Alle Artikel mit dem Schlagwort “Spurgeon

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Rowland Hill lehrt das Beten

Das Werk „Eccentric Preachers“ ist sicherlich eines der unbekanntesten von Spurgeon. Aber viele der darin besprochenen Begebenheiten sind mir auch über Jahre in Erinnerung geblieben. So auch dieses Zeugnis über Rowland Hill, wie er einem Schlendrian das Beten beigebracht hat:

Ich möchte ausführlich zitieren (S43-45) und habe für die Übersetzung auf Chat-GPT zurückgegriffen. (Übrigens habe ich schon einmal über das Buch gesprochen. Dort berichtet Spurgeon über sein „Bart-Erlebnis“):

„Lassen Sie mich Ihnen ein oder zwei Beispiele geben, und das erste stammt aus Mr. Grants Aufzeichnen über Rowland Hill in „The Metropolitan Pulpit“. Es wird in einem etwas wortreichen Stil erzählt, aber die Abwechslung von meiner eher abrupten Art könnte eine Erleichterung sein:

„Eine fromme Frau, ein Mitglied der Surrey Chapel, war mit einem Ehemann verheiratet, der, obwohl er freundlich zu ihr war, keinen Sinn für Religion hatte, aber es liebte, die Stunden mit Biertrinken zu verbringen, die sie beim Hören des Evangeliums verbrachte. Es geschah, dass das Paar aufgrund einer geschäftlichen Enttäuschung ihre Miete an einem bestimmten Quartalstag nicht bezahlen konnte. Die Folge war, dass eine Pfändung auf ihr Mobiliar gelegt wurde und eine Partei damit beauftragt wurde, wie es im Fachjargon heißt, ‚Besitz zu ergreifen‘. Nachdem sie jeden erdenklichen Plan durchdacht hatten, um sich aus den Schwierigkeiten zu befreien, in denen sie sich befanden, standen sie kurz davor zu verzweifeln, als der Ehefrau die Idee kam, die Umstände Mr. Hill vorzutragen. Sie begab sich sofort zu seinem Haus, erhielt sofort Zugang zu ihm und machte mit nicht geringer Zittern eine kurze und einfache Darstellung der Situation.

‚Wie viel würden Sie benötigen, um Ihre Möbel zu retten und die Person loszuwerden, die im Besitz ist?‘ fragte Mr. Hill.

‚Achtzehn Pfund, Sir, wären völlig ausreichend für diesen Zweck‘, antwortete die arme Frau mit klopfendem Herzen.

‚Ich werde Ihnen ein Darlehen von zwanzig Pfund geben, und Sie können es mir zurückzahlen, wann es Ihnen passt. Schicken Sie Ihren Mann zu mir, sobald Sie nach Hause kommen, und ich werde zwei Zehn-Pfund-Scheine bereit haben, wenn er ankommt. Ich möchte die Scheine lieber ihm als Ihnen geben.‘

Mrs. D___ verließ Mr. Hills Haus und eilte mit leichten Schritten, aber mit noch leichterem Herzen nach Hause. Nachdem sie ihrem Mann mitgeteilt hatte, was zwischen ihr und ihrem Pfarrer passiert war, ist es unnötig zu sagen, dass er keine Zeit verlor, sich auf den Weg zu Mr. Hills Haus zu machen. Dieser empfing ihn mit viel Freundlichkeit.

‚Und so‘, sagte er, ‚sind Sie so unglücklich, dass jemand im Besitz ist.‘

‚Leider ja, Sir.‘

‚Und zwanzig Pfund reichen aus, um ihn loszuwerden und Ihnen Ihre Möbel zurückzugeben?‘

‚Ja, Sir.‘

‚Nun, dann‘, sagte Mr. Hill und wies auf den Tisch, ‚da sind zwei Zehn-Pfund-Scheine für Sie, die Sie zurückzahlen können, wenn Sie in der Lage sind. Nehmen Sie sie.‘

Der andere trat an den Tisch, nahm die Scheine und war dabei, sie zusammenzufalten, während er Mr. Hill herzlich für die Freundlichkeit dankte und die Hoffnung äußerte, dass er den Betrag bald zurückzahlen könne, als der Reverend plötzlich ausrief: ‚Warten Sie einen Moment! Legen Sie die Scheine wieder hin, bis ich einen Segen darüber gesprochen habe.‘

Der andere tat, wie ihm geheißen wurde, woraufhin Mr. Hill, beide Arme ausstreckend, ein kurzes Gebet sprach: ‚O Herr, der du der Urheber aller Barmherzigkeit und der Geber jeder guten und vollkommenen Gabe bist, sei gnädig und segne die Summe Geldes, die diesem Mann gegeben wird, damit sie zu seinem jetzigen und ewigen Wohl beiträgt. Um Jesu Christi willen.‘

‚Nun, Sir‘, sagte Rowland Hill, als er sein kurzes Gebet beendet hatte, ‚nun, Sir, können Sie das Geld nehmen.‘

Der andere nahm zum zweiten Mal die beiden Zehn-Pfund-Scheine und war dabei, sie wie zuvor zusammenzufalten, als Mr. Hill ihn daran erinnerte, dass er etwas vergessen hatte. Man kann sich leicht vorstellen, dass er inzwischen ziemlich verwirrt war. Seine Verwirrung wuchs hundertfach, als Mr. Hill bemerkte: ‚Aber, mein Freund, Sie haben selbst noch nicht um einen Segen für das Geld gebeten. Sie sollten es jetzt tun.‘

‚Sir‘, stotterte der andere und konnte sich kaum auf den Beinen halten, ‚Sir, ich kann nicht beten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie gebetet.‘

‚Sie haben umso mehr Grund, jetzt damit anzufangen‘, bemerkte der Reverend in seiner gewohnt kühlen, aber tadelnden Weise.

‚Ich kann nicht, Sir; ich weiß nicht, was ich sagen soll.‘

‚Versuchen Sie es, danken Sie Gott und bitten Sie um seinen Segen, so kurz Ihr Gebet auch sein mag.‘

‚Ich kann nicht, Sir; ich kann keinen einzigen Satz sagen.‘

‚Dann können Sie das Geld nicht haben. Ich werde einem Mann ohne Gebet keine zwanzig Pfund leihen.‘

Der andere zögerte einen Moment, dann sagte er mit geschlossenen Augen und erhobenen Händen mit großer Ernsthaftigkeit: ‚O Herr, was soll ich dir und Mr. Hill an dieser Stelle sagen?‘ Er wollte einen weiteren Satz beginnen, als der Reverend ihn unterbrach und bemerkte: ‚Das reicht für den Anfang. Es ist ein sehr gutes erstes Gebet, denn es kommt von Herzen. Nehmen Sie das Geld, und möge Gottes Segen damit einhergehen.‘ Während er sprach, nahm Mr. Hill die beiden Zehn-Pfund-Scheine auf, reichte sie dem halb verwirrten Mann, schüttelte ihm herzlich die Hand und wünschte ihm einen guten Morgen.

Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass nicht nur Mann und Frau in weltlichen Dingen erfolgreich wurden, sondern dass das Ereignis einen so tiefen Eindruck im Geist des Ehemannes hinterließ, dass es schließlich zu seiner Bekehrung zu Gott führte.“

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Neues und Altes aus der Hör-Schatzkammer

Einige Hör-(Neu)Entdeckungen, die ich mit euch teilen möchte:

Dr. Brockers Weltraumabenteuer

in 29 (30?) Folgen werden von teils legendären Sprechern (Fred Graeve als Dr. Brocker und Thomas Streibig als sein größter Konkurrent Fletcher machen ihre Rollen einfach genial) Fragen von Wissenschaft und Glaube sehr interessant verknüpft. Für Kinder (und Kindgebliebene) ab 10. Eine Hörspielreihe, die wie die Wildwest-Abenteuer (vor allem) von Hanno Herzler realisiert wurden.

Der Fürst und der Fährmann

Leider blieb es – so weit mir bekannt ist- nur bei dieser Folge einer sehr spannenden Idee, in der sich eine unerwartete Freundschaft zwischen einem Fürsten und einem armen Fährmann entwickelt. Vom Produktiven Duo zur Nieden/Herzler realisiert.

„Alles was Christus ist…“ – Acht Christuspredigten von C.H. Spurgeon

Eine wirklich gelungene Predigt-Auswahl von Spurgeon wurde vertont. Während sich Spurgeon in der einen Predigt auf die Erniedrigung Christi konzentriert, bespricht er in einer anderen seine Herrlichkeit. Niemals werden sie langweilig, da trotz seiner häufig blumigen Art, ihm durchgehend konkrete Anbindungen und Anwendungen an die Vereinigung und Verbindung Christi mit der Gemeinde gelingen. Achtung: machen süchtig -seid gewarnt! Wer dann abhängig wird, findet auf „Audio-Deutsch“ nur noch „Meine Bekehrung“, Eine gute Menge auf dem Kanal Glaubensgerechtigkeit oder auf meinem Channel (gelesen von Esther Funk).

Robin Hood

Diese Lesung von Robin Hood ist sehr gelungen, ich denke Kinder ab 6 Jahren dürften schon mitkommen, aber auch die größeren werden an manch einer komischen Szene ihre Freude haben.

Wilhelm Tell

Ich überlege schon länger, wie man Kinder an Literatur heranführen kann, und finde das alles andere als leicht. So richtig einen Plan habe ich immer noch nicht, aber ich habe Wilhelm Tell in der Reihe „Weltliteratur für Kinder“ ausprobiert und Otto Sanders Stimme ist in dieser Geschichte natürlich schon ein Genuss.

Die Leute von Seldwyla von Gottfried Keller

Dieser Novellenzyklus von 10 Geschichten enstand während der Arbeit Kellers am riesigen Roman „der Grüne Heinrich“. Alle Ideen, die nicht so ganz in die große Geschichte passten wurden in diesen Zyklus ausgelagert. Sie spielen alle in Seldwyl und Umgebung einem fiktiven schweizerischen Ort und sind eine bunte Mischung von Geschichten: Eine Entwicklungsgeschichte (Panktraz der Schmoller) ist genauso dabei wie eine Tragödie (Romeo und Julia auf dem Lande) oder ein Märchen (Spiegel das Kätzchen) oder eine Komödie (Kleider machen Leute). Es überwiegen aber Lebensbilder mit stark satirisch-groteskem Einschlag. Mein Favoriten sind „Dietegen“ und „Die drei gerechten Kammmacher“. Jede der zehn Geschichten ist ein Meisterwerk, wobei ich nach diesen zunächst einmal genug von Keller hatte.

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Darf man etwas von Spurgeon lesen?

Eine regelmäßig gemachte Beobachtung möchte ich berichten. Man teilt mit jemanden ein Zitat von z.B. Spurgeon, aber es darf auch Luther sein oder Calvin, oder ein Puritaner, oder C.S. Lewis oder eigentlich sonst jemand, bisher konnte ich es mit eigentlich jedem Autor erleben, möchte es aber für den Artikel – for the sake of the argument – auf sogenannte „calvinistische“ Autoren beschränken. Die Gänsefüßchen, weil auf Rückfragen die verschiedensten Definitionen von „calvinistisch“ gegeben werden, wobei ich mich bei etwa 50%-70% der Definitionen frage, ob die Autoren diese akzeptieren würden.

Der Gesprächsverlauf ist in etwa dieser:

S (für Sergej): „Diese oder Jene Predigt von Spurgeon hat mich getroffen und hat mich wirklich erbaut. Außerdem konnte ich auf eine Frage, auf die ich schon seit Monaten Antwort gesucht habe, eine zufriedenstellende Antwort finden.“

V(für Varianten möglicher Reaktionen):

  1. „Das ist interessant, aber sollte man bei Spurgeon nicht aufpassen, schließlich war er ja calvinistisch geprägt“
  2. „Ich habe mal gehört, Spurgeon hat mal geraucht“
  3. Weitere entweder emotionelle oder intellektuell formulierte Varianten von 1 oder 2 oder 1 und 2.

Zum einen gestehe ich ein, dass ich natürlich Kontroversen anziehe und gerne argumentiere und sozusagen solchen Widerspruch wie ein Magnet anziehe. Den in der Tat auf Einwände 1 bis 3 versuche ich meinst mit Argumenten entgegenzutreten („Das Rauchen empfahl ihm sein Arzt, als er ihn wegen seiner Furcht, abhängig vom Kafffee zu werden, ansprach“).

Aber mir geht langsam auf, dass womöglich sämtliches Argumentieren unnötig oder mindestens „kindisch“ war, das wird deutlich wenn man die Argumentation einfach umdreht:

-> Habe ich Spurgeon etwa deswegen gelesen weil er eine ganz bestimmtes Verständnis von der Vorherbestimmung hat? Ist das der Grund, warum ich mir Predigten über „Christus im Alten Testament“ von ihm reinlese, warum ich E. Funk frage, ob sie Predigten von Spurgeon aufnimmt, warum ich seine Tröstenden Worte in „Ich bin der Herr, dein Arzt lese“, warum ich seine humorvollen Spitzfindigkeiten in „Guter Rat für allerlei Leute“, warum ich über seinen Tiefsinn in seiner Autobiographie staune? Ist das der Grund dafür? Oder lese ich das alles deswegen, weil Spurgeon geraucht hat? Wahrscheinlich müsste ich dann die Reformatoren deswegen lesen, weil sie die Baptisten verdammt haben und die Puritaner, weil sie so übertrieben streng waren.

Selbst wenn die Einwände wirklich stimmen und völlig zutreffend wären und z.B. Spurgeons Model der Prädestination völlig fatal, so wäre das doch nicht der Grund für mich ihn zu lesen!

Ich glaube also schon, dass es wichtig ist, sich die Frage zu stellen, warum man einen Autor liest oder nicht und ich mache vor allem ein zentrales Maß aus: Die Frage nämlich, ob der Autor wirklich den Herrn sucht, für den Herrn eifert, Gott liebt, Christus zu erfassen sucht. Das Suche ich: Eine Leidenschaft für Gott, etwas, das in meiner Seele den Hunger nach Gott weckt, oder mich aufweckt, wenn ich diesen Hunger in irgendwelchen Götzen zu stillen suche. Das ist für mich das allesentscheidende Maß an dem ich christliche Literatur messe. Die entscheidende Frage, ob man zu einem Buch greift, sollte diese sein: Bringt mich das Buch näher zu Gott? Nicht das ich mich selbst immer daran halten würde und nicht schon von manch einem eher „leeren“ Roman habe fesseln lassen. Aber gerade in der christlichen Literatur suche ich doch nicht feine Rhetorik (selbst von einem Nichtraucher) oder clevere Polemik (selbst von einem Arminianer), nein ich suche den Hunger nach Gott. Etwas, das die Psalmen so oft ausdrücken: Ein Lechzen nach Gott, wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt! Finde ich das, ist mir schlicht zweit- (eher dritt)-rangig, welches Taufverständnis und welches Endzeitmodel der Autor vertrat und welcher Denomination er angehört hat. Genau diesen Hunger finde ich bei Spurgeon, aber ich finde ihn relativ selten bei seinen Kritikern…

Das lässt uns mit der Frage zurück: Warum lässt sich bei uns so wenig Hunger nach Gott finden, wenn wir zu christlichen Büchern greifen?

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„Wiedergeburt durch die Taufe“ von C.H. Spurgeon

Mit noch 29 Jahren hielt C.H. Spurgeon eine Predigt, die die theologischen Artikel seiner Zeit noch jahrzehntelang prägen sollte. Einen Überblick der Debatte gibt G. Beasley-Murray im Einführungskapitel zu „Did the Early Church Baptize Infants„. Thema dabei war ausgerechnet die Taufe.

Spurgeon rechnet mit den unter Eid verbrieften Aussagen innerhalb der anglikanischen Taufpraxis ab, die dem Getauften die Wiedergeburt zusagt. Die Durchführung dieser Praxis kann Spurgeon nur in sehr entschiedenen Tönen verwerfen:

„Ich kann verstehen, dass ein einfältiger, unwissender, ungelehrter Mensch dies alles auf die Forderung eines Priesters hin tut; aber ich kann nicht verstehen, wie gottesfürchtige, verständige Leute am Taufstein stehen und den so gnädigen Vater mit Gelübden beleidigen können, die nach einer Erdichtung zusammengestellt wurden und praktisch Falschheit beinhalten. Wie dürfen verständige Gläubige es wagen, Worte zu sprechen, von denen sie in ihren Gewissen überzeugt sind, dass sie sich weit von der Wahrheit entfernen? Selbst wenn ich imstande sein sollte, den Prozess zu verstehen, durch welchen gottesfürchtige Menschen ihre Gewissen mit solchem Tun in Übereinstimmung bringen können, selbst dann werde ich den festen Glauben haben, dass der Gott der Wahrheit niemals einen geistlichen Segen höchster Art mit dem Hersagen solcher falschen Versprechungen und unwahren Gelübde in Verbindung bringen könnte und dass Er es niemals tun wird. Meine Brüder, fällt es euch nicht auf, dass solche unehrlichen Erklärungen nicht mit einer neuen Geburt verbunden sein können, die von dem Geist der Wahrheit gewirkt wird? Ich bin mit diesem Punkt noch nicht ganz fertig, denn ich muss einen anderen Fall annehmen und voraussetzen: Dass Paten und Patinnen gottlos sind, und das ist keine harte Voraussetzung, da wir in vielen Fällen wissen, dass Paten und Eltern nicht mehr über den Glauben nachdenken als der abgöttisch geheiligte Stein, um den sie sich versammeln. Was sind diese Sünder zu sagen bereit, wenn sie ihren Platz eingenommen haben? Nun, sie sind bereit, die ernsten Gelübde abzulegen, die ich bereits erwähnt habe. Total ungläubig, wie sie sind, versprechen sie dennoch für den Säugling, was sie selber niemals getan und worüber sie nie nachgedacht haben. Sie versprechen an Stelle dieses Kindes, »dass es dem Teufel und allen seinen Werken entsagt und beständig Gottes heiliges Wort glauben und gehorsam seine Gebote halten werde«.

Meine Brüder, denkt nicht, dass ich hier hart spreche. Ich denke wirklich, dass hier etwas ist, dass den Dämonen Anlass zum Gespött gibt. Jeder ehrliche
Mensch sollte es beklagen, dass Christen so etwas dulden und dass es gläubige Leute gibt, die sich schmerzlich getroffen fühlen, dass ich in aller Freundlichkeit des Herzens die Abscheulichkeit strafe. Unwiedergeborene Sünder versprechen für einen armen Säugling, dass er alle heiligen Gebote Gottes halten werde, die sie selbst tagtäglich in ausgelassener Weise brechen! Dies kann nur die Langmut Gottes ertragen. Und man sollte nicht dagegen sprechen? Die Steine auf der Straße könnten sich über solche Niedertracht gottloser Männer und Frauen beklagen, welche versprechen, dass ein anderer dem Teufel und allen seinen Werken entsagt, während sie selber dem Teufel dienen und seine Werke mit wahrer Begierde tun. Und der Höhepunkt von dem allen ist, dass ich glauben soll, dass Gott das gottlose Versprechen annimmt und infolgedessen das Kind wiedergeboren wird. Ihr könnt an eine Wiedergeburt durch diese ›Operation‹ nicht glauben, egal ob die Paten Heilige oder Sünder sind. Wenn sie Gläubige sind, so tun sie unrecht, indem sie tun, was ihr Gewissen verdammen muss; wenn sie Gottlose sind, so tun sie unrecht, wenn sie etwas versprechen, von dem sie wissen, dass sie esnicht halten können, und in keinem Fall kann Gott solchen Dienst annehmen, noch viel weniger die Wiedergeburt unfehlbar an eine solche Taufe knüpfen.“

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C.H. Spurgeon: Auf dein Wort
Andachten für jeden Tag

Ein Freund, der schon Jahrelang die unterschiedlichsten Andachtsbücher verwendet, meinte neulich, dass „Auf dein Wort“ von C.H. Spurgeon jenes ist, was ihm sowohl am Meisten mitgegeben hat, wie auch am Besten hängengeblieben ist. Die Andacht für den 1. Januar empfinde ich als sehr treffend auch für das Jahr 2022:

„Der Herr aber sprach zu Mose: Ist denn die Hand des Herrn verkürzt?“ (4. Mose 11,23)

Oft benimmt sich die Gemeinde Gottes so, als sei sie davon überzeugt, dass die Hand des Herrn verkürzt ist. Sie glaubt zwar, dass die göttliche Hand einst mächtig genug war, an einem Tag dreitausend Menschen durch die einfache Predigt des Petrus zu bekehren. Sie glaubt, dass ihr Gott in alten Tagen so gewaltig war, dass ihre armen, ungebildeten Evangelisten es mit den Schülern des Sokrates aufnehmen konnten und imstande waren, die Götter der Heiden zu stürzen. Sie glaubt das alles, und doch handelt sie heute oft so, als sie das Evangelium kraftlos geworden und als hätte sich der Geist Gottes völlig von ihr zurückgezogen! In jenen ersten Tagen sandte sie ihre Missionare bis an die Enden der Erde. Sie waren ohne Mittel und zogen aus ohne Tasche und Beutel in dem festen Glauben, dass der, welcher sie berief, auch für ihren Unterhalt sorgen werde. Sie wagten ihr Leben, aber sie gewannen auch viele Menschen für Christus, und es gab kaum einen Flecken Erde, der den Menschen jener Zeit bekannt gewesen wäre, wo der Name Jesu nicht gepredigt wurde. Aber wir – die entarteten Söhne herrlicher Ahnen-, wir fürchten uns nun, Gott zu vertrauen. Oh, hätten wir mehr Berufene des Herrn, die das Evangelium im Glauben an seine innere Kraft verkündigen, mit der Zuversicht, dass sich der Geist Gottes dazu bekennen wird! Die Zweifel, die Befürchtungen, die Berechnungen, beweisen meine Behauptung, dass die Gemeinde des Herrn glaubt, dass des Herrn Hand verkürzt sei. O Zion, zähle nicht mehr deine Heerscharen, denn deine Stärke ist deine Ohnmacht; berechne nicht länger deinen Reichtum, denn dein Reichtum ist oft deine Armut gewesen und deine Armut dein Reichtum. Denke nicht an die Bildung oder Beredsamkeit deiner Boten; denn wie oft stehen diese Dinge dem ewigen Gott im Wege! Tritt vielmehr im einfältigen Vertrauen auf seine Verheißungen hervor, und du wirst sehen, ob er nicht nach seinem Wort tun wird.“

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Zwölf Perlenketten meiner Lektüre

Der Artikel „Meine persönliche „Top-Ten“ Auswahl christlicher Werke“ benötigt dringend eine Aktualisierung. Heute kann ich sie endlich liefern:

Zunächst möchte ich aufzeigen, wo die Grenzen meines bisherigen Artikels liegen.  Anschließend erläutere ich das Konzept, dass ich als „Perlenketten“ bezeichne: Das Konzept ermöglicht mir, sich mit zentralen Themen ausführlich zu befassen und doch unterschiedliche Perspektiven einzubinden. Die Frage, die ich dabei bespreche, ist, wie man eine hilfreiche Kette mit einem passenden „Anfangsknoten“ knüpft. Schließlich gewähre ich einen Blick in eine größere Auswahl an Perlenketten.

Was an meiner bisherigen Liste problematisch ist

Im Wesentlichen drei Dinge:

1) Es fehlte Struktur: Vor allem „heilige fromme“ Titel prägten mich, häufig ohne Folgen für das alltägliche Leben.

2) Fehlt Substanz: Vor 9 Jahren war ich einfach kein erfahrener Leser: So kannte ich außer Calvins Bibelkommentaren kaum einen anderen Kommentar. Und obwohl ich diese weiterhin für exzellent halte, denke ich, dass man weiser mit Kommentaren umgehen kann.

3) Ich konzentriere mich ausschließlich auf christliche Werke. Ein Schwerpunkt, der mein Leben auch weiterhin prägt, aber ich habe immer auch gerne Klassiker gelesen, die ich nun mit aufnehme.

Wie Perlenketten entstehen

Am Anfang einiger meiner Perlenketten steht der Predigtdienst von Tim Keller:  Immer wieder finden sich dann Beiträge, in denen er davon spricht, welche Autoren ihn geprägt haben. Er sagt, dass er sich in jungen Jahren mit der Frage konfrontiert sah, wie er Nicht-Christen erreichen kann. In Amerika könne man in vielen Bereichen immer noch die Kirchen voll mit Besuchern bekommen, weil viele noch über das christliche Vokabular verfügen. Er sah sich mit der Frage konfrontiert, wie er das Evangelium auch denen erzählen kann, die mit dem christlichen Konzept von Gott, Schöpfung und Erlösung nicht viel anfangen können und fand dabei viel Hilfe in den anglikanischen Evangelikalen Stott, Packer, Motyer, Lucas und weitere. Schon war mein erster Knoten geknüpft: Ich sehe in meinem Umfeld die gleiche Herausforderung, und ein Abgleichen meines Denkens an einer doch anderen Kultur der Briten der 50er bis 90er klingt verlockend. Weiterlesen

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Ein technisches Gleichnis

„Bevor ich das Evangelium kannte, sammelte ich die unterschiedlichsten Kenntnisse aller Arten von Wissenschaften – mal hiervon, mal davon, ein wenig Chemie, ein wenig Botanik, ein wenig Astronomie, ein wenig dies, ein wenig das. Es war ein chaotisches Durcheinander. Seit ich das Evangelium kenne, entsteht in meinem Gehirn Ordnung: Alles bekommt seinen Platz. Mir scheint, daß ich, als ich Christus entdeckte und ihn als gekreuzigt, den Mittelpunkt des Systems gefunden hatte, so dass ich nun jede wissenschaftliche Erkenntnis einordnen kann. Von der Erde aus gesehen, bewegen sich die Planeten völlig ungeordnet. Erst die Kenntnis des Sonnensystems gibt ihnen Konstanz und Ordnung. So ist es mit dem Wissen. Beginne mit welcher Disziplin du willst – du hast immer nur die halbe Wahrheit. Beginnst du mit dem Wissen von dem gekreuzigten Christus, dann hast du die Sonne, um die alle anderen Wissenschaften sich in vollkommener Harmonie bewegen. Christus ist für mich die Weisheit Gottes. Seit ich Christus, den Gekreuzigten kenne, kann ich alles lernen.“ (C.H. Spurgeon; Alles zur Ehre Gottes, Autobiographie S. 63)

An keiner Stelle seiner Autobiographie kann ich mich mehr mit Spurgeon identifizieren, als an dieser Erfahrung. Im Folgenden möchte ich einen kurzen Einblick in meine tägliche Arbeit als Ingenieur geben, und welche Parallelen ich hier für das Glaubensleben entdecken konnte.

Ich persönlich arbeite als Entwickler von Ink-Jet-Drucksystemen. Zumindest aus nicht allzu lang vergangenen Zeiten, kennt so gut wie jeder einen Ink-Jet-Drucker von zu Hause. Und ich glaube fast jeder hat viele Nerven mit austrocknender Tinte, Farbvermischung, verstopften Patronen und derlei mehr verloren. Und genau hier liegt mein Arbeitsschwerpunkt, die ganzen Abläufe in einem Drucker so zu gestalten, dass Fehler möglichst selten vorkommen, am besten natürlich vollständig ausgeschlossen sind. Weiterlesen

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Über 4600 Texte von Spurgeon auf Deutsch

EDIT: Schriftenarchiv.de hat seinen Dienst eingestellt und die Dokumente finden sich nun hier.

Mit großer Freude bin ich seit vielen Jahren ein Nutznießer von Spurgeons Predigten. Ich habe viele auf Deutsch erhältlichen Bücher von Spurgeon gelesen. Zusätzlich habe ich immer wieder auf seine englischen Predigten bei spurgeongems.org  zurückgegriffen. Hier im Blog haben wir schon seit 2012 eine umfangreiche Bibliografie zu C.H. Spurgeon mit meist deutschen Werken, die von Sergej Pauli erstellt wurde und gepflegt wird.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Spurgeon.png

Doch gibt es noch andere Spurgeon-Liebhaber, die in ihrem Katalog über 4600 Predigten und andere Buchauszüge von Spurgeon digitalisiert und kostenlos zur Verfügung gestellt haben.

Ich kann nur erahnen, wie viel Arbeit dahinter steckt. Es ist auf jeden Fall eine sehr wertvolle „Schatzkammer“ aus Spurgeons Feder. Und das in deutscher Sprache. Wenn ich das richtig sehe, dann stammt in diesem Archiv die erste Predigt von Spurgeon aus dem Jahr 2007. Das sind also 10 Jahre fleißiger Arbeit. An dieser Stelle einen herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für diese überaus wertvolle Arbeit.

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Tipp: Bibellese am Morgen und am Abend

548067Spurgeon gehört wahrscheinlich zu den meistgedruckten Predigern des 18. Jahrhunderts. Sergej Pauli hat hier im Blog in 2015 eine Übersicht mit allen Büchern und anderen Medien erstellt, die im Zusammenhang mit Spurgeon stehen. Und diese Bibliographie ist bei weitem nicht vollständig. Regelmäßig erscheinen weitere Bücher.

Zuletzt hat der Verlag CLV mehrere sehr schön gemachte Bücher im handlichen Format mit festem Einband veröffentlicht. Es sind nicht alle Jäger, die das Horn blasen, Guter Rat für allerlei Leute, Die herzliche Barmherzigkeit, Es steht geschrieben und Ich bin der Herr, dein Arzt.

Ich möchte auf ein Andachtsbuch von Spurgeon hinweisen, welches bereits in 2012 erschienen ist. Bibellese am Morgen und am Abend ist bei Lichtzeichen erschienen und verrät schon im Titel, dass es sich hierbei um ein ungewöhnliches Andachtsbuch handelt. Das ist auch am Umfang zu bemerken, so ist es ganze 760 Seiten dick.

Statt nur 366 Andachten enthält das Buch 2 x 366 Andachten, für jeden Morgen und für jeden Abend im Jahr. Jede Andacht beginnt mit einem Vers, der im Weiteren von Spurgeon ausgelegt wird. Das Buch hat einen festen Einband und ist so gegen einen zu schnellen Verschleiß geschützt. Mit 19,95 EUR ist es nicht günstig, ist jedoch sein Geld wert. Wer lieber ein eBook vorzieht, wird für 9,49 EUR fündig. Außerdem ist es auch als Hörbuch für 9,95 EUR erschienen.

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Meine persönlichen Lieblingsautoren christlicher Werke

Vor fast drei Jahren habe ich hier im Blog meine liebsten christlichen Bücher vorgestellt. In dieser Zeit durfte ich einiges Neue lernen, und komme dadurch zum Ergebnis, einige Autoren neu dazu nehmen zu müssen, und andere wiederum aus der Liste zu streichen. Die Liste ist zudem nicht bewertend zu verstehen und ist total subjektiv. Zudem glaube ich, dass einige Autoren für andere Menschen weitaus hilfreicher sein könnten, als für mich; dies kann jedoch auch umgekehrt sein.

Eine Warnung sollte ausgesprochen werden: Egal welches Buch du lesen wirst, wenn du es mit der falschen Einstellung liest, wird es dir zum Schaden dienen, selbst wenn es die Bibel höchstpersönlich ist. Betrachte nur die ganzen Theologen, die Christus aus ihrer Theologie raus geworfen haben, und nichts mehr Rechtes in Gottes Wort entdecken können.

Bei jedem Autor möchte ich zudem hinzufügen, was seine Werke mir persönlich gebracht haben.

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