nicht die gleiche Predigt mehrfach zu lesen (Achtung: es gibt Ausnahmen!), sondern lieber verschiedene Predigten aus unterschiedlichen Zeitpunkten. Bei Tim Keller wird man z.B. durchaus einen Unterschied zwischen den 90er Jahren Predigten und den 2020er Predigten finden, aber auch überraschende Parallelen. Ähnlich ist es mit klassischer Literatur. Allein die schiere Auswahl macht es häufig notwendig, dass man von guten Autoren, lieber zu einem weiteren bisher nicht bekannten Werk greift. Egal wie sehr „Brüder Karamasow“ mich beeindruckt hat, das nächste Werk von Dostojewski (oder einem russischen Autor) wird eines sein, dass ich noch nicht kenne)

Ich bin mir sicher, alle Bibelleser werden den Nutzen vom Wiederholten Lesen kennen. Kein Konzept der Bibellektüre geht davon aus, dass man mit der Bibel durch ist, wenn man sie ein einziges Mal durchgelesen hat. Tatsächlich werden die thematischen Verknüpfungen, die Schönheit der Gliederungen, Weiterentwicklungen bereits vorgekommener Themen und vieles mehr erst durch viele Male des Lesens erfasst und erfassbar. Damit möchte ich schließen: Wenn wir auch kein Werk finden sollten, dass wir für würdig halten, um es erneut zu lesen: Bei der Bibel werden wir niemals fehl liegen, sie erneut zu lesen.

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Wie können wir denn lesen? (3): Bekenntnisse eines Kunstwerkers

Dieser Artikel ist nun endlich der abschließende Teil einer Trilogie, die zu lange offen blieb.

Der erste Artikel war eine grundlegende Einführung und liest sich für mich rückblickend zu sehr nach Imperativ. Im zweiten Teil blickte ich auf die praktische Situation des Bibellesens. Ist ernsthaftes Bibellesen wirklich möglich?

Ich denke in beiden Artikeln war ich nicht praktisch und einfach genug. Ein letzter Versuch also.

Ich fange mit einem Geständnis an: Noch bis vor wenigen Jahren war mein handwerkliches Können schlechter als eine „Null“. Selbst mit 25 war ich damit überfordert einen „Fahrradreifen“ aufzupumpen“ und die einfachste Tätigkeit machte mich nervös, kribbelig, hoffnungslos. Wer denkt, dass ich übertreibe, findet genug Menschen, die meine Unfähigkeiten bestätigen durften. Auf den Baustellen meiner Schwager traute man mir niemals mehr zu, als „den Müll“ zusammenzusammeln (was auch eine wichtige Tätigkeit ist, ich bringe dieses Argument an dieser Stelle als Beweis für meine handwerkliche Unfähigkeit). Aber es gibt auch Beweise anderer Art. Als ich anfing, (mit >25 Jahren) mich doch an handwerkliche Aufgaben zu wagen, plante ich und baute die Streifenfundamente für die Fertiggarage selber. Ich weiß noch, wie der Fahrer fluchte, als er die Garage anfuhr: zwischen den beiden Streifen lag ein Höhenunterschied von mehr als 10cm…. „Welcher Mensch hat denn diesen Sch…dieses Kunstwerk“ produziert, sagte er zu mir. Nun man konnte eine Montagelösung finden, aber nicht unbedingt eine Lösung für den beständigen handwerklichen Misserfolg.

Also, falls jemand denkt, dass ich mich nun für einen „guten Handwerker“ halte… Weit gefehlt. Ich bringe das Beispiel, dass dieses Jahrzehnte alte Entmutigungsfeld seit einiger Zeit zu einem „Hoffnungsfeld“ für mich geworden ist. Nicht jedes Projekt gelang hundertprozentig, manches misslang eindeutig, aber, dass ich es geschafft habe, die bis dahin ständig ausfallende Solaranlage, an der bisher viermal der Handwerker scheiterte, selber zum Laufen zu bringen, bestätigt mich, dass eine wirkliche Veränderung meiner Haltung zur praktischen Arbeit stattfand.

Als neuerdings die Waschmaschine ein Leck hatte, habe ich mich geradezu darauf gefreut, dieses zu finden und zu reparieren. (Was in der Tat nach einigen Umwegen gelang)

Im Übrigen, falls jemand denkt, dass ich mich dieser Eskapaden rühme. Eigentlich ist es mir immer peinlich, dass ich gerade als Ingenieur ein derart ungelenkes Verständnis von Technik und Handwerk besitze.

Warum diese Beichte? Weil das entscheidende Element, dass meine „zwei Linken Hände“ „auskorrigierte“ in einfacher Lektüre bestand. In welcher Lektüre genau? Meist sind es YouTube-Videos, häufig auch Foren, manchmal Handbücher. Eigentlich fing das mit dem Wechsel eines Fahrradschlauchs an. Es wollte mir nicht gelingen, doch ein Video mit einer Anleitung anzuschauen, da war ich zu stolz. Ich lobe die Geduld meiner Frau, die beharrlich das Video empfahl. Die 4 oder 5 Minuten des Videos glichen einer endlosen Zeitverschwendung, doch etwa die gleiche Zeit später, war der Schlauch gewechselt und das Rad montiert.

Worauf will ich hinaus: Ich bin kein Handwerker, und das ist in Ordnung so. Das man kein Handwerker ist, bedeutet aber nicht, dass man nicht ein vorhandenes Problem nicht lösen kann. Neuerdings gelingen selbst komplexere Aufgaben. Zu Beginn war es für mich furchtbar öde und plump, Anleitungsvideos in YouTube anzuschauen (Auswahl an Ausreden: „sie dauern so lange, reden langsam, wollen ständig, dass man ihren Kanal abonniert..“), aber es war und ist genau der Weg, der funktioniert. Langsam ändert sich meine Meinung, und als die Solaranlage erneut versagte, griff ich zu YouTube Die zwei Tage Arbeit sollen sich schon bald auszahlen, den gerade bei steigenden Gaspreisen entlastet die Anlage unsere Heizungskosten deutlich.

Zurück zum Lesen: Wenn du kein Leser bist, ist das völlig in Ordnung. Aber erwäge Themen, wo es sich für dich lohnt, sich in ähnlicher Weise „reinzuknieen“, wie ich mich bei praktischen Herausforderungen reinknien muss. Es kann ein kulturelles Thema sein, geschichtliche Entwicklungen, Fragen der Exegese, soziale Fragen, Literatur an sich, etc… Ich weiß nur eins: Es wird das, was öde und plump wirkt, sich äußerst schnell auszahlen. Für mich wirkt praktische Arbeit abschreckend, vor allem weil sie eine Menge unangenehmer Erfahrungen weckt, aber ein seriöser Umgang mit diesem praktischen Herausforderungen hat mich reifen lassen. So wird es dir gehen. Ein seriöserer Umgang mit deinen eigenen Fragestellungen, wird Frucht zeigen. Das Gute und Rechte zu lesen, wird dich verändern, so wie mich das Anschauen von Videos mit dem Titel „Warum tropft meine Waschmaschine“ verändert. Wenn aus zwei Linken Händen zwei Rechte werden können, können sich auch zwei Linke Gehirnhälften verändern.

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Der jüdisch-amerikanische Radio-Moderator Dennis Prager über Evangelikale
Das Leseverhalten der Evangelikalen aus jüdischer Sicht

Dennis Prager ist in Amerika schon jahrzehntelang als konservativer und ungewöhnlicher Radiomoderator bekannt. Seine Analyse des Leseverhaltens evangelikaler Christen dürfte global ins Schwarze treffen. Entdeckt, via Monergism:

„Eine Sache, die mir bei Evangelikalen aufgefallen ist, ist, dass sie nicht lesen. Sie lesen die Bibel nicht, sie lesen die großen christlichen Denker nicht, sie haben noch nie von Aquin gehört. Wenn sie Presbyterianer sind, haben sie noch nie die Begründer des Presbyterianismus gelesen. Das kann ich nicht verstehen. Als Jude ist das für mich verwirrend. Das Gebot des Studiums ist im Judentum so tief verwurzelt, dass wir uns in das Studium vertiefen. Gott hat uns ein Gehirn gegeben, sollen wir es nicht in seinem Dienst einsetzen? Wenn ich das Haus eines evangelikalen Christen betrete und insgesamt 30 Bücher sehe, die meisten davon Bestseller, verstehe ich das nicht. Ich habe Bücherregale mit christlichen Büchern, und ich bin Jude. Warum habe ich mehr christliche Bücher als 98 % der Christen in Amerika? Das ist so seltsam für mich.“

O-Ton: Weiterlesen

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Aus „Heaven on Earth“
Thomas Brooks über den Umgang mit Information

Thomas BrooksThomas Brooks gibt im Vorwort seines Buches über die Heilsgewissheit (Hier kostenfrei im Web) einen Ratschlag, wie man weise mit Wissen, Information, Büchern u.Ä. umgehen kann:

„Ein Vater, der drei Söhne hatte, wollte sie auf ihre Vernunft prüfen und gab jedem von ihnen einen Apfel, an dem ein Teil faul war.

Der Erste aß seinen Apfel auf, mit allem, was faul war;

Der Zweite warf alles weg, weil ein Teil davon faul war;

Der Dritte nahm das Faule heraus und aß das, was gut war.

Der Dritte war der Weiseste.

Die einen verschlingen in diesen Tagen alles, das Faule und das Gute zusammen;

Die anderen verwerfen die ganze Wahrheit, weil alles, was ihnen vorgesetzt wird, nicht die Wahrheit ist;

aber die Weisesten sind die, die das Gute zu wählen und das Böse abzulehnen wissen… (Jes. 7,15.)“


Jes.7: 15 Butter und Honig wird er essen, bis er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen.

 

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Not a Fan!

Ich habe mir schon länger überlegt über dieses Thema einen Artikel zu schreiben. Der Skandal um Ravi Zacharias macht mir deutlich, dass ich eher unnötig lang gezögert habe:

Und sollt niemand Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. (Mt. 23,9)

Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen? (Joh. 1,46)

Manchmal frage ich mich, ob gerade die Abwesenheit eines formellen Papsttums uns Evangelikale derart anfällig für den Personenkult macht? Bevor ich hier überhaupt wage, auf jemand anderen mit dem Finger zu zeigen, wird mir mein götzendienerisches Herz auf beschämende Weise bewusst.

Mir ist es neulich beim Lesen von„Schmeckt und Seht“ aufgefallen, dass John Piper völlig überflüssige und unnötige Hinweise auf C.S. Lewis gibt. Auf S. 76 und 78 z.B. findet sich zuerst ein Verweis darüber, wie wichtig es ist über die „gewöhnliche alltägliche Schöpfung“, wie Bäume zu staunen, und im zweiten Fall, wie wichtig es ist, gute Bücher zu lesen. In beiden Fällen hielt Piper einen Verweis auf Lewis für notwendig, obwohl der Artikel explizit über das Leben eines völlig anderen Theologen handelte (Clyde Kilby). Ist das Staunen über Bäume deswegen so wichtig, weil Lewis es tat? Ist das Lesen alter Bücher vor allem deswegen so nützlich, weil Lewis das nahelegt? Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass die besseren Argumente dafür, warum man beides (also Bäume bestaunen und alte Bücher lesen) tun sollte, dadurch nicht erwähnt wurden, weil man sich auf einen Verweis auf eine Autorität beschränkte. Beim Lesen aufgefallen?! Eigentlich ist mir das nur bewusst geworden, weil ich an dem Abend zu viele Nüsse gegessen habe, schlecht schlafen konnte und mir nachts der gelesene Artikel immer wieder vor Augen kam. Beim Lesen selbst war mein dominierender Gedanke: Ich muss unbedingt mehr von Lewis lesen, immerhin schwärmt ja Piper von diesem Autor! Weiterlesen

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Wie können wir denn lesen?

Wenn ich von der Ethik des Lesens sprechen soll, kann ich das nur als Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes verstehen. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch einen Roman oder ein Sachbuch lesen kann. Es bedeutet viel mehr, dass die Offenbarung Gottes in der Bibel die Grundlage für das Verständnis eines Sachbuches oder eben eines Romans ist. Wenn ich mit den zahlreichen ausgefeilten Personenstudien Dostojewskis in seinen Werken konfrontiert werde, dann ist die Bibel Grundlage dafür, um die einzelnen Charaktere zu qualifizieren, sie als gut und böse zu verstehen oder eben wie die Wahrheit so oft ist: Als ein Gemisch von Gut und Böse. Ohne den absoluten Maßstab des Wortes Gottes besäße ich keine andere Grundlage für eine Qualifizierung.

Im  Folgenden möchte ich ausgehend von Eph. 5,16 einige Überlegungen über eine christliche Kultur des Lesens entwickeln:

Fang jetzt an!

Ich bin kein Idealist. Ich weiß, dass viele Menschen überhaupt nichts anderes lesen, als Facebook-Kommentare und ihre WhatsApp-Nachrichten. Und das Jahrein, jahraus. Eine Buchempfehlung bekommt dabei stets das gleiche Urteil: „Gerade habe ich keine Zeit! Vielleicht später mal!“ Natürlich weiß ich schon jetzt, wie deine Antwort „später mal“ sein wird. Mach dir nichts vor, die passende Zeit wird niemals kommen. Ich kann mich auf zehn Jahre zurückblickend vielleicht an zwei oder drei Momente von völlig unbeschwertem Lesen erinnern. Andere Verpflichtungen waren immer da, genauso wie beunruhigende Gedanken auf dem Herzen und Augen voll Schlafs! „Später mal“ wir das genauso bleiben. „Kaufet die Zeit aus“, erinnert uns daran, dass ein Invest benötigt wird. Lesen kostet! Weiterlesen

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Warum wir das Lesen lieben

Diesen Artikel von Tim Challies habe ich übersetzt und veröffentliche ihn hier mit freundlicher Genehmigung.

Ich habe einen eifrigen Outdoor-Fan gesehen, einen Angler, der langsam vorbeizieht. Er kommt Morgen für Morgen, Tag für Tag, immer zur gleichen Zeit und immer zum gleichen Ort. Er wartet geduldig auf den Großen Fang, auf den schwierigen Treffer, den harten Kampf, der ihm einen Preis einbringen soll.

Ich angle nicht, aber ich lese – und ich sehe hier Ähnlichkeiten. Ein eifriger Leser nimmt ein Buch nach dem anderen, Tag für Tag, forscht und sucht aufmerksam nach den wenigen aber wichtigen Gedanken. Vierhundert Seiten – oder sogar achthundert – kosten nicht viel für einen wichtigen Gedanken. Man zahlt einen kleinen Preis für eine Erkenntnis, die zur Anwendung führt und zur Lebensveränderung.

Manchmal musst du eine Menge lesen, um einem wirklich wichtigen Gedanken zu begegnen. Einige Bücher enthalten nur Banalitäten; einige enthalten Gedanken, auf die du bereits vorher tausendmal gestoßen bist. Dann aber, endlich, findest du einen Gedanken, der es in sich hat. Das ist eine große Freude. Eine Belohnung.

Der Angler ist belohnt, wenn er endlich einen Fisch hat. Er macht ein Foto, wiegt ihn, bringt ihn nach Hause, hängt ihn auf und präsentiert ihn der ganzen Welt. Der Leser ist belohnt, wenn er endlich seinen Gedanken hat. Er nimmt diesen Gedanken, denkt darüber nach, redet darüber, wägt ihn ab, untersucht ihn und bezieht ihn in sein Leben ein.

So ist es kein Wunder, dass wir das Lesen lieben. Wir lesen, um eine Beute zu entdecken. Wir lesen, um zu lernen und um zu leben.

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Warum ich keine Gratiszeitung lese

Hanniel Strebel hat fünf Gründe genannt, warum er auf das Lesen einer Gratiszeitung verzichtet. Es sind Gründe, die sicher nicht auf jede Gratiszeitung und nicht jeden Artikel zutreffen. Aber sie ermutigen uns zur bewussten Entscheidung welche Lektüre wir wählen.

      1. Ich fühle mich belästigt.
      2. Ich will mich nicht langweilen.
      3. Mein Tag hat 24 Stunden.
      4. Ich will meine produktive Zeit erhöhen.
      5. Die konsumierten Inhalte prägen.

Zum vollständigen Artikel: www.hanniel.ch.

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Ich lese „nur“ die Bibel …

Frage: Man hört öfter das Argument: „Ich lese keine Bücher oder Auslegungen über die Bibel, ich lese lieber die Bibel selbst.“ Ist das eine richtige und nachahmenswerte Einstellung?

Antwort: Sicherlich nicht! Natürlich ist das Lesen der Heiligen Schrift von äußerster Wichtigkeit, und es sollte neben dem Gebet den höchsten Stellenwert in unserem Leben haben. Aber Gott benutzt zu unserem Wachstum in der Erkenntnis Seiner Selbst nächst Seinem Wort eine Reihe anderer Hilfsmittel, die selbstverständlich alle auf dieses Wort gegründet sind. Eines der wichtigsten dieser Hilfsmittel ist die Belehrung durch andere. Gott will, dass sie geschieht, und jeder von uns braucht sie.

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